Das Gutachten führe laut Holthusen 24 sicherheitsrelevante Mängel auf. Dabei gehe von den defekten Geräteraumtoren sogar ein sehr hohes Risiko aus. Vierzehn weitere Defizite stufe der Experte mit einem „hohen Risiko“ ein. Zugleich bewertete er die vom Landkreis Peine vorgenommenen Maßnahmen nach der Sperrung teilweise als „unfachmännisch durchgeführte Reparaturen“.
„Vor dem Hintergrund dieses Gutachtens sehe ich mich in meiner Einschätzung der Situation und meiner Maßnahme bestätigt“, erklärt Holthusen. Als Beispiele für die vorhandenen Mängel führt er den fehlenden Prallschutz an den Wänden, nach außen öffnende Geräteraumtore sowie in die Halle ragenden Befestigungen von Seilen an. In einer Rundmail an die Eltern teilt er diesen mit, dass er weiterhin darauf dringen werde, dass die gravierenden Mängel behoben werden. Er halte die Sperrung weiterhin für notwendig und bitte um Verständnis, dass deshalb weiterhin zu Beeinträchtigungen des Sportunterrichts kommen wird.
Die Sporthalle wird vom Gymnasium und der benachbarten Realschule genutzt. Holthusen und der Leiter der Realschule, Gerrit Waltermann, hatten vor rund vier Wochen gemeinsam beschlossen, dass aus Sicherheitsgründen dort kein Sportunterricht mehr stattfinden soll. Dies begründeten sie mit dem desolaten Zustand des Gebäudes, der den aktuellen Sicherheitsvorgaben längst nicht mehr entspreche.
„In Absprache mit Herrn Waltermann, dessen Schüler die Halle ebenfalls nutzen, habe ich entschieden, dass eine Nutzung der Halle für den Schulsport bis auf Weiteres nicht mehr zu verantworten ist“, hieß es in einer Mail vom 10. September an die Eltern, die auch der PAZ-Redaktion vorliegt. Von der Schließung sind deutlich mehr als 1.000 Schülerinnen und Schüler, die das Gymnasium beziehungsweise die Realschule besuchen, betroffen.
Bereits seit 2021 bemängelt Holthusen den Zustand der Sporthalle und er hat deshalb sowohl den Gemeindeunfallversicherungsverband (GUV) sowie den Arbeitsschutz der Schulbehörde um eine Begutachtung gebeten. „Der GUV ist zu dem Schluss gekommen, dass ‚aufgrund der Vielzahl der Mängel in der Sporthalle die Vermutung besteht, dass die Prüfung der Halle nicht sachgerecht erfolgt‘“, berichtet der Schulleiter. Seiner Ansicht nach zeige sich auch an anderen Stellen des Gebäudes, wie beispielsweise den Abzügen in den Naturwissenschaftsräumen oder den elektrischen Sicherungen, dass die vorgeschriebenen Prüfintervalle nicht eingehalten würden.
Der Landkreis Peine, als Träger der Schule, hält den Schritt des Ilseder Schulleiters, die Sporthalle vorübergehend zu schließen, für nicht notwendig. „Eine Sperrung des Geräteraumes oder der Halle ist aus Sicht der Experten unserer Bauverwaltung nicht erforderlich“, so Landkreis-Sprecher Fabian Laaß, „Letztlich bleibt es der Schulleitung unbenommen, hier eine andere Entscheidung zu treffen und die Halle für den Schulbetrieb zu sperren. Die außerschulische Nutzung durch die Vereine ist hiervon nicht betroffen.“