Der Neuwagen wurde wenig später erheblich beschädigt auf einem Feldweg gefunden. Vor oder nach dem Diebstahl des SUV soll er auch in das VfB-Vereinsheim in der Nähe des Autohandels eingestiegen sein. Ein Laminiergerät, Fußbälle und Sportbekleidung im Wert von 1.200 Euro wurden entwendet. Der Schaden durch die Verwüstung des Vereinsheims liegt bei 12.500 Euro.
Den Einbruch in das Vereinsheim stritt der 24-Jährige ab. Nach einem Rechtsgespräch zwischen Verteidiger, Staatsanwältin und Verteidigung gab der Angeklagte schließlich zu, gemeinsam mit seinem Freund, den Audi Q5 vom Gelände des Autohändlers gestohlen zu haben. An viel mehr konnte oder wollte er sich nicht erinnern. Er wusste nicht mehr, wer die Idee zum Diebstahl hatte, wohin sie fahren wollten, wer gefahren ist. „Was wissen Sie denn?“, fragte die Richterin. „Dass ich dabei war“, antworte der 24-Jährige. Später fiel ihm noch ein, dass auch sein Halbbruder beim Autodiebstahl dabei gewesen war. Seine Erinnerungslücken begründete er mit seinem damaligen Drogenkonsum. Dass er alles vergessen hat, nahm ihm die Richterin nicht ab.
Ein Ermittler aus dem Polizeikommissariat Peine sagte als Zeuge aus, dass der Angeklagte mit seinem Freund auch einen Tankdiebstahl begangen hätten. Sie hatten in der Tatnacht in Ilsede getankt, ohne zu bezahlen. Auf einem Überwachungsvideo der Tankstelle sei der Angeklagte in einem roten Pullover als Beifahrer zu erkennen gewesen. Bei einer späteren Hausdurchsuchung habe man diesen roten Pulli sichergestellt. „Am Lenkrad, am Kotflügel und an den entwendeten Kennzeichen wurde die DNA des Angeklagten gefunden“, so der Polizist weiter. Auf die Spur der Täter war die Polizei durch einen Hinweisgeber gekommen, der sogar die Namen der Autodiebe kannte. Außerdem hatte die Polizei beim Freund des Angeklagten ein Video der nächtlichen Fahrt in seinem WhatsApp-Status gefunden.
Der 24-jährige Angeklagte hat drei Einträge im Bundeszentralregister. Dreimal wurde er in den letzten zwei Jahren wegen Körperverletzungen zu Geldstrafen verurteilt. Wegen des Autodiebstahls erhielt er jetzt vom Amtsgericht eine Bewährungsstrafe von sechs Monaten. Weiterhin muss er in den nächsten sechs Monaten 120 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten. Durch sein Geständnis habe der Angeklagte dem Gericht eine erhebliche Beweisaufnahme erspart, so die Richterin in ihrer Urteilsbegründung. Im Zuschauerraum verfolgten die Mutter des Angeklagten, seine Freundin und auch der Freund, der Mittäter beim Diebstahl gewesen sein soll, die Urteilsverkündung.
Da der 24-Jährige früh sein Geständnis abgelegt hatte, mussten weitere Zeugen nicht mehr gehört werden. Dazu gehörte auch einer der Geschäftsführer des betroffenen Autohandels, der dann als Zuschauer im Gerichtssaal blieb. Zufällig setzte er sich neben den vermeintlichen Mittäter des Angeklagten. Der Schaden von 65.000 Euro sei zwar von der Versicherung übernommen worden - 1.000 Euro Selbstbeteiligung musste er jedoch selbst zahlen.
Einen Gewinn durch den Autoverkauf konnte er auch nicht realisieren. Jede Menge Ärger und Laufereien habe er nach dem Diebstahl gehabt. Der Neuwagen war vor dem Diebstahl noch nie auf einer Straße gefahren, hatte zwischen fünf und zehn Kilometer auf dem Tacho. Als er ihn als wirtschaftlichen Totalschaden wiederbekam, war er laut Tacho über 100 Kilometer weit gefahren.
Außerhalb der Verhandlung berichtete der Geschäftsführer, dass in der Nacht des Audi-Diebstahls Unbekannte auf dem Nachbargrundstück randaliert hätten. Auf dem Gelände der Peiner Verkehrsgesellschaft seien alle Scheiben eines Busses eingeschlagen. Dies bestätigte auch Frank Brandt, Geschäftsführer der Peiner Verkehrsgesellschaft (PVG). An dem Bus eines Subunternehmers sei ein Totalschaden entstanden, sagte er.
Der Geschäftsführer des Autohandels geht von einem Zusammenhang der Taten aus. Die Eisenstange, mit der die Täter vermutlich die Scheiben des Busses zerstörten, war auf dem Lagerplatz des Autohandels gefunden worden. Die Staatsanwaltschaft Hildesheim bestätigt, dass gegen die beiden Männer ermittelt wurde, das Verfahren wegen Vandalismus aber eingestellt wurde.