Seit vielen Jahren ist die scharfe Kurve am südlichen Ortseingang von Schmedenstedt ein Unfallschwerpunkt. Besonders betroffen war Leonore Muschter, deren Grundstück unzählige Male beschädigt wurde. Bereits 2018 meldete sich die damals 91-Jährige bei der Redaktion und berichtete von mehr als 30 Unfällen vor ihrer Haustür seit den 1950er-Jahren. „Irgendwann habe ich aufgehört zu zählen“, sagte sie seinerzeit.
Im April des Jahres hatte Muschter großes Glück gehabt, dass sie auf dem Weg nach draußen kurz aufgehalten wurde. Währenddessen krachte ein Auto mit überhöhter Geschwindigkeit in ihre Grundstücksmauer - dort, wo sie eigentlich gerade ihre Blumen pflegen wollte.
Im Januar des Jahres hatte ein Unfallfahrer Fahrerflucht begangen. Muschter blieb auf den Kosten für den Schaden sitzen, der sich auf gut 20.000 Euro belief.
Die Ursache des Problems scheint klar: Die gerade Streckenführung aus Münstedt verleitet Autofahrer dazu, mit überhöhter Geschwindigkeit in den Ort einzufahren. Georg Schmidt, ebenfalls ein Anwohner, schrieb bereits 2020 an die Redaktion: „Autos beschleunigen oftmals auf mehr als 100 km/h und bremsen erst im Ort – manchmal zu spät.“ Seine Forderung nach einer Geschwindigkeitsbegrenzung außerhalb des Ortes blieb jedoch ohne Erfolg.
Über die Jahre hinweg wurde immer wieder über Vorkehrungen zur Entschärfung der gefährlichen Stelle diskutiert. 2011 empfahl die Unfallkommission eine Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit auf 70 km/h sowie die Aufstellung eines Eingangsportals mit zwei Ortsschildern und zusätzlichen Richtungstafeln. Umgesetzt wurde lediglich die Geschwindigkeitsbegrenzung – Unfälle passierten aber weiterhin.
Leonore Muschter war dabei wiederholt nur knapp einem Unglück entkommen. Einmal verfehlte ein Lastwagen nur um Haaresbreite ihre Hausecke und fuhr durch die Mauer und den Zaun direkt in eine benachbarte Scheune. „Mittlerweile habe ich Angst, in meinem Sessel im Wohnzimmer zu sitzen. Schließlich muss ich immer damit rechnen, dass auch mal die Hauswand durchbrochen wird“, sagte sie einst.
Die Stadt Peine verwies bereits 2020 auf den Landkreis, der jedoch jegliche Verantwortung von sich wies. Die Stadt habe rechtlich keine Möglichkeit, bauliche Maßnahmen umzusetzen. Stattdessen werde der Abschnitt im Rahmen des „rechtlich Gebotenen“ weiterhin beobachtet.
Derzeit ist das gefährliche Haus an der Kurve unbewohnt. Leonore Muschter hat es im vergangenen Jahr verkauft. Sie lebt jetzt in einem Seniorenheim. Die Unfälle aber passieren weiterhin.