„Erst der Wahlkampf, dann die Verhandlungen - das war schon eine anstrengende Zeit“, sagte Heil am Rande der Veranstaltung. Über das Osterwochenende habe er sich aber ein paar Tage Urlaub mit der Familie gegönnt.
Neben ihm und vielen Delegierten aus den acht Unterbezirken - unter anderem zählen Peine, Gifhorn und Wolfsburg dazu - waren als Gäste auch der Co-Parteivorsitzende Lars Klingbeil und der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil angereist, aber auch die Vorsitzende des VW-Gesamtbetriebsrats Claudia Cavallo.
Weil wird sich in Kürze aus der ersten Reihe der Politik zurückziehen: Er will sich sowohl als Ministerpräsident als auch als Vorsitzender der SPD Niedersachsen verabschieden. Dieses Thema beschäftigt die Genossen, wie aus den Grußworten deutlich herauszuhören war.
Auch Weil selbst ging darauf ein. Er wirkte gut gelaunt, als er davon sprach, dass ein interessantes Kapitel seines Lebens demnächst enden werde. Er mahnte die Genossen zur Geschlossenheit: „Interner Streit interessiert die Bürger nicht - im Gegenteil!“
Der spaßhafte Wettbewerb zwischen den beiden größten niedersächsischen Städten Braunschweig und Hannover - Weils Heimat - wurde mehrmals mit einem Augenzwinkern erwähnt. Als Abschiedsgeschenk erhielt der scheidende Ministerpräsident von den Braunschweiger Genossen ein Eintracht Braunschweig-Trikot, bedruckt mit seinem Namen und der Rückennummer 10. Die Wahl dieser Ziffer sei wohlüberlegt, hieß es: Die 10 trägt meist der Spielmacher - und dieser sei Weil über viele Jahre hinweg gewesen.
Doch auch ernste Töne waren zu hören. „Der 23. Februar ist mir in die Knochen gegangen. 16 Prozent bei einer Bundestagswahl. Dabei habe ich gedacht, dass die SPD eine Volkspartei und in der Gesellschaft tief verwurzelt ist“, sinnierte er. Das vorrangige Ziel müsse es nun sein, den Vormarsch der AfD zu stoppen. Als Weil die Bühne verließ, erhoben sich die Delegierten zu lang anhaltendem Applaus von den Plätzen.
Lars Klingbeil ging seinerseits auf das frustrierende Ergebnis der Bundestagswahl ein:. „Wir mussten uns fragen, wie wir weitermachen wollen. Klar war aber, dass wir angesichts der anstehenden Herausforderungen und Aufgaben keine Zeit haben, uns mit uns selbst zu beschäftigen.“
Mit dem Koalitionsvertrag mit der CDU zeigte er sich zufrieden. Kompromisse gehörten zu einer Demokratie. „Aber eines muss die Union wissen: Normalisierungsprozesse im Umgang mit der AfD wird es mit uns nicht geben!“, betonte er unter dem Beifall der Genossen.
Allerdings gab es auch kritischer Stimmen: Der Juso-Bezirksvorsitzende Bahne Brand hält den Koalitionsvertrag für „zu klein für die Probleme“ und spricht sich für Nachverhandlungen aus. Davor allerdings warnen die erfahreneren Genossen: Es sei keineswegs sicher, dass sich mehr SPD-Themen durchsetzen ließen. Es gebe im Fall der Ablehnung des Vertrages durch die Basis nicht einmal eine Garantie, dass es dann noch einmal zu einer Einigung komme.
Cavallo berichtete aus der Volkswagen-Welt und aus der Automobilindustrie, deren Situation zurzeit aus mehreren Gründen „alles andere als leicht“ sei. Das habe sich auf die jüngsten Tarifverhandlungen ausgewirkt. „Die SPD war uns dabei eine wichtige Stütze“, lobte die Gewerkschafterin, verbunden mit einem dicken Dankeschön. Das kam bei den Genossen an.
Nach den Grußworten hatten die Delegierten noch ein volles Programm - unter anderem mit Berichten und einem dicken Antragsbuch. Bei den abschließenden Vorstandswahlen wurden Thorsten Kornblum als Vorsitzender und Matthias Wehrmeyer als Schatzmeister bestätigt. Als stellvertretende Vorsitzende wurden Falko Mohrs (Wolfsburg), Philipp Raulfs MdL (Hillerse), Dunja Kreiser MdB (Evessen) und Michaela Römmeler (Lauingen) gewählt. Zu Beisitzenden des Bezirksvorstands wählte der Parteitag neben dem Peiner Landtagsabgeordneten Julius Schneider auch Nadine Schünemann (Vechelde), Anna Fischer (Hillerse), Immacolata Glosemeyer MdL (Wolfsburg), Matthias Disterheft (Braunschweig), Jörn Domeier MdL (Rennau), Annett Eine (Goslar), Henning Franke (Bad Harzburg), Falk Hensel (Wolfenbüttel), Stefan Hillger (Braunschweig), Jana Kurz (Braunschweig), Michael Letter (Salzgitter), Julia Perkowski (Cremlingen), Julia Retzlaff MdL (Braunschweig) und Stephanie Thiel (Salzgitter).