Wenn Katrin Hoyer-Grote morgens durch die lichtdurchfluteten Flure der VGS Vöhrum geht, ist sie nicht nur die strenge Rektorin einer Grundschule, sondern auch eine Bezugsperson für die 249 Grundschülerinnen und -Schüler an der VGS Vöhrum. Ihre Augen leuchten sofort, wenn sie von ihrer Arbeit spricht. „Ich arbeite gerne mit Kindern und möchte ihnen Freude am Lernen vermitteln – besonders denjenigen, die verhaltensoriginell sind und vielleicht nicht unbedingt ins Schema passen.“
Ihr Weg zur Schulleitung war nicht geradlinig, sondern geprägt von den Erfahrungen und Entscheidungen, die auch ihre eigenen Werte als Pädagogin widerspiegeln. In Braunschweig studierte sie Lehramt mit Mathematik und Sport und Deutsch als Drittfach, absolvierte ein Referendariat in Hameln und unterrichtete danach zunächst für fünf Jahre an der Grundschule in Vechelde. 2008 kam sie als Konrektorin zur VGS Vöhrum, gab diese Rolle aber zugunsten ihres Sohns auf und arbeitete erst einmal als Grundschullehrerin weiter.
Als die bisherige Konrektorin ein Sabbatjahr nahm, bekam sie die Stelle kommissarisch. Bis die bisherige Rektorin Susanne Jegenhorst im vergangenen Sommer in den Ruhestand ging. Katrin Hoyer-Grote bewarb sich und erhielt den Zuschlag.
Die VGS Vöhrum ist eine „verlässliche Grundschule“, die von 7:55 bis 12:40 Uhr normalen Grundschulunterricht bietet, danach haben Eltern die Möglichkeit den offenen Ganztagsbetrieb in Anspruch zu nehmen. „Wer möchte, kann – keiner muss“, betont Katrin Hoyer-Grote. Die Schule steht dabei für ein offenes, freundliches Lernklima. „Unsere Schule soll ein Ort sein, an dem sich Kinder willkommen fühlen und gerne lernen“, sagt sie. Konflikte werden hier als Teil des Lernprozesses betrachtet und gemeinsam gelöst.
Besonders wichtig ist der Schulleiterin dabei die enge Zusammenarbeit mit den Eltern. Ein prägnantes Beispiel dafür ist ein neues Projekt „Mein Körper gehört mir“, das Dritt- und Viertklässler für das Thema sexuelle Übergriffe sensibilisiert. „Das Projekt wurde von unserem engagierten Schulpaten und Elternratsvorsitzenden, Herrn Faustmann, initiiert“, so Hoyer-Grote.
Sport und Bewegung spielen für die Rektorin ebenfalls eine große Rolle. „Grundschulkinder können keine 45 Minuten stillsitzen – deshalb integrieren wir Bewegung bewusst in den Unterricht.“ Neben Handball- und Fußballturnieren gibt es Leichtathletikwettbewerbe und Schwimmen für die vierten Klassen. Kürzlich wurde die VGS dafür offiziell als sportfreundliche Schule anerkannt.
In Sachen Digitalisierung ist die Hainwaldschule für eine Grundschule außergewöhnlich gut aufgestellt. Jeder Klassenraum ist mit einem riesigen interaktiven Display anstelle der traditionellen Kreidetafel ausgestattet. Es gibt Laptops und Tablets für die Kinder. Verwaltungsvorgänge laufen zunehmend über ‚IServ'. Vor allem die Kommunikation mit den Eltern läuft über die digitale Schulplattform.
Die Einführung eines digitalen Klassenbuchs steht für Schulleiterin Hoyer-Grote als nächstes auf der Agenda. Doch das alles passiert Schritt für Schritt. „Mir ist wichtig, das Kollegium bei Veränderungen mitzunehmen“, sagt sie.
Nicht immer läuft alles reibungslos. Der Lehrkräftemangel ist auch am Hainwaldweg spürbar, besonders beim fehlenden Angebot für Förderstunden. Zudem beobachtet Hoyer-Grote zunehmend eine Veränderung im Verhalten der Kinder. „Wir erleben mehr aggressive Tendenzen gegenüber Lehrkräften und Mitschülern. Ich glaube nicht, dass es nur an der digitalen Welt liegt, sondern daran, wie die Kinder mit ihr aufwachsen. “Eltern setzen ihren Kindern beim Essen ein Tablet vor, damit sie ruhig sind – das ist für mich ein ‚billiger Babysitter'.”
Sollten Kinder an ihrer Schule mal gewalttätig werden, greift sie konsequent durch. „Da ziehen wir klar Grenzen!“ Nach intensiven Gesprächen mit den Eltern gibt es im Wiederholungsfall eine Rote Karte: Das Kind wird für den Rest des Tages abgeholt, bekommt aber am nächsten Tag die Chance, wieder neu zu starten. „Diese Kinder sind nicht die Kinder einzelner Klassenlehrer, sondern unsere Schüler. Wir alle tragen Verantwortung.“
Die Hainwaldschule ist für viele mehr als nur eine Schule. Das spürt man, wenn man in die hellen Räume blickt, das Lachen der Kinder hört oder die kollektive Begeisterung für Projekte wie dem kommenden Trommeltheater erlebt.
Gibt es denn wirklich gar nichts, was Katrin Hoyer-Grote so richtig stört an ihrem neuen Job? „Fragen Sie mich das in einem Jahr!“, entgegnet sie lachend.