Die Stilllegung des Kraftwerks in Mehrum und das Aus der Peiner Umformtechnik hätten den Wegfall zahlreicher Arbeitsplätze zur Folge. Nun gebe es endlich ein positives Signal. Weiterer Vorteil: „Am Beispiel des Hüttengeländes in Ilsede haben wir gesehen, wie schwierig und langwierig es sein kann, so ein großes Industriegelände nachzunutzen und mit neuem Leben zu füllen. Hier wäre die Nachnutzung direkt im Anschluss gegeben - das ist ein Glücksfall“, so die Einschätzung des Landtagsabgeordneten Christoph Plett.
„Wir wollen jetzt deutlich machen, dass es nicht nur Widerstand gibt, sondern auch viel Zuspruch“, sagt der Ortsbürgermeister mit Blick auf die skeptischen Stimmen, die in den letzten Wochen laut geworden sind. In Hämelerwald hat sich bereits eine Bürgerinitiative gegen die Pommes-Fabrik gebildet.
Natürlich habe man Verständnis für die Sorgen der Nachbardörfer bezüglich der Zunahme des Verkehrs, der mit dem neuen Werk einhergehen wird. „Aber das kann nicht das ausschlaggebende Argument sein“, sagt Bartscht.
Diese Meinung teilt der Kandidat der CDU für die Bundestagswahl, Marian Meyer, der eigens nach Schwicheldt gekommen ist, um das Plakat mit aufzuhängen. „Im Moment geht es darum, die Ansiedlung festzuzurren. Die genaue Ausgestaltung in einer Weise, dass es für Region gut ist, ist dann der nächste Schritt“, sagt er.
Die Befürchtung vieler Menschen ist, dass der Verkehr in Hämelerwald und den Ortschaften entlang der Bundesstraße 65 zwischen Sehnde und Peine - im Landkreis Peine sind das neben Schwicheldt auch Berkum und Mehrum, auf Sehnder Gebiet Haimar, Evern und Rethmar - exorbitant zunehmen könnte. Das hat die Diskussion um eine Verlegung der B 65 auf eine neue, noch zu bauende Trasse nördlich des Mittellandkanals neu aufflackern lassen. Diese Möglichkeit wird allerdings vom Schwicheldter Ortsrat und der CDU insgesamt nach wie vor kategorisch abgelehnt.
Die Schwicheldter Ortsratsparteien CDU und SPD haben dazu eine gemeinsame Erklärung abgegeben. Unterstützung gibt es in dieser Position von übergeordneter Ebene: „Die B65-Umgehung quer durch die Feldmark stößt selbstverständlich weiter auf die geschlossene Ablehnung der CDU-Fraktion im Peiner Rat“, sagt CDU-Ratsherr Jasper Betz.
Die Verkehrsbelastungen seien nicht von der Hand zu weisen, „aber aus unserer Sicht kein ausreichender Grund, nun wieder die B65-Umgehung zu fordern“, heißt es in der Erklärung des Ortsrates. Es sei keineswegs sicher, dass die Umgehung das zusätzliche Aufkommen aufnehmen werde, denn man rechne mit Verkehr aus allen Richtungen. „Fest steht allerdings, dass die Umleitung zusätzlich weiteren Verkehr anzieht und durch unsere Feldmark und die Straßen der Stadt Peine lenkt“, so die Einschätzung. „Es gibt eine gut ausgebaute Bundesstraße. Nicht jeder zur Verfügung stehende Streifen Grünland sollte verdichtet werden“, sagt Plett.
Im Bundesverkehrswegeplan 2030 wird das Projekt „wegen des vergleichsweise hohen Nutzen-Kosten-Verhältnisses und der hohen städtebaulichen Bedeutung“ als „dringlich“ eingestuft. Es wird eine mögliche Trasse aufgezeigt, die 19,1 Kilometer lang sein wird, als Baukosten sind 66,1 Millionen Euro angegeben. Allerdings wurde seit 2013 mit den Planungen noch nicht begonnen. Die Stadt Peine hatte sich seinerzeit klar gegen die Umgehung positioniert, seither liegt das Projekt auf Eis.
Ganz anders bewertet man in Mehrum die Situation: „Wir haben 2015 den Antrag auf den Bau einer Umgehung gestellt, weil wir davon überzeugt sind, dass die Straße im Hinblick auf die Weiterentwicklung des Industriegebietes eine wichtige Rolle spielt. Diese Einschätzung gilt durch die aktuelle Entwicklung erst recht“, sagt Mehrums Ortsbürgermeister Jens Böker (SPD). Er weist darauf hin, dass insbesondere bei Sperrungen der Autobahn 2 die Verkehrsdichte enorm hoch sei, denn die B 65 ist die offizielle Umleitungsstrecke.
Trotz des zu erwartenden zusätzlichen Verkehrsaufkommens sei die Stimmung in Mehrum aber klar zu Gunsten der Pommes-Fabrik, so die Beobachtung des Ortsbürgermeisters, und auch er selbst begrüße die Pläne.