Um differenzierter und ohne Vorurteile auf Menschen in Clans eingehen zu können, „ist es wichtig zu wissen, wie sie denken, wie sie fühlen und wie sie hier in der Gesellschaft leben“. Zwar gebe es eine Fülle von Zahlen zur Kriminalität aus diesem Milieu und Berichten aus der Kriminalitätssoziologie, doch wenig Erkenntnisse über die Lebenssituation und Lebensverhältnisse der Menschen aus Clans. „Zur Schließung dieser Lücke soll dieser zweite praxisnahe Vortrag dienen“, so Tan. Während der Schwerpunkt des ersten Fachvortrages in Peine vor allem die Rolle der jungen Männer im Clan beleuchtet habe, befasse sich der zweite Teil nun „mit der Rolle der Frauen in Clanstrukturen“.
Referent Tan ist promovierter und habilitierter Diplom-Sozialwissenschaftler sowie Diplom-Sozialpädagoge und staatlich anerkannter Übersetzer für Türkisch. Er war bis Ende 2022 Leiter des Referats für Grundsatzfragen der Migration und Teilhabe in der niedersächsischen Staatskanzlei. Zuvor arbeitete er als Referatsleiter für Migration und Integration im Sozialministerium und beriet die Landesregierung in Fragen der Integration von Muslimen.
In Peine kam es in den vergangenen Jahren öfter zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit Clan-Hintergrund: Drogenhandel, Messer-Attacken und Massenschlägereien, am heftigsten zum Beispiel in der Silvesternacht 2022/23, als Polizisten mit Feuerwerkskörpern beschossen wurden. Zwei Täter wurden dem Clan-Milieu zugeordnet.
Aktuell ist es in dieser Hinsicht ruhiger geworden, aber ob es tatsächlich weniger Straftaten von Peiner Clans gibt oder diese nun noch mehr im Verborgenen stattfinden, bleibt unklar.