Groß Lafferde nimmt fünf Neubürger auf
Bei Krustenbraten und Bier feiern 150 Mitglieder einen ganzen Tag lang das traditionelle Bauernthing.

Büchler, Lafferde, Bauernthing, Fasching, Fastnacht, Einwiegen der Neubürger, Neubürger Gelebtes Brauchtum: Beim Bauern­thing in Groß Lafferde herrschte fröhliche Stimmung.Foto: Ralf Büchler
Groß Lafferde. Bei ihrer historischen Sitzung in Groß Lafferde kamen in diesem Jahr 150 Mitglieder der Bauernthing-Gemeinschaft zusammen. Alle in Anzug und Krawatte festlich gekleidet, so wie es in der Einladung vorgesehen war. Bei Freibier und Krustenbraten feierten sie sich und ihre Tradition. Damit der guten Stimmung nichts im Wege stand, hatte der neue Bauernthing-Präsident Andreas Behrens mit seinem Team gesorgt. Den Saal des Gasthauses zum Markt hatten sie geschmückt, Tische und Stühle geschleppt, das Essen bei einem Caterer aus Groß Lafferde organisiert. Für 35 Euro Eintrittspreis gab es zum ersten Mal das Essen in Büfett-Form: Bei Krustenbraten, Krautsalat und Kartoffelgratin konnten sich die Männer der Gemeinschaft das ein oder andere Bier schmecken lassen.

Wie in jedem Jahr durften auch die politischen Reden vom Bürgermeister der Gemeinde Ilsede, Nils Neuhäuser, und dem Ortsbürgermeister Torsten Brinsa nicht fehlen. Dieser lobte die gute Gemeinschaft im Ort und stellte das vielfältige Jubiläumsprogramm vor. Denn in diesem Jahr feiert Groß Lafferde seine 1.200-jährige Geschichte mit vielen Veranstaltungen. Unter anderem können sich alle Bewohner auf eine Wanderung um Groß Lafferde, eine Aufführung der Lafferder Passion und dem Volksfest im Juli freuen.

In früheren Zeiten war das Bauernthing eine Gemeinde- oder Gerichtsversammlung, die sich mit den Rechtsangelegenheiten der bäuerlichen Gemeinschaft befasste. Doch aus der einst ernsten ist längst eine launige Veranstaltung geworden. Neben den musikalischen Beiträgen ist und bleibt das „Einkaufen“ der Neubürger der Höhepunkt der Versammlung. Zur Gaudi aller eröffnete ein Abgesandter des Hildesheimer Bischofs das Aufnahmeritual der Neubürger. Er vereidigte das Auswahl-Gremium mit Vogt, Gerichtsschreiber, Wiegemeister und Mundschenk in plattdeutscher Sprache.

Fünf junge Männer wurden mit einer alten Kartoffelsack-Waage gewogen und anschließend gemessen. Sie wurden aufgefordert, kleinere Aufgaben zu absolvieren. In barer Münze kauften sie sich in die Gemeinschaft ein - ­jeder zahlte rund 100 Euro. „Das Geld dient zum Wohle aller - es wird in Freibier umgesetzt“, sagt Bauernthing-Präsident Andreas Behrens. Zufrieden war dann auch der ­Abgesandte des Bischofs von ­Hildesheim mit dem Ablauf der Neuaufnahme-Zeremonie. Ordnungsgemäß würde hier alles zugehen. „In Gruden Laffer ist alles in Arnunge” - in Groß Lafferde ist alles in Ordnung, könne er jetzt dem ­Bischof melden.

Bier spielte auch in diesem Jahr eine große Rolle beim Bauernthing. In den letzten Jahren wurden bei dieser Versammlung in der Zeit von 11 Uhr am Vormittag bis gegen 22 Uhr am Abend etwa 500 Liter Bier ausgeschenkt. In diesem Jahr schienen die Mitglieder durstiger zu sein als sonst. „Das wird in diesem Jahr nicht reichen“, sagte der Mann an der Zapfanlage. Bereits nach drei Stunden, gegen 14 Uhr am Nachmittag, waren bereits 300  Liter Bier in den Kehlen der Männer verschwunden.

Gegen 18 Uhr beendete der Präsident Andreas Behrens mit seinen Schlussworten den offiziellen Teil der launigen Bauern­thing-Sitzung.

Eins ist klar: Die Gemeinschaft hat wieder ausgiebig ­gefeiert und den Tag sichtlich genossen.
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