Einen besonders extremen Fall gab es beispielsweise in der Silvesternacht von 2022 auf 2023: Hier kam es in vielen Städten zu Ausschreitungen, darunter auch in Peine. Polizeibeamte wurden von einer etwa 30-köpfigen Gruppe mit Böllern und Feuerwerksraketen beschossen. Dabei wurde eine Polizistin verletzt. Bereits zwei Tage vor dem Jahreswechsel sind Beamte in der Südstadt das Ziel von Attacken geworden. Am Montag, 26. August, soll der Prozess am Peiner Amtsgericht wegen der Silvester-Krawalle beginnen. Vorgeworfen wird den Angeklagten besonders schwerer Landfriedensbruch.
Eine besonders schwere Bedrohung, die auch zu den entsprechenden Fällen gezählt wird, gab es im Jahr 2020: Damals war eine Polizistin, ohne etwas davon zu ahnen, in eine Wohnung über einem Peiner Café gezogen, in dem sich zeitweise auch Personen aus dem Clan-Milieu aufgehalten haben sollen. Diese sollen die Beamtin so lange bedroht haben, bis sie aus der Wohnung zog und sich versetzen ließ. „Solche Extremfälle sind zum Glück die absolute Ausnahme“, sagt Jansen zu den genannten Beispielen.
Deutlich häufiger komme es zu gewaltsamen Übergriffen, wenn Leuten eigentlich geholfen werden soll. Ein Paradebeispiel seien Rettungseinsätze, bei denen die Polizei zur Unterstützung vor Ort ist. So komme es immer wieder vor, dass verletzte Personen unter Alkoholeinfluss den Rettungskräften und Polizisten gegenüber gewalttätig werden, schildert Jansen. „Eine solche Situation kann sich auch aus ganz alltäglichen Kleinigkeiten heraus entwickeln.“ Oft genug fange Gewalt bei Beleidigungen und Beschimpfungen an, manchmal komme es dann auch zu körperlichen Angriffen.
Der Umgang damit sei immer vom jeweiligen Fall abhängig. „Innerhalb der Polizei haben wir ein gutes Netz an Optionen und Hilfsangeboten. In schwerwiegenden Situationen gibt es die Möglichkeit, über unsere regionale Beratungsstelle Hilfsangebote zu bekommen“, erklärt der Sprecher.
Vorher werde viel über entsprechende Situationen gesprochen, im Kollegenkreis und innerhalb der Dienststelle helfe und unterstütze man sich gegenseitig.
Im vergangenen Jahr sind deutschlandweit laut einem Bericht des Innenministeriums 2979 Bundespolizistinnen und -polizisten angegriffen worden. Rund ein Viertel davon wurde demnach verletzt - die höchste Zahl seit Beginn der Datenerhebung im Jahr 2001.
Auch im Kreis Peine ist die Zahl gestiegen - um zehn Prozent im Vergleich zu 2022. Es wurden 43 Taten verzeichnet, bei denen es zu Gewalt gegen Polizisten und Rettungskräfte kam. Ein Jahr zuvor waren es noch 39 Taten. Um mittelfristig eine Reduzierung der Fälle zu erzielen, ist laut Polizei ein Zusammenwirken verschiedener Partner und Institutionen wichtig. Insbesondere müsse das Verständnis für polizeiliche oder andere Rettungseinsätze erhöht werden.