Derzeit sei die Nutzung von Smartphones an der Realschule Groß Ilsede während des gesamten Schultages sowie auf Schulveranstaltungen - mit Ausnahme der Mittagspause - verboten. Während des Unterrichts seien die Jugendlichen dazu aufgefordert, die ausgeschalteten Handys im Ranzen oder Schließfach zu lassen. Die Lehrkräfte dürften jedoch die Verwendung der Handys für unterrichtliche Zwecke in einem zeitlich begrenzten Rahmen gestatten.
Eine liberalere Regelung sei, laut Waltermann, nicht der Schlüssel zum Erfolg. „Vor dem Unterricht, in Mittagspausen oder Freistunden sitzen die Kinder stumm nebeneinander in den Gängen und jeder starrt in gebeugter Haltung auf sein Smartphone“, berichtet er. Doch das sei so ziemlich das Gegenteil von dem, wie er sich die „Schule der Zukunft“ vorstelle. Stattdessen wünsche er sich einen Ort, an dem die Kinder miteinander reden, lachen und spielen. Aber um dieses Ziel zu erreichen, gebe es, aus seiner Sicht, nur einen Weg.
„Schulen können aufklären, präventiv arbeiten, Medienbildung vorantreiben, aber auch ein Schutzraum sein. Wenn es uns gelingt, diese acht Stunden des Tages smartphonefrei zu halten, wäre das mit Sicherheit eine Entlastung für alle“, ist sich Gerrit Waltermann sicher. Von handyfreien Klassenfahrten kenne er bereits den Effekt, dass die Jugendlichen ab dem zweiten Tag gelöster, lebhafter und fröhlicher seien als sonst.
Das Problem rund um die Handynutzung an Schulen könne, aus seiner Sicht, durch eine veränderte Schulordnung sowie eine Schließfachregelung gelöst werden. „Wer dann sein Handy noch mit in die Schule bringen möchte, schließt es morgens ein und holt es nach dem Unterricht wieder aus dem Schließfach“, beschreibt der Schulleiter seine Traumvorstellung.
Ein striktes Handyverbot schließt Schulleiterin Maria Zerhusen für die Berufsbildenden Schulen (BBS) in Peine jedoch aus. Grund dafür sei, dass an der Schule junge Erwachsene zwischen 16 Jahren und 20 Jahren unterrichtet werden. „Teilweise haben unsere Schüler schon Kinder. Daher müssen sie immer erreichbar sein“, gibt Zerhusen zu bedenken. Dennoch halte sie eine eingeschränkte Nutzung für sinnvoll. „Ich bin dafür, das Handy im Unterricht nur sehr dosiert und reglementiert einzusetzen, damit keine Ablenkung stattfindet“, betont die Schulleiterin.
Es gebe sogenannte „Handy-Stationen“ an der BBS in Peine. Das bedeute, dass die Jugendlichen ihre Handys zu Beginn des Unterrichts in Boxen abgeben müssen, um Störungen zu vermeiden. In der Pause dürfen sich die Schülerinnen und Schüler ihre Smartphones wieder abholen. Diese Regelung sei zwar kein Muss, doch etwa 70 Prozent der Lehrkräfte würden davon Gebrauch machen. „Bei erwachsenen Schülern kann man zwar erwarten, dass sie verantwortungsvoll mit dem Handy umgehen. Aber es birgt dennoch die Gefahr, sich schnell ablenken zu lassen“, betont die Schulleiterin.
Mehr Bewegung und vor allem mehr Unterhaltungen von Angesicht zu Angesicht wünscht sich Maria Zerhusen anstelle der ständigen Handy-Nutzung in den Pausen. Schließlich wisse sie auch um die negativen Auswirkungen, die von sozialen Netzwerken ausgingen. „Das soziale Miteinander bleibt auf der Strecke und Formate, wie Tiktok, bewirken oft Vergleiche gerade bei jungen Mädchen und Frauen, die nichts mit der Wirklichkeit zu tun haben“, unterstreicht sie.
Am Peiner Ratsgymnasium gibt es - je nach Klassenstufe - unterschiedliche Regelungen zur Nutzung des Smartphones. So gelte für die Klassen fünf bis acht ein generelles Handyverbot. Die neunten und zehnten Klassen dürften das Smartphone in den kleinen Pausen nutzen, während die Handy-Nutzung in den großen Pausen prinzipiell untersagt sei. Für die Schülerinnen und Schüler der Oberstufe gebe es dagegen keinerlei Einschränkungen. Im Unterricht gelte jedoch ein Handyverbot für alle. Es sei denn, die Lehrkräfte würden das Smartphone für unterrichtliche Zwecke einsetzen. Auch Schulleiter Manfred Filsinger lehnt ein striktes Handyverbot an weiterführenden Schulen ab. „Ich halte es für sinnvoller, sich mit den Schüler und Eltern auf Regeln zu verständigen, die dann auch eingehalten werden. Diesen Weg sind wir ziemlich erfolgreich gegangen“, betont er. Eine eingeschränkte Nutzung von Smartphones animiere die Schülerinnen und Schüler jedoch dazu, sich in den Pausen zu bewegen sowie mit anderen von Mensch zu Mensch zu kommunizieren.