Schon 1993 schrieb unser Leser Wilhelm Kleineberg an die Redaktion: „Die Rasenfläche vor dem Haus entwickelt sich schnell zu einem Hundeklo.“ Er berichtete, wie er regelmäßig mit einem Eimer und einem Schaufelchen bewaffnet loszog, um die stinkenden Häufchen entlang des Weges einzusammeln. Behutsam warf er auch Sägespäne auf die Hinterlassenschaft, die er nicht zu greifen bekam.
Andere Anwohner versuchten ebenfalls, des Problems durch Anträge – etwa zur Installation von Hundekotstationen – Herr zu werden, scheiterten jedoch wie schon Kleineberg an der Stadtverwaltung. Die argumentiert: knappe Mittel und akuter Personalmangel.
Die Behörde beantwortete immerhin sämtliche Beschwerdebriefe, bot über all die Jahre hinweg aber keine adäquate oder gar dauerhafte Lösung an. 2014 gab es eine weitere Anfrage von Wilhelm Kleineberg beim Ordnungsamt Peine. Mit einem Teilerfolg. Von nun an gab es zumindest provisorische Maßnahmen, wie eine mobile Kehrmaschine, die den Weg hin und wieder abfuhr. Eine dauerhafte Lösung für den von den Anwohnern liebevoll „Hundekackeweg“ getauften Abschnitt des Wegs bot das aber auch nicht.
Die Stadtverwaltung ist sich der Problematik bewusst, sieht bislang jedoch keine Notwendigkeit oder Handhabe. Auf Anfrage erklärt Petra Neumann, Pressesprecherin der Stadt Peine, dass das Problem nicht ausschließlich auf den Dorfgraben in Vöhrum begrenzt sei. Es sei vielmehr ein allgemeines Problem, das auch in anderen Teilen der Stadt vorkomme. Hundebesitzer würden häufig nicht die erforderlichen Entsorgungsbeutel mitführen oder diese unsachgemäß entsorgen.
Auf wiederholte Beschwerden aus der Bevölkerung reagiert die Stadt mit „schwerpunktmäßigen Kontrollen“. Diese Maßnahmen könnten in Einzelfällen zwar zu kurzfristigen Erfolgen führen. Eine langfristige Lösung sei aus Sicht der Stadt nicht in Sicht, vor allem da die Entleerung und Begleitung von Abfallbehältern im öffentlichen Raum bereits mit dem vorhandenen Personal und Fuhrpark ausgelastet seien.
„Zusätzliches Personal und zusätzliche Fahrzeuge für diese Zwecke bereitzustellen, ist wirtschaftlich nicht darstellbar, weil den daraus entstehenden Mehrkosten keinerlei Einnahmen gegenüberstehen würden“, teilt Neumann mit.
Diese Argumentation stößt nicht nur bei den Anwohnern auf wenig Gegenliebe. „Das ist ein altbekanntes Thema“, betont Ortsbürgermeister Ingo Reinhardt. „Wir haben mindestens drei Anträge gestellt. Die Stadt verweise stets auf knappe Mittel und fehlende Ressourcen.“
Ihm fehle dabei zuweilen das Verständnis dafür, wie hier Prioritäten gesetzt würden: „Die Verwaltung differenziert strikt zwischen freiwilligen und Pflichtaufgaben. Wir müssen alle den Gürtel enger schnallen, aber man kann nicht immer zu allem ‚Nein' sagen“, so Reinhardt. Er ergänzt: „Es wirkt widersprüchlich, dass wir auf der einen Seite eine Hundesteuer erheben, auf der anderen Seite aber keine Ressourcen bereitstellen können, um die Situation zu verbessern.“
Der Dorfgraben sei ein Brennpunkt, so Reinhardt. „Hier entlädt sich der Frust der Anwohner. Es sollte machbar sein, zumindest am Anfang und Ende des Weges je einen Mülleimer aufzustellen“, schlägt er vor.Trotz der ernüchternden Situation gibt es auch pragmatische Vorschläge seitens der Anwohner. Dieter Hoffmann regt in einem weiteren Leserbrief an, selbst aktiv zu werden: „Ich bin mir sicher, zwei bis drei handwerklich geschickte Anwohner zu mobilisieren, um die Behältnisse nach städtischen Vorgaben fachgerecht aufzustellen!“ Hoffmann wünscht sich lediglich, dass die Kommune die nötigen Materialien zur Verfügung stellt. Sein Appell zeigt zumindest, wie einfach es sein könnte, das Problem endlich in den Griff zu bekommen, wenn sich alle Beteiligten an einen Tisch setzen würden.Diese Idee greift Ortsbürgermeister Reinhard gerne auf: „Den Vorschlag eines Bürgerdialogs begrüße ich ausdrücklich!“ In Verbindung mit der Verwaltung wäre er sehr gerne bereit, als Vermittler zwischen engagierten Bürgern und der Stadt aufzutreten und ergebnisoffen über mögliche Lösungen zu diskutieren.