Der Grund ist die schockierende Diagnose Krebs. Im April diesen Jahres brach für die Familie eine Welt zusammen. Das kleine Mädchen hatte seit mehreren Jahren ständig mit Mittelohrentzündungen zu kämpfen. Schließlich wachte es eines Nachts auf – und konnte nicht mehr laufen. Eine Gesichtshälfte des Kindes war gelähmt, die 34-jährige Mutter fuhr sofort in die Klinik.
Eingeleitete Untersuchungen brachten kein Ergebnis: Keiner wusste genau, was mit dem kleinen Mädchen los war. Weitere Termine wurden vereinbart, es ging wieder nach Hause. Doch am nächsten Morgen lief Leona Blut aus dem Ohr, ein riesengroßer Blutschwamm hatte sich gebildet. Die Ärzte entnahmen eine Probe, untersuchten sie im Labor.
Nach vier Tagen des Bangens der niederschmetternde Befund: Die kleine Leona hat Krebs, in ihrem Ohr wächst ein Tumor. Die Medizin nennt ihn embryonalen Rhabdomyosarkom, den Leona wohl bereits seit ihrer Geburt hat. „Erst jetzt ist er dann ausgebrochen“, erklärt Sandra Grund. Ob die ständigen Mittelohrentzündungen mit dem Tumor in Verbindung stehen, könne man nicht sagen.Seither kämpft das kleine Mädchen um sein Leben. „Seit April kriegt Leona alle drei Wochen Chemo. Den ersten Chemo-Block hatte sie mit neun Einheiten alle drei Wochen“, so die 34-Jährige. „Damit waren wir im Oktober komplett fertig und wir hatten Anfang November auch schon die Erhaltungstherapie besprochen.“
Doch zur Erhaltungstherapie kam es nie. Das Schicksal traf die Familie aus Abbensen erneut hart: „Mitte Oktober kamen wir wieder akut ins Krankenhaus, weil festgestellt wurde, dass sich der Tumor an einer neuen Stelle massiv vergrößert hat. Leona hat dadurch noch mehr Probleme und wir fangen wieder mit einer ganz neuen Chemo an.“
Die Vermutung: Der Tumor habe gegen die alte Chemo Resistenzen gebildet und sich in der Folge neu entwickelt. Der Tumor sitzt am Hirnstamm, wo wichtige Nerven entlanglaufen. Eine Operation kommt für die Familie deshalb nicht infrage. „Es könnte operiert werden, aber die Garantie ist da, dass sie danach künstlich beatmet werden müsste und nicht mehr schlucken könnte“, so Sandra Grund weiter.
Mit dem vergrößerten Tumor hat sich der Zustand von Leona außerdem dramatisch verschlechtert. „Da der Tumor innerhalb der letzten drei Wochen so massiv gewachsen ist, ist es wahrscheinlich, dass sie nur noch wenige Wochen zu leben hätte, wenn wir jetzt nichts mehr machen würden“, erklärt die zweifache Mutter unter Tränen.
Das hat auch zur Folge, dass Leona aktuell nicht richtig sehen kann und sie schielt. „Ihre ganze rechte Seite ist betroffen.“ Leona gehe sehr reflektiert mit ihrer Erkrankung um. „Sie sagt auch ganz bewusst, dass sie im Kopf Krebs hat.“ Ihr mache einfach nur enorm Angst, dass sie nicht mehr richtig sehen kann. „Da ist gerade sehr viel Unsicherheit bei ihr“, schildert die Mutter.
Die Familie lebt seit Anfang Dezember im Krankenhaus, um sich rund um die Uhr um ihre kleine Tochter kümmern zu können. Denn die Vierjährige braucht nachts ein komplettes Monitoring ihres Blutdrucks, des Herzschlags und der Sauerstoffsättigung. „Die Gefahr ist groß, dass der Tumor weiter anschwillt und auf das Atemzentrum drückt. Nachts könnte Leona dann einfach aufhören zu atmen“, erklärt die 34-Jährige.
Sandra Grund hält es für wahrscheinlich, dass sie und ihre Familie frühestens Mitte Januar wieder nach Hause können. „Wir haben hier ein Zimmer für uns, die beiden Krankenhausbetten wurden zu einem großen Bett zusammengeschoben. Wir haben uns das hier schön gemacht und ein bisschen Weihnachtsdeko aufgestellt.“
Durch die Umstände kann Sandra Grund ihrem Job als Erzieherin nicht mehr nachgehen – mittlerweile kann auch ihr Mann Viktor nicht mehr arbeiten. „Ich und mein Mann sind jetzt im Krankengeld“, sagt sie. Die beiden Eltern haben sich aufgeteilt: Der 36-jährige Vater kümmert sich um die zweite Tochter, Mutter Sandra ist den Tag über im Krankenhaus bei Leona. Neben den großen Sorgen um ihr Kind kommt jetzt auch noch finanzieller Druck dazu.Ein gekauftes Haus müsse komplett saniert werden: „Den unteren Teil haben wir schon fertig. Als wir im April die Diagnose bekommen haben, haben wir das Wohn- und Esszimmer geteilt. Dann hatte Leona ein eigenes Zimmer. Jetzt hat sich dort aber leider Schimmel gebildet, wodurch wieder ein Zimmer fehlt.“
Die Familie räumte in der Folge das Büro aus, Mutter Sandra und ihre vierjährige Tochter schlafen dort zusammen. „Aber wir brauchen dringend den oberen Teil.“ Die Familie wollte mit dem Ausbau in diesem Jahr anfangen und stellte Kreditanfragen. Doch dadurch, dass die 34-Jährige nicht mehr als Erzieherin arbeiten kann und das Gehalt ihres Mannes nicht ausreichte, lehnten die Banken die Anfragen ab.
Um der Familie wenigstens die finanzielle Last zu nehmen, rief eine Freundin zwei Spendenaktionen auf „Gofundme“ ins Leben. Einmal für Dinge, die Leona braucht, und zum anderen eine Kampagne, mit der Spenden für den Haus-Umbau gesammelt werden.Mittlerweile haben insgesamt fast 1.000 Menschen beide Aktionen unterstützt und mehr als 32.000 Euro gespendet. Die Familie ist völlig überwältigt. „Wir können es gar nicht fassen, dass es so viele liebe Menschen gibt, die uns unterstützen“, sagt Sandra Grund.
Das Geld will die Familie nur für Zwecke nutzen, die Leona betreffen. So wie es aussieht, braucht das kleine Mädchen auch im Falle einer Heilung sehr wahrscheinlich ein Hörgerät. „Der Tumor hat ihr Ohr kaputt gemacht, sie hört dort weniger.“ Eine Brille könnte die Vierjährige außerdem gebrauchen, vielleicht auch einen Treppenlift.
Leona und ihre Familie geben die Hoffnung nicht auf. „Sie hat demnächst wieder ein MRT-Termin, an dem darauf geschaut wird, wie sich der Tumor entwickelt.“ Sie erhoffen sich, dass Leonas Körper noch nicht immun gegen eine Chemo ist, sondern der Tumor dadurch kleiner wird. Jede noch so kleine Besserung lasse die Familie hoffen. Hoffen, dass die kleine Leona einfach wieder gesund wird.