„Die Frage ist immer, ob man die Krankheit sofort erkennt“, gibt Tierarzt Gebhard Lauenstein zu bedenken. Schließlich würden sowohl Fieber als auch Blutarmut zu den typischen Symptomen zählen, die aber zugleich auch auf andere Krankheitsbilder hinweisen könnten. In seiner Praxis in Bodenstedt in der Gemeinde Vechelde im Landkreis Peine habe es im Februar diesen Jahres bisher einen einzigen Fall gegeben. Über das Blut ließe sich die Hunde-Malaria mikroskopisch nachweisen.
Durch die Klimaerwärmung gebe es die Zecken das gesamte Jahr über. Da es mittlerweile im Winter selten Frost gebe, bestehe auch in den kältesten Monaten des Jahres eine entsprechende Gefahr. „Nur durch eine vorbeugende Zeckenbehandlung mit Tabletten, die dem Hund alle drei Monate verabreicht werden, kann man sein Tier davor schützen“, erklärt er.
Allein das Absuchen des Tierfelles nach Zecken halte der Mediziner für problematisch, da die Zecke nicht einmal so groß wie eine Ameise sei. Seiner Ansicht nach würde man den Blutsauger erst dann sehen, wenn er sich voll gesogen habe. „Zecken trinken das 200-fache ihres Körpergewichts“, berichtet er.
Durch Zeckenschutzmittel würden die Zecken sterben, bevor sie anfingen, das Blut zu saugen. Doch immer öfter erlebe der Mediziner eine gewisse Skepsis der Tierhalter gegenüber den Mitteln. „Dabei sind es getestete Arzneimittel ohne Nebenwirkungen“, stellt er klar.
Sobald der Vierbeiner Krankheitssymptome anzeige, sollten Betroffene den Tierarzt aufsuchen. Der Arzt würde nach der Diagnose ein entsprechendes Mittel zwei Mal innerhalb von 14 Tagen spritzen, welches gegen Babiose wirke. „Allerdings kommt es oft zu Reizungen an der Injektionsstelle“, warnt der Tierarzt. Doch mit Blick auf die Krankheit Hunde-Malaria, die unter Umständen auch tödlich enden könne, sei es das geringere Übel.
„Einen Hund aus Polen haben wir durch diese Krankheit schon verloren“, berichtet die Wolfsburger Tierärztin Alexandra Kaltenbrunn-de Weert ernst. In den vergangenen fünf bis zehn Jahren habe sie in ihrer Praxis im Wolfsburger Ortsteil Kästorf insgesamt drei Fälle gehabt. Der aktuellste Fall sei ein Hund aus Berlin gewesen, der im Notdienst am Wochenende behandelt wurde. Das Tier habe die Babesiose zwar überstanden, doch viele schwere Wochen und Monaten hinter sich gebracht. „Zecken kennen keine Ländergrenzen“, betont sie mit Blick auf die fortschreitende Ausbreitung der Krankheit. Sowohl die Wetterverschiebung als auch der vermehrte Reiseverkehr würden mögliche Ursachen darstellen.
Es handele sich bei der Babesiose um eine zeckenübertragende Bluterkrankung. Die Babesien im Speichel der Zecken würden durch den Saugakt übertragen. Würde die Krankheit nicht rechtzeitig erkannt, so könne sie zu schweren Verläufen bis hin zum Tod des Tieres führen. Die Erreger ließen sich durch eine Blutuntersuchung nachweisen. „Aber jede Blutuntersuchung ist immer eine Momentaufnahme“, sagt Kaltenbrunn-de Weert. Das bedeute, dass der Vierbeiner ein halbes Jahr später dennoch an Babesiose erkranken könne. Der „Cola-Urin“ sei ein besonderes Indiz für die Erkrankung. Und auch die rapide Verschlechterung des Gesundheitszustandes des betroffenen Tieres sei typisch für Malaria.
Zur Behandlung eines betroffenen Tieres würden die Mediziner dem Hund das Medikament „Carbesia“ verabreichen. Doch der Zugriff sei problematisch: Da es in Deutschland nicht zugelassen sei, müsse es aus den europäischen Nachbarländern, wie Frankreich oder der Schweiz, bezogen werden. „Dabei reicht eine einzige Zecke aus, die es übertragt“, warnt die Tierärztin. Eine vernünftige Zecken-Prophylaxe übers gesamte Jahr sei daher wesentlich, um das eigene Tier zu schützen.
Doch die skeptische Haltung der Tierbesitzer gegenüber Schutzmitteln vergleiche sie mit der Impfmüdigkeit. „Dabei ist die Übertragung von Krankheiten durch Zecken sehr viel schwerwiegender“, stellt sie klar. Aber nicht alle Zeckenpräparate würden zu jedem Tier passen. Daher sollten Betroffene auf die Beratung und das Fachwissen der Tierärzte zurückgreifen. „Wir sind froh und dankbar, wenn wir Angst und Unwissenheit aus dem Weg räumen können“, so Kaltenbrunn-de Weert.
Bei bestimmten Anzeichen sollten bei Tierbesitzern die Alarmglocken angehen. „Wenn der Hund schlapp ist, Fieber bekommt und schlecht frisst, sollte man aber immer hellhörig werden“, betont Christine Koch, Tierärztin aus Isenbüttel im Landkreis Gifhorn. Dennoch rate sie Hundehaltern zu einer gesunden Vorsicht, ohne in Panik zu verfallen. Anders als die Sprachnachricht, die in Gifhorn kursierte und auch Koch erreichte. „Ich distanziere mich davon. Die Reaktion ist völlig übertrieben“, betont sie. Obwohl die Nachricht nicht von ihr stamme, habe auch sie viele panische Anrufe von Tierhaltern erhalten.
„Babesiose ist eine Mittelmeerkrankheit, die durch den Klimawandel nach Deutschland gekommen ist“, erzählt Koch. Fieber oder blasse Schleimhäute seien Symptome, die auf Malaria hinweisen könnten. Es gebe verschiedene Medikamente, mit denen sich die Krankheit behandeln ließe. „Die Heilungschancen hängen allerdings von Faktoren, wie dem Alter oder Impfstatus, ab“, sagt sie. Die Tierärztin habe selbst zwei Hunde, die sie nach jedem Spaziergang gründlich absuche.
Weder Kokosöl noch Bernsteinketten würden geeignete Mittel zum Zeckenschutz für Vierbeiner bilden. Für effektiver halte sie dagegen Zeckenschutzmittel, wie Spot-Ons, Tabletten oder Halsketten. Eine Beratung beim Tierarzt könne helfen, das richtige Mittel zu finden. „Ich rate generell zu regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen“, unterstreicht sie. Dort wolle sie Tierbesitzern entsprechendes Fachwissen an die Hand geben, um Krankheitssymptome besser erkennen zu können. Ab dem siebten Lebensjahr des Vierbeiners rate sie zu einem jährlichen Kontrolltermin.