Ein warmer, sonniger Montagmorgen in Peine. Vor dem alten Diekmann-Gebäude an der Bahnhofstraße herrscht schon eine halbe Stunde vor Öffnung reges Treiben. Menschen verschiedener Herkunft stehen vor dem frisch beklebten Eingang, viele mit Blumensträußen in der Hand. Kinder drängen sich an den Händen ihrer Eltern, ältere Damen unterhalten sich fröhlich, neugierige Passanten bleiben stehen.
Als sich um Punkt 10.30 Uhr die Türen endlich öffnen, brandet Applaus auf. Die Gäste strömen hinein, viele wünschen: „Alles Gute!“ und „Viel Erfolg!“ Und die Peiner Innenstadt ist um eine Attraktion reicher: Der neue internationale Supermarkt „Cibus“ hat offiziell eröffnet.
Schon beim Betreten des Ladens wird klar: Hier geht es nicht nur ums Einkaufen. Hier geht es auf 450 Quadratmetern ums Erleben. Einladend duftet es nach frischem Brot, die Theken glänzen mit Fisch und Fleisch, in den Gängen reihen sich Gewürze, Öle und Spezialitäten aus aller Welt – von syrischem Sumach über griechischen Schafskäse bis hin zu ukrainischem Sonnenblumenöl.
Die Regale sind prall gefüllt, die Atmosphäre ist lebendig, der Laden hell und modern. Nichts erinnert mehr an die staubige Baustelle von vor zwei Wochen. „Vieles ist in letzter Sekunde fertig geworden“, gibt Geschäftsführer Kajin Murad mit einem müden, aber glücklichen Lächeln zu.
Murad, 30 Jahre alt, ist das Gesicht hinter dem Projekt. 2013 aus Syrien geflüchtet, lebt er inzwischen mit seiner Familie in Peine und hat hier mehr als nur eine neue Heimat gefunden. Sein kleines Lebensmittelgeschäft zwei Türen weiter wurde über die Jahre zum Geheimtipp für internationale Spezialitäten. Doch irgendwann wurde es dort schlicht zu eng. Also wagte er den nächsten Schritt: das alte Diekmann-Gebäude neu beleben. Mit einem Supermarkt, der nach eigenem Bekunden für Vielfalt, Integration und Nachbarschaft steht.
„Die letzte Woche haben wir quasi durchgearbeitet. Jede Nacht bis 3 Uhr. Aber Gott sei dank sind wir rechtzeitig fertig geworden“, sagt Murad. Pausen, Schlaf oder gar Urlaub? Daran ist jetzt nicht zu denken. „Die ganze Familie hilft mit. Das Wichtigste ist, dass unsere Kunden zufrieden sind und endlich mehr Platz zum Einkaufen haben.“
Rund 150 Besucher sind zur Eröffnung erschienen. Den Tag über werden es noch mehr. Besonders beliebt: die bunte Backwarentheke mit Börek, Baklava und Fladenbrot aus türkischer, ukrainischer und arabischer Backkunst. Gleich daneben: eine großzügige Frische-Abteilung mit knackigem Gemüse, frischem Fisch und einer Fleischtheke. Auch die neue Salatbar, ein Wunsch der Stadtverwaltung, wird neugierig inspiziert.
Auch Hans-Jürgen Tarrey, Erster Stadtrat der Stadt Peine, ist zur Eröffnung gekommen und sichtlich angetan. „Es ist erfreulich, dass sich ein bisher so kleiner Laden vergrößern kann und jetzt mehr Fläche, Licht und Sortiment bietet – mit allem, was dazugehört: Frischware, Obst, Fleisch“, so Tarrey. „Und man sieht es ja am Zuspruch: Es besteht Bedarf. Diese Immobilie steht an prägnanter Stelle. Umso schöner, dass hier jetzt wieder Leben einkehrt.“
Und was ihm persönlich besonders gefällt? Tarrey sagt lachend: „Ich habe gerade schon Empfehlungen bekommen, welcher Schafskäse der beste ist. Den werde ich natürlich gelegentlich mal ausprobieren.“
Dass dieser neue Markt nicht nur eine Bereicherung für das Sortiment, sondern auch für das Stadtbild ist, zeigt sich auch außerhalb der Ladenzeilen. „Die Innenstadt wird sich wandeln“, sagte Anja Barlen-Herbig von Peine Marketing bereits im Vorfeld. Und tatsächlich: Wo einst Leerstand klaffte, herrscht heute Bewegung. „Cibus“ heißt auf Latein „Essen“ oder „Lebensmittel“. Es steht sinnbildlich für den Wandel hin zu einer Peiner Innenstadt, die mehr sein will als eine Einkaufsmeile – nämlich ein Ort des Miteinanders.