Was fließt da eigentlich
aus dem Hahn?
Sauberes Wasser ist für viele selbstverständlich. Doch gibt es das überall im Landkreis Peine?

Die Wasserqualität wird regelmäßig in Peine überprüft.Foto: Archiv
Peine. Klares Wasser aus dem Hahn ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Doch aktuelle Analysen werfen einen kritischen Blick auf die Qualität des Grundwassers im Landkreis Peine. Wie groß ist der Unterschied zwischen Trinkwasser aus der Leitung und Wasser aus privaten Brunnen? Wo lauern mögliche Risiken, und wie gut sind wir eigentlich geschützt?

Im Landkreis Peine stellt ein aktueller Bericht des VSR-Gewässerschutzes die Selbstverständlichkeit von sauberem Wasser zumindest für einige private Brunnenbesitzer infrage. Der Umweltverein aus Geldern in Nordrhein-Westfalen hat in den vergangenen sechs Jahren insgesamt 769 Wasserproben aus privaten Brunnen auf Nitrat, Eisen und Keime untersucht. Die Ergebnisse zeigen: Wer sein Wasser aus einem eigenen Brunnen zapft, sollte genau hinschauen. Aber auch nicht in Panik verfallen.

Laut Auswertung des VSR-Gewässerschutzes überschreiten 34,8 Prozent der untersuchten Brunnen den Nitratgrenzwert von 50 Milligramm pro Liter. Das ist ein Wert, der nicht nur gesetzlich festgelegt, sondern auch gesundheitlich relevant ist. Besonders alarmierend: In 7,4 Prozent der Proben lagen die Nitratwerte sogar bei über 100 Milligramm pro Liter. Das ist mehr als das Doppelte des erlaubten Wertes. Hinzu kommen bakterielle Belastungen. Fast jeder fünfte Brunnen (19,7 Prozent) war mit coliformen Keimen verunreinigt, bei 5,8 Prozent wurde sogar E. coli festgestellt. Ein Hinweis auf fäkale Verunreinigung?

Der Verein macht unter anderem intensive Landwirtschaft, undichte Abwasserleitungen und Starkregenereignisse für die Zahlen verantwortlich. Gerade der Eintrag von Nitrat durch Düngung sei ein lang bekanntes Problem im ländlichen Raum.

Doch was bedeuten diese Zahlen für die Trinkwasserversorgung im Landkreis Peine?

Der entscheidende Punkt: Die vom Umweltverein untersuchten Proben stammen aus privaten Brunnen, die nicht zur öffentlichen Versorgung gehören. Brunnenwasser unterliegt nicht der strengen Kontrolle der Trinkwasserverordnung.

Ganz anders sieht es bei dem Wasser aus, das aus dem Hahn kommt. Hier gibt Sandra Ramdohr, Sprecherin beim Wasserverband Peine, Entwarnung: Der Nitratgehalt liegt im Wasserwerk Wehnsen bei nur 4,2 Milligramm pro Liter, im Wasserwerk Burgdorfer Holz sogar bei nur 0,4 Milligramm. Selbst das Harzwasser, das Teile des Versorgungsgebiets speist, weist mit rund zehn Milligramm pro Liter einen sehr niedrigen Wert auf, der weit entfernt ist vom Grenzwert von 50 Milligramm. „Unsere Brunnen fördern aus größeren Tiefen zwischen 30 und 70 Metern“, erklärt Ramdohr einen der Hauptgründe.

Auch in Sachen Keimbelastung ist die Lage klar: In der öffentlichen Wasserversorgung gilt der Grenzwert 0 für coliforme Bakterien, Enterokokken und E. coli. Schon ein einzelner Nachweis zieht sofort Schritte nach sich, etwa Spülungen, Chlorung oder ein Abkochgebot. Die Überwachung übernimmt das Gesundheitsamt, und die Bevölkerung wird über alle gängigen Kanäle informiert – von der Zeitung bis zur Bürgerinformations-App.

Ein weiterer Pluspunkt der öffentlichen Versorgung: Seit den 1990er-Jahren kooperiert der Wasserverband Peine mit Landwirten in Wasserschutzgebieten wie Wehnsen oder dem Burgdorfer Holz. Ziel ist es, Nitrat-Einträge zu vermeiden, beispielsweise durch Düngeberatung oder Zwischenfruchtanbau. Landwirte erhalten für den Mehraufwand eine Entschädigung. Es ist eine durchaus pragmatische Lösung für ein komplexes Problem.

Sandra Ramdohr vom Wasserverband betont außerdem, dass die Wasserversorger auf möglichst geschlossene Systeme setzen, was bedeutet, dass alles getan wird, um zu verhindern, dass Umweltkeime oder andere Verunreinigungen überhaupt ins System gelangen.

Was also lernen wir aus den Zahlen des VSR-Gewässerschutzes? Zunächst einmal: Wer Wasser aus einem privaten Brunnen nutzt, sollte sich regelmäßig über die Qualität informieren und das nicht nur in Bezug auf Nitrat, sondern auch auf Keime. Diese können etwa durch undichte Leitungen oder tierische Exkremente ins Wasser gelangen. Ein „Naturprodukt“ ist nicht automatisch auch unbedenklich.

Gleichzeitig zeigt die Stellungnahme des Wasserverbandes Peine, dass die öffentliche Trinkwasserversorgung im Landkreis sehr gut aufgestellt ist. Für Verbraucherinnen und Verbraucher bedeutet das: Wer ans öffentliche Netz angeschlossen ist, kann seinem Leitungswasser in aller Regel vertrauen.

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