Die Seidel Qualitätsbackwaren GmbH mit 17 Filialen in Peine und Umgebung ist insolvent und wird sich neu aufstellen. Ob die Schließungen dieser Standorte tatsächlich nur zeitlich befristet sind, könne er deshalb aktuell nicht sagen, so Höver. „In dieser schweren Zeit möchten wir uns ganz herzlich bei unserer treuen Kundschaft bedanken“, heißt es auf Facebook. Zudem gebe es ein starkes Team, das zum Unternehmen stehe. „Gemeinsam schaffen wir das!“, so der optimistische Appell.
„Es wird definitiv Veränderungen geben, aber wie die aussehen, steht noch nicht fest“, betont Höver. Noch bis Ende Januar laufe die Eröffnungsphase des Insolvenzverfahrens, es würden zurzeit diverse Gespräche geführt. Erst im Anschluss würden Entscheidungen getroffen. Die Sanierung soll nach einem Antrag der Geschäftsführung in Eigenverwaltung durchgeführt werden. Das Amtsgericht Gifhorn hat dem Antrag entsprochen und am 2. Dezember die vorläufige Eigenverwaltung angeordnet.
Die Gehälter der rund 100 Mitarbeitenden seien durch das Insolvenzgeld gesichert und würden wie gewohnt ausgezahlt, hieß es seinerzeit. Der Geschäftsbetrieb laufe unverändert fort, und die Filialen blieben vorerst geöffnet. Allerdings sei eine Neuaufstellung des Traditionsbetriebes unumgänglich. Dies solle im laufenden Betrieb geschehen. Die Bäckerei Seidel bietet ihre Produkte seit rund 70 Jahren in Peine und der Region an.
Als die Nachricht von der Insolvenz bekannt wurde, hatte Höver die Gründe für die Entwicklung erläutert. Zum einen seien die Kosten - etwa für Rohstoffe wie Butter - extrem in die Höhe geschossen. Darüber hinaus sei die Ertragssituation an einzelnen Standorten, etwa dem in Wipshausen, hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Zudem sei die Übernahme mehrerer Standorte der Bäckerei Wulfestieg im vergangenen Frühjahr teurer gewesen, als ursprünglich angenommen.
Wulfestieg war ebenfalls in finanzielle Schieflage geraten und hatte Ende März 2023 nach über 90 Jahren Firmengeschichte den Betrieb eingestellt. Die Backmanufaktur Seidel hatte damals die Standorte in Stederdorf, Essinghausen, Groß Lafferde und Didderse übernommen. Und im Jahr 2022 hatte die Landbäckerei Steinert den Betrieb aufgegeben, auch damals wurden von Seidel Filialen übernommen.
Die Lage ist für Bäcker in Niedersachsen generell nicht leicht“, betont Babette Lichtenstein van Lengerich als Landesbeauftragte für Öffentlichkeitsarbeit beim Bäckerinnungsverband Niedersachsen/Bremen. Sie führt unter anderem gestiegene Kosten für Rohstoffe und Personal sowie enorme bürokratische Hürden als Gründe an. Kleinere Betriebe hätten es besonders schwer, aber auch größere Unternehmen seien betroffen.
Die Zahl der Bäckereibetriebe in Deutschland sinkt: Mit Stand 31. Dezember 2023 gab es 9.242 solcher Betriebe mit etwas mehr als 235.000 Beschäftigten, wie der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks mitteilte. Die Zahl der Betriebe ging demnach um 3,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück, die Zahl der Beschäftigten um 1,4 Prozent. Die Zahl der Verkaufsstellen liege aber weiter deutlich über 40.000.