Hinter verschlossenen Türen
Warum Ermittlungsbehörden trotz Informationspflicht schweigen,
und was das mit dem Banküberfall in Peine zu tun hat

Die Sparkasse an der Celler Straße in Peine war in drei Jahren zwei Mal Ziel eines Banküberfalls. Warum die Ermittler sich mit Informationen zurückhalten - obwohl sie einer Informationspflicht unterliegen.Foto: Archiv
Peine. Der Banküberfall auf die Sparkasse an der Celler Straße in Peine hat viele Menschen aufgewühlt: Zwei maskierte Täter, bewaffnet und skrupellos, hatten Kunden und Angestellte bedroht, Bargeld geraubt und waren dann entkommen. Die Tat ging schnell, gezielt und hinterlässt eine Vielzahl an Fragen in der Öffentlichkeit. Die Redaktion ist ihnen nachgegangen - erfolglos. Warum die Ermittler diese Fragen trotz Informationspflicht nicht beantworten.

Auf viele der noch offenen Fragen rund um den Banküberfall gibt es bislang keine Antworten. Weder von der Polizei, die auf die Zuständigkeit der Staatsanwaltschaft verweist, noch von der Staatsanwaltschaft Hildesheim selbst. „Es gibt keine neuen Erkenntnisse”, ist von Christina Wotschke, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Hildesheim, immer wieder zu hören.

Warum ist das so? Und wo liegt die Gratlinie zwischen dem berechtigten Informationsinteresse der Öffentlichkeit und den Anforderungen an eine diskrete Ermittlungsarbeit? Ein Blick auf den Fall zeigt, dass es dabei vielleicht weniger um mangelnden Willen zur Transparenz geht, sondern vielmehr um juristische und taktische Notwendigkeiten.

Die Redaktion hat der Staatsanwaltschaft Hildesheim gleich eine Reihe konkreter Fragen zum Stand der Ermittlungen gestellt. Fragen, die sich viele stellen: Gibt es Hinweise auf die Täter? Wie sind sie geflohen? Gibt es eine Täterbeschreibung? Wie hoch war die Beute?

Doch auch Tage und Wochen nach der Tat bleiben viele dieser Fragen unbeantwortet. Das hat Gründe, und die liegen in der Natur der Ermittlungsarbeit. Offene Kommunikation kann in manchen Phasen mehr Schaden anrichten als Nutzen stiften. Insbesondere wenn es um Spuren, Zeugen oder mögliche Fahndungsansätze geht.

1. Gibt es Hinweise auf die Fluchtroute oder ein Fluchtfahrzeug? Laut Polizei flüchteten die Täter zunächst zu Fuß, vermutlich stiegen sie später in ein Auto. Ob es Zeugen, Aufnahmen oder Spuren dazu gibt, bleibt unklar. Eine Veröffentlichung könnte laufende Ermittlungen gefährden – etwa, wenn das Fahrzeug noch gesucht oder observiert wird.2. Gibt es eine Täterbeschreibung? Eine öffentliche Täterbeschreibung, wie Kleidung, Sprache, oder äußere Merkmale, wäre für potenzielle Zeugen hilfreich. Doch hier sind die Ermittler besonders vorsichtig. „Ungenaue oder voreilige Angaben könnten Unbeteiligte in den Verdacht bringen oder Aussagen verzerren“, bestätigt Polizeisprecher Malte Jansen.3. Wie hoch war die Beute? Die Frage nach der Beutesumme betrifft nicht nur das Tatmotiv, sondern auch die Professionalität der Täter. Eine genaue Summe wurde bislang nicht genannt – möglicherweise, um keine Rückschlüsse auf Abläufe oder Sicherungssysteme der Bank zuzulassen.4. Was ergab die Auswertung der Überwachungskameras? Auch diese Informationen könnten entscheidend sein, gerade, wenn andere Möglichkeiten ausgeschöpft sind und eine Öffentlichkeitsfahndung bevorsteht. Diese Form der Fahndung bedarf laut Malte Jansen auch immer eines entsprechenden staatsanwaltschaftlichen beziehungsweise richterlichen Beschlusses.

Weitere Fragen – etwa nach Spuren am Tatort, Zeugenmeldungen oder einer Einschätzung der Täter – blieben ebenfalls unbeantwortet. In der Summe deutet sich an: Die Ermittler wägen sorgfältig ab, was sie preisgeben.

Aus Sicht der Strafverfolgung ist das verständlich. Für die Öffentlichkeit bleibt es dennoch frustrierend.

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