Sieben Fakten zum Eichenprozessionsspinner
Kaum steigen die Temperaturen, erwacht auch der gefährliche Plagegeist zum Leben

Die Raupen des Eichenprozessionsspinners: Gut sind die für Menschen gefährlichen Brennhaare des Insekts zu erkennen.Foto: Ralf Büchler
Peine. Der Sommer naht und mit ihm ein ungebetener Gast, der sich durch unsere Parks, Straßenränder und Gärten frisst: der giftige Eichenprozessionsspinner. Die kleine Raupe kann ein echter Problemfall für die Gesundheit, die Umwelt und die Stadtkasse werden. Aber keine Panik: Wir haben alles Wichtige zusammengefasst, was man über das haarige Problem wissen sollte.

Der Eichenprozessionsspinner (EPS) ist eine unscheinbare Nachtfalterraupe, die sich auf Eichen spezialisiert hat und dementsprechend vor allem dort auftaucht, wo große Exemplare zu finden sind. Von Mai bis in den August hinein sind seine Raupen aktiv. Tagsüber verstecken sie sich in großen, auffälligen Gespinstnestern am Stamm, abends bewegen sie sich in langen Reihen in die Baumkronen zum Fressen.

Problematisch wird der EPS ab dem dritten Larvenstadium. Dann bilden die Raupen mikroskopisch kleine Brennhaare, die mit dem Gift Thaumetopoein versetzt sind. Diese Härchen können ernsthafte gesundheitliche Probleme verursachen. Sowohl bei Menschen als auch bei Tieren.

Die feinen Brennhaare können nicht nur Hautausschläge, Juckreiz, Rötungen und Augenentzündungen auslösen, sondern auch Halsschmerzen und Husten. Im schlimmsten Fall drohen sogar Asthmaanfälle oder lebensbedrohliche allergische Reaktionen. Besonders tückisch: Die Haare können vom Wind kilometerweit getragen werden. Auch verlassene Nester bleiben gefährlich, da die Häutungsreste weiter reizend wirken.

Tiere wie Hunde oder Katzen reagieren ebenfalls empfindlich. Befallene Gebiete sollten unbedingt gemieden werden!

„In Peine und Umgebung sind hauptsächlich Eichen an öffentlichen Straßen, in Parks, auf Schulhöfen oder sogar auf Privatgrundstücken betroffen“, sagt Landkreis-Verwaltungssprecher Fabian Laaß. Besonders aufmerksam sind die Stadt und der Kreis bei sensiblen Orten wie Kitas, Altenheimen oder Schulen.

Die Raupen tauchen jedoch nicht immer an denselben Orten auf. Zwar beobachtet die Verwaltung regelmäßig bekannte „Hotspots“, aber jedes Jahr können neue Flächen betroffen sein. Die Saison hat gerade begonnen.

Eine weit verbreitete, aber recht teure Methode ist das Absaugen. Fachfirmen rücken mit spezieller Schutzkleidung und Saugern an und entfernen die Nester möglichst rückstandslos. In besonders stark befallenen Bereichen kommen ergänzende biologische Methoden zum Einsatz, etwa Pilzmyzel oder Nematoden, die die Raupen auf natürliche Weise schwächen.

Eine nachhaltigere Methode wird in Peine gerade getestet: die Aufbringung von sogenannten Nematoden. Hier werden vorbeugend Fadenwürmer mithilfe eines Feuchtungsgels in die Bäume gesprüht. Die Wirkungszeit beträgt etwa vier Stunden, danach trocknen die Würmer aus und sterben. In dieser Zeit suchen sie sich ihren Wirt und dringen in die Raupen ein. Dabei schleusen sie ein Bakterium ein, das den Schädling infiziert und sich in ihm vermehrt. Durch das typische Prozessionsverhalten der Raupen verbreitet sich die Infektion schnell weiter.

Für Privatleute gilt: Wer EPS-Nester im Garten entdeckt, muss selbst aktiv werden. Eine Pflicht zur Beseitigung gibt es zwar nicht, aber aus Gesundheitsgründen ist sie dringend zu empfehlen.

Ganz billig ist der kleine Krabbler nicht. So muss etwa das Absaugen von Spezialfirmen übernommen werden. Zwischen 2020 und 2023 stiegen die Befallszahlen deutlich, was auch die Rechnungen in die Höhe trieb. Dabei beliefen sich die Kosten im Landkreis Peine auf bis zu 29.000 Euro pro Jahr – allein für das Absaugen entlang der Kreisstraßen. Auch auf Schulhöfen fielen je nach Saison zwischen 2.000 und 8.000 Euro an.

„Die Kosten sind von Jahr zu Jahr schwankend, da die beauftragten Firmen nach Aufwand bezahlt werden“, erklärt Petra Neumann, Sprecherin der Stadtverwaltung Peine. Da der Befall stark von Witterung und natürlichen Feinden abhängt, sind genaue Prognosen kaum möglich. Das Gute: Im Jahr 2024 war der Trend leicht rückläufig.

■ Niemals Nester oder Raupen berühren!

■ Achten Sie auf Absperrungen und Warnhinweise – sie sind nicht zum Spaß da.

■ Wer in die Nähe befallener Bäume muss, sollte lange Kleidung, Kopfbedeckung, Schutzbrille und Maske tragen.

■ Nach Kontakt: Kleidung wechseln, duschen, Haare waschen, betroffene Hautpartien mit kaltem Wasser reinigen und kühlen. Bei Beschwerden zum Arzt gehen.

■ Haustiere fernhalten! Im Verdachtsfall: Wasser marsch – und im Zweifel zum Tierarzt.

Vorsorge ist alles. Besonders hilfreich sind Nistkästen für Meisen, denn die kleinen Vögel haben den EPS zum Fressen gern – besonders im Raupenstadium. Auch Fledermäuse sind nützliche Helfer, da sie die späteren Falter erbeuten. Im Landkreis Peine wurden solche Nisthilfen in der Vergangenheit erfolgreich eingesetzt mit rund 90 Prozent Belegung, wie Sprecher Fabian Laaß betont.

Wer also einen Garten mit Eichen besitzt, kann durch das Anbringen von Nistkästen aktiv zur Eindämmung beitragen – natürlich ohne sich selbst in Gefahr zu bringen.

Verdachtsfälle melden? Die Stadt Peine nimmt unter Telefon (0 51 71) 4 90 Hinweise zu befallenen Eichen entgegen. Allerdings bitte nur bei tatsächlichem EPS-Verdacht. Nicht alles, was spinnt, ist gefährlich!

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