SEK-Einsatz am Morgen:
Schlag gegen Schleuserbande
Polizei durchsucht auch Wohnungen von Beschuldigten aus den Kreisen Gifhorn und Peine

Razzia gegen Schleuserbande: Hier wird der mutmaßliche Kopf der Bande in Garbsen festgenommen, auch in Peine und Gifhorn gab es Durchsuchungen bei jeweils einem Beschuldigten.Foto: Bundespolizei
Gifhorn. Die Kreise ziehen weit: Die Schleuserbande, gegen die die Bundespolizei in der vergangenen Woche in fünf Bundesländern vorgegangen ist, hat offenbar Verbindungen nach Gifhorn und Peine. Zwei der 17 durchsuchten Objekte sind dort. Die Staatsanwaltschaft Hannover, die die Federführung hat, teilte jetzt erste Details zu Gifhorn und Peine mit. Doch die Ermittlungen laufen derweil auf Hochtouren, weshalb noch einiges offen ist.

Anwohnern nahe des Sportplatzes im Gifhorner Ortsteil Gamsen bot sich am frühen Mittwochmorgen vergangener Woche ein spektakuläres Bild, das sie sonst nur aus einem „Tatort“ kennen: Dort versammelten sich nämlich zahlreiche vermummte Einsatzkräfte der Bundespolizei. Wenig später schlugen diese ein paar Straßen weiter zu.

Oliver Eisenhauer, Sprecher der Staatsanwaltschaft Hannover, hat noch nicht alle Fakten zu den Vorgängen in Gifhorn und Peine zusammen - zu umfangreich ist die Razzia-Serie mit 400 Beamten, die insgesamt 17 Objekte durchsucht und fünf Beschuldigte festgenommen haben. Aber ein paar Erkenntnisse hat er schon zu der Rolle, die Peine und Gifhorn in der Schleuser-Geschichte spielen.

Jeweils in einem Objekt in Gifhorn und Peine waren die Polizeibeamten im Einsatz. „Es handelt sich um die Wohnsitze der beiden Beschuldigten.“ Festnahmen habe es in beiden Orten nicht gegeben. „Sie gehören nicht zu den Hauptbeschuldigten.“

Der mutmaßliche Kopf der Bande, ein 41-Jähriger, soll in Garbsen gewohnt haben. Zwei weitere Verdächtige aus Hannover, einer aus Seelze und einer aus Berlin gehören zu den weiteren vorläufig Festgenommenen. Insgesamt gehen die Ermittler von sechs Hauptverdächtigen im Alter von 25 bis 41 Jahren aus, alle seien Iraker. „Es kommt aber noch eine Vielzahl weiterer Menschen dazu, die beteiligt sein sollen.“ Eben auch jene beiden aus Peine und Gifhorn.

Eisenhauer nannte bereits am Mittwoch als Beispiel für weitere Bandenmitglieder jene Leute, die die Transporter gefahren haben, in denen teilweise bis zu 40 Menschen ohne Pausen, Sitzmöglichkeiten, frische Luft oder Nahrung ausharren mussten. Und das in 22 Fällen. Welche Funktion die beiden Beschuldigten aus Peine und Gifhorn konkret erfüllt haben sollen, kann Eisenhauer noch nicht sagen.

Ebenso sei ihm noch nicht bekannt, ob und was in Gifhorn und Peine sichergestellt worden ist. Insgesamt haben die Ermittler der Bundespolizei umfangreiche Beweismittel sichergestellt, darunter zahlreiche Mobiltelefone, eine Vielzahl von Speichermedien, Laptops und Tablets. Des Weiteren haben sie einen Vermögensarrest vollstreckt, einen BMW gepfändet.

Die Ermittlungen gegen diese Bande laufen laut Staatsanwaltschaft seit November 2023. Die Beschuldigten sollen seitdem 370 Menschen irakischer, syrischer, türkischer und afghanischer Nationalität unter anderem über Ungarn und Kroatien nach Österreich und Deutschland gebracht haben.
„Dabei pferchten sie die Geschleusten in Gruppen bis zu 40 Personen auf verschlossenen Ladeflächen in angemieteten Klein-Lkw und Transportern ein, ohne jegliche Frischluftzufuhr und ohne Sicherheitssysteme. Die Fahrten dauerten mehrere Stunden ohne Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten für die geschleusten Menschen.“

Offenbar war es ein gutes Geschäft für die mutmaßlichen Täter. Die Staatsanwaltschaft: „Für eine Schleusung nach Deutschland sollen die Schleuser Beträge von 2.000 bis 3.000 Euro pro Person verlangt haben.“

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