West-Nil-Virus: Erster Fall bei Pferdim Kreis Peine nachgewiesen
Übertragung durch Stechmücken - Tierarzt gibt Tipps zur Impfung

Das West-Nil-Virus kann sich über Mücken auf Pferde übertragen. Im Kreis Peine gibt es jetzt den ersten nachgewiesenen Fall.Foto: Federico Gambarini
Kreis Peine. Nach zahlreichen Befunden in benachbarten Landkreisen wurde das West-Nil-Virus nun auch bei einem Pferd bei Oelerse nachgewiesen. Hauptsächlich infiziert das Virus Vögel, es kann aber auch auf Menschen, Pferde und andere Säugetiere übergehen – und besonders für Pferde können die Folgen schwerwiegend sein.

„Das Pferd in Oelerse zeigte leichte Nackensteifigkeit, Anlaufprobleme und war leicht apathisch“, schildert Fabian Laaß, Sprecher der Peiner Kreisverwaltung. Beim West-Nil-Virus verlaufe der natürliche Wirtskreislauf zwischen Stechmücken und Vögeln. In seltenen Fällen könne das Virus durch den Stich einer infizierten Mücke auch auf Pferde oder Menschen übertragen werden. Pferd und Mensch seien sogenannte Fehlwirte, was bedeutet, dass das Virus sich in ihnen nicht weiterentwickeln könne und von ihnen keinerlei Infektionsgefahr für ihre Umgebung ausgehe.

Das West-Nil-Virus ist in Afrika, Asien, Nordamerika und Europa verbreitet und eng verwandt mit dem Usutu-Virus, das ebenfalls Wildvögel infiziert und im August wiederholt im Landkreis Peine bei verendeten Amseln nachgewiesen wurde. In den meisten Fällen blieben die Infektionen mit dem West-Nil-Virus symptomlos, sagt Laaß. Jedoch würden einige Vogelarten besonders leicht erkranken, so seien vor allem Sperlingsvögel sowie auch Greif- und Eulenvogelarten empfänglich und erkrankten leicht, bis hin zu gehäuften Todesfällen.

Bei Pferden und Menschen könne es in Einzelfällen auch zu Krankheitssymptomen kommen. Menschen erkrankten jedoch selten, und wenn, dann meist mit fieberhafter grippeähnlicher Symptomatik. Die Mehrzahl betroffener Pferde zeige keine Symptome. Bei rund acht Prozent nicht geimpfter Pferde würden sich jedoch neurologische Ausfallserscheinungen aufgrund einer durch das Virus verursachten Hirnhaut- beziehungsweise Hirnentzündung entwickeln. Betroffene Tiere könnten unter anderem Stolpern, Muskelzittern und Lähmungen zeigen. „Zwischen 30 und 50 Prozent der neurologisch erkrankten Pferde versterben, bei etwa 20 Prozent bleiben lebenslange neurologische Beeinträchtigungen bestehen“, erklärt Laaß.

Während für Vögel und Menschen kein Impfstoff zur Verfügung stehe, könnten Pferde mit gut verträglichen Impfstoffen vor der Erkrankung geschützt werden. Die ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKoVet) am Friedrich-Loeffler-Institut empfiehlt, Pferde in betroffenen Regionen zu impfen. Nach erfolgter Grundimmunisierung wird geraten, den Impfschutz jährlich aufzufrischen.

Im Umfeld von Pferden sollten Mückenbrutplätze möglichst beseitigt werden. Da Mücken ihre Eier in stehenden Gewässern ablegen, seien das Abdecken von Regentonnen sowie regelmäßiges Wechseln von Tränkwasser in Bottichen sinnvolle Maßnahmen. Auch das Auftragen von Repellentien – also Mitteln, die Insekten fernhalten – könnte helfen, den Mückenkontakt zu reduzieren.

Beim Verdacht auf eine Ansteckung mit dem Virus besteht Anzeigepflicht. „Sollte ein Pferd neurologische Auffälligkeiten zeigen, sind unverzüglich der behandelnde Tierarzt und das Veterinäramt zu informieren“, sagt Laaß. Proben zur labordiagnostischen Abklärung einer Infektion mit dem West-Nil-Virus bei klinisch auffälligen Pferden und Vögeln müssen an die Lebensmittel- und Veterinärlabore des Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) gesendet werden. „Für die labordiagnostische Untersuchung der Proben entstehen dem Tierhalter keine weiteren Kosten“, erklärt der Sprecher.

Bei Verdacht oder Bestätigung einer Infektion mit dem West-Nil-Virus beim Pferd sind grundsätzlich keine amtlichen Bekämpfungsmaßnahmen vorgesehen. Betroffene Pferde sollten durch den behandelnden Tierarzt symptomatisch therapiert werden. Die Isolation betroffener Pferde sei weder notwendig noch sinnvoll, da von infizierten Tieren keine Infektionsgefahr ausgehe und unnötiger Stress für die Tiere zu vermeiden sei, sagt Laaß.

In der Region seien in jüngerer Zeit immer mehr Pferde betroffen, sagt Michael Decker, Leiter der Pferdepraxis in Bierbergen. Er selbst habe kürzlich ein am West-Nil-Virus erkranktes Pferd im Kreis Celle behandelt. Dem Tier gehe es mittlerweile wieder gut, schildert Decker. Davor jedoch habe es Bewegungsstörungen und Schwierigkeiten mit der Koordination gehabt, es sei hypersensibel gewesen, habe schlecht gefressen und unter Fieber gelitten. Der Tierarzt habe das Pferd ruhiggestellt und ihm Empfindungshemmer verabreicht, wie er erzählt. „Besonders viel kann man in einem solchen Fall gar nicht machen.“

In jüngerer Zeit hätten immer mehr Pferdehalterinnen und -halter ihre Tiere gegen das West-Nil-Virus impfen lassen, sagt Decker. „Es ist jedoch fraglich, ob das jetzt noch sinnvoll ist.“ Eine Impfung erfolgt doppelt, zwischen der ersten und zweiten würden ungefähr zwei Wochen liegen – und bis der Impfschutz greift, würden noch einmal ein bis zwei Wochen vergehen. Mücken seien aber jetzt schon witterungsbedingt kaum noch unterwegs. Darum sollte man sich die Impfung lieber fürs kommende Jahr vornehmen, rät Decker – rechtzeitig im Frühjahr, bevor die ersten Mücken auftauchen. Günstig sei eine Impfung nicht, erklärt der Tierarzt – für den vollen Impfschutz müsse man mehr als 200 Euro einkalkulieren. Zudem hätten nur noch wenige Praxen Impfstoff vorrätig, derzeit sei er ausverkauft. Nachschub komme voraussichtlich erst im nächsten Jahr.

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