„In einem kleinen Dorf wie Duttenstedt verliert man viele Kinder nie ganz aus den Augen und verfolgt auch ihren weiteren Lebensweg nach der Kita-Zeit. Das ist sehr schön“, sagt die Erzieherin aus Leidenschaft, die betont, dass sie bis zum letzten Tag am 13. Dezember immer sehr gern zur Arbeit gegangen ist.
Ganz so einfach wie bisher wird es allerdings künftig nicht sein, den Kontakt zu halten: Benda und ihr Mann gehen zurück in die „alte Heimat“ in der Nähe von Chemnitz, dem früheren Karl-Marx-Stadt. „Dort habe ich den Frühling meines Lebens verbracht, und nun werde ich auch den Herbst dort verleben“, scherzt sie. Ihre Wurzeln konnte sie nie verleugnen: Der sächsische Dialekt ist auch nach Jahrzehnten im Peiner Land nicht zu überhören.
Ihre Ausbildung zur Krippenerzieherin hat Benda noch zu DDR-Zeiten gemacht, und auch die ersten Berufsjahre erlebte sie in diesem System. „Im September 1989 sind mein Mann Gunnar und ich in den Urlaub nach Ungarn gefahren und von dort aus dann mit zwei Koffern in die damalige BRD. Die Mauer war zu dem Zeitpunkt noch nicht gefallen“, erinnert sie sich. 27 Jahre war sie damals jung. Ihr Vater stammt aus Sierße und lebte zu diesem Zeitpunkt dort. „Das war unsere Anlaufstelle, deshalb sind wir im Landkreis Peine gelandet“, blickt Benda zurück.
Eine neue berufliche Heimat fand sie bei der Stadt Peine. Im Oktober 1989 hatte sie ihren ersten Arbeitstag in der „Rappelkiste“, dem zahllose weitere folgen sollten. Lediglich im Rahmen ihrer „Anpassungsausbildung“ nach westdeutschen Vorgaben zur Anerkennung des Abschlusses – den Beruf der Krippenerzieherin gab es in der Bundesrepublik nicht – hat sie vorübergehend im „Eulennest“ in Peine gearbeitet.Im Anschluss wechselte sie als Erzieherin und Gruppenleiterin wieder in die Einrichtung in Duttenstedt, die sie seit 1994 dann auch geleitet hat. In dreieinhalb Jahrzehnten seit ihrem ersten Tag dort ist naturgemäß allerhand passiert. Die Kita, die im ehemaligen Schulgebäude untergebracht ist, wurde ständig erweitert: Der Dachboden wurde ausgebaut, die zunächst noch vermietete Lehrerwohnung kam hinzu und zuletzt gab es noch einen modernen Erweiterungsanbau für eine zusätzliche Gruppe. „Anfangs waren wir ein vierköpfiges Team, inzwischen arbeiten 13 Fachkräfte in der Kita“, zeigt Benda die personelle Entwicklung auf.
Veränderungen gab es aber auch in der Pädagogik und beim Blick auf die Kinder: „Zu meiner Anfangszeit gab es viel starrere Regeln“, nennt sie ein Beispiel. Heute gehe man demokratischer mit den Kindern um, frage mehr deren Bedürfnisse ab und entscheide nicht über deren Köpfe hinweg. Eine der spannenden Beobachtungen dabei: „Kinder halten sich besser an Regeln, wenn sie diese mit erarbeitet haben.“ Heute werde möglichst lebensbezogen erzogen – etwa indem Themen aufgegriffen werden, die die Kinder gerade beschäftigen.
„Mir war es immer wichtig, auf dem aktuellen Stand zu bleiben“, betont Benda, und aus dem jedem Wort spricht die Leidenschaft für ihren Beruf. „Jutta war wieder bei einer Fortbildung“ sei quasi ein geflügeltes Wort der Kollegen geworden, wenn sie die neuen Erkenntnisse aus so einem Seminar im Alltag umgesetzt hat. Aktions- und Waldtage, spielzeugfreie Zeiten und vieles mehr seien daraus entstanden.
Nicht immer seien die Ideen bei allen Eltern auf Gegenliebe gestoßen, manches sei durchaus kritisch beäugt worden. „Aber insgesamt lief die Zusammenarbeit mit den Eltern aus meiner Sicht sehr gut. Und wir wurden bei Festen und anderen Gelegenheiten super unterstützt“, blickt Benda zurück. Sie habe sich immer um einen offenen, vertrauensvollen Umgang bemüht.
Ebenso wichtig seien viele weitere externe Kooperationspartner für die Arbeit gewesen – angefangen von Friedhelm Papenburg, der fast direkt gegenüber der Kita wohnt, als langjährigem Kontakt zur Polizei, über die Kirche, die Feuerwehr, den Altenkreis bis hin zur Grundschule. „Die Kita ist fest im Dorf verwurzelt“, freut sich die langjährige Leiterin.
Es sei sehr spannend gewesen, die zahllosen Kinder – „es waren tatsächlich über die Jahrzehnte hinweg Tausende“, rechnet die Erzieherin grob nach – auf ihrem Lebensweg ein Stück zu begleiten. Immer wieder habe sie sich gefreut, wenn einige ihrer früheren Schützlinge dann beim Zukunftstag, im Rahmen eines Praktikums oder auch der eigenen Erzieher-Ausbildung wieder in der Kita auftauchten. Doch trotz aller Liebe zu den Kindern und zum Beruf freue sie sich nun auch darauf, künftig mehr Zeit für sich zu haben.