Der Anlass für die Untersuchung: Das Umweltgift Dioxin war laut Eike Bruns, Pressesprecher der LBEG, 2021 in Braunschweig in Lebensmitteln nachgewiesen worden. Der Verdacht: Das Gift könnte über die Oker in die Böden getragen worden sein, auf denen Futtermittel angebaut werden. Die Oker ist eines der größten Fließgewässer, das den Harz verlässt und in dessen Einzugsgebiet Rückstände von Bergbauaktivitäten und Industrie zu finden sind. Insbesondere am Fluss-Unterlauf angrenzende Gebiete werden von der Landwirtschaft als Grünlandfläche für die Futtermittelgewinnung genutzt.
Aufgrund dessen untersuchten Bodenexperten des LBEG die Okeraue vom Harzrand bis zur Mündung in die Aller. Insgesamt 71 Standorte wurden dabei unter die Lupe genommen - so auch der Abschnitt zwischen Didderse und Hillerse im Landkreis Gifhorn.
„Dazu wurden Bodenproben entlang der Oker genommen”, schildert LBEG-Sprecher Bruns. Das Ergebnis: An 20 Standorten wurde der von der Weltgesundheitsorganisation WHO festgelegte sogenannte Toxizitätsäquivalenzfaktor (TEQ) für Dioxine und Furane von 15 Nanogramm pro Kilogramm Trockenmasse überschritten.
Besonders hoch war der Wert im Nordwesten von Braunschweig. In der Veltenhofer Schleife wurde der Spitzenwert von 55 Nanogramm gemessen. Problematisch: Zwischen Ölper und dem Mittellandkanal werden die Auen landwirtschaftlich genutzt. Auch zwischen Didderse und Hillerse im Landkreis Gifhorn waren die Werte erhöht - dort wurden 19 und 20,3 Nanogramm gemessen.
Als Gründe für die hohen Werte sieht Uwe Hammerschmidt, der die beiden Probenahmen im Jahr 2023 und 2024 leitete, vor allem in Hochwasserereignissen. „Der auffällige Bereich im Nordwesten von Braunschweig wird häufig und langandauernd überschwemmt und weist daher die hohen Stoffgehalte auf“, erklärt der Diplom-Geograf. Da die Struktur der gefundenen giftigen Dioxine über die gesamte untersuchte Strecke annähernd identisch sei, könne man davon ausgehen, dass die Quelle bei den Betrieben im Bereich Oker-Harlingerode gelegen habe. „Über den Wasserpfad sind die Dioxine bei Überschwemmungen in die Aue gelangt und wurden dort abgelagert“, so Hammerschmidt. Daher sei davon auszugehen, dass es heutzutage keine weiteren nennenswerten Schadstoffeinträge mehr gebe und es sich hauptsächlich um eine Umlagerung von belastetem Material handele.
Könnten die Dioxine also über das Grünfutter, das auf den belasteten Böden wächst, auf die Lebensmittel übergegangen sein? Um diese Frage zu klären, hat das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) Futtermittel analysiert. Das Ergebnis: Der relevante Höchstgehalt im Futtermittel für Dioxine und Furane sei in keiner der entnommenen elf Proben überschritten worden. Für die ebenfalls untersuchten Schwermetalle gab es jedoch fünf Überschreitungen des zulässigen Höchstgehaltes für Cadmium.