Bereits fünf Jahre zuvor hatten die Kreishandwerkerschaften Braunschweig und Gifhorn die Fusion zur Kreishandwerkerschaft Region Braunschweig-Gifhorn vollzogen. Hintergrund dafür war die sinkende Zahl an Innungsmitgliedern auf der einen und stetig wachsende Anforderungen an die Geschäftsstellen durch gesetzliche Vorgaben auf der anderen Seite. Durch den damaligen Zusammenschluss wollte man Synergien nutzen und so die Zukunft der Organisation sichern.
Mit der aktuellen Fusion gehören nun 800 Innungsbetriebe in Braunschweig, 320 in Gifhorn und 170 in Peine einer gemeinsamen Kreishandwerkerschaft an, die dann das Handwerk in der Region, in der Wirtschaft und in der Politik mit noch stärkerer Stimme vertreten will. „Wir können in der Gremien- und der Lobbyarbeit damit noch schlagkräftiger werden und die Interessen unserer Mitglieder noch besser als zuvor vertreten“, macht Günther deutlich. Darüber hinaus habe der Zusammenschluss im Alltäglichen – mit Ausnahme des noch zu beschließenden neuen Namens der Kreishandwerkerschaft – kaum Auswirkungen für die dann etwa 1.300 Innungsbetriebe mit ihren rund 20.000 Beschäftigten.
So sollen auch die drei Geschäftsstellen in Braunschweig, Gifhorn und Peine mit ihren insgesamt neun Mitarbeitenden erhalten bleiben. „Die Besuche in den Geschäftsstellen haben mit der Corona-Pandemie abgenommen, aber inzwischen wird es wieder mehr“, hat die stellvertretende Geschäftsführerin in Peine beobachtet. „Der persönliche Kontakt soll erhalten bleiben.“ Auch in der Geschäftsführung sind keine Veränderungen geplant. Neuer Geschäftsführer der fusionierten Kreishandwerkerschaft soll der bisherige Geschäftsführer der beiden jetzigen Kreishandwerkerschaften, Dr. Andreas Bierich, sein. Die Stellvertretung haben Kim Cleve und Jennifer Günther inne.Neben der Fusion stand am Mittwoch bei den Kreishandwerkerschaften Region Braunschweig-Gifhorn und Peine noch ein großes Thema auf der Agenda: Sie feiern ihr 90-jähriges Bestehen. Beide gibt es seit 1934, aber sie waren keine völligen Neuschöpfungen. Ihre Vorläufer waren regionale Innungsausschüsse, die sich bereits Ende des 19. Jahrhunderts vielerorts gebildet hatten. Nach dem Ersten Weltkrieg wandelten sich viele in sogenannte Handwerksämter um. Vorreiter in Niedersachsen war Celle, dessen Innungen bereits 1920 ein eigenes Handwerksamt gründeten. Nur ein Jahr später, 1921, wurde ein solches in Gifhorn errichtet.
120 geladene Gäste aus Wirtschaft, Politik und Handwerk waren bei der Festveranstaltung zum Jubiläum vor Ort. Unter anderem auch Hubertus Heil, Bundesarbeitsminister und Abgeordneter aus dem Kreis Gifhorn und Peine sowie Olaf Lies, niedersächsischer Wirtschaftsminister (beide SPD). Beide hoben die Bedeutung des Handwerks für die regionale Wirtschaftsentwicklung hervor. „Um die duale Ausbildung im Handwerk beneiden uns unsere Nachbarn in Europa“, betonte Lies.
Neben der Interessenvertretung des Handwerks bieten die Kreishandwerkerschaften ihren Mitgliedern Seminare und Weiterbildungsmöglichkeiten an, beraten in Rechtsfragen und vertreten sie vor Arbeits- und Sozialgerichten. Über die Innungsversammlungen stellen sie den Mitgliedern Netzwerke zur Verfügung, ebenso Fachinformationen für die Gewerke und eine Inkasso-Abteilung.