Ist ein Tempolimit die Lösung?
Schwere Unfälle und langen Staus auf der Autobahn 2 bei Peine sind eine Herausforderung für Anlieger

Elektronische Schilderbrücke bei Peine: Die Anlagen werden vollautomatisch durch einen hochkomplizierten Algorithmus gesteuert. Kleines Bild: Die neuen Blitzer bei Zweidorfer Holz.Foto: Archiv
Peine. Auf rund 10,5 Kilometern Länge verläuft die A2 durch den Landkreis Peine. Die Autobahn ist eine zentrale Ost-West-Verbindung in Deutschland und ein Teil des transeuropäischen Verkehrsnetzes. Täglich fahren über diesen Abschnitt rund 130.000 Fahrzeuge. Das bedeutet für den Kreis Peine eine hohe Verkehrsdichte, besonders durch Pendler und dem LKW-Verkehr. Spätestens wenn auf diesem Abschnitt ein Unfall passiert und die Staus auf den Nebenstrecken alle Fahrer ausbremst, macht sich das bemerkbar. Wäre das mit einem Tempolimit vermeidbar? Der PAZ-Mobilitätskompass zeigt: Die Mehrheit ist für ein Tempolimit auf Autobahnen.

Die Anschlussstelle Peine-Ost ist ein Unfallschwerpunkt. Wiederholt ist es hier zu Abbiegeunfällen mit Verletzten gekommen, so die Polizei. Bereits vor einem Jahr wurde beschlossen, in diesem Bereich die Höchstgeschwindigkeit auf Stundenkilometer zu reduzieren und die Fahrbahnmarkierung zu verändern, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen.

Die hohe Verkehrsbelastung führt regelmäßig zu Geschwindigkeitsverstößen auf dem Streckenabschnitt im Kreis Peine, die durch zwei stationäre Blitzer erfasst werden. Die Messstellen befinden sich in der Nähe des Rastplatzes Zweidorfer Holz (km 182,455) und nahe des Parkplatzes Röhrse (km 192,790). Diese Blitzer bescheren dem Landkreis erhebliche Einnahmen - für das letzte Jahr dürften die Bußgeldzahlungen mehrere Millionen Euro betragen haben.

Im Jahr 2024 gab es insgesamt 17.507 Geschwindigkeitsverstöße. 2.111 Fahrer waren zwischen 21 und 25 km/h zu schnell und müssen mit einem Bußgeld in Höhe von 100 Euro und einem Punkt in Flensburg rechnen. 41 Verkehrsteilnehmer waren zwischen 51 und 60 Kilometer pro Stunde zu schnell - da liegt das Bußgeld bereits bei 480 Euro, zwei Punkten und einem Monat Fahrverbot. 15 Fahrer wurden mit einer Überschreitung von 61 bis 70 Kilometern pro Stunde erwischt: Ihnen drohen zwei Monate Fahrverbot, zwei Punkte und 600 Euro Bußgeld. Vier Fahrer wurden mit über 70 Stundenkilometern zu schnell geblitzt. Laut Bußgeldkatalog müssen sie mit 700 Euro zahlen, bekommen zwei Punkte und ein dreimonatiges Fahrverbot.

Da die beiden stationären Blitz-Anlagen im Kreis Peine mit der Schleifentechnik arbeiten, wird die Überschreitung mittels einer Weg-Zeit-Rechnung (Kilometer pro Stunde) ermittelt. Wie lange braucht ein Auto von Schleife 1 bis Schleife 2, von Schleife 2 bis Schleife 3, und schlussendlich von Schleife 1 bis Schleife 3. „Die 3 Zahlen werden miteinander verglichen. Passen sie zueinander, dann haben wir einen vorwerfbaren Wert“, sagt Kreissprecher Fabian Laaß.

Das Thema Tempolimit wurde auch bei der Befragung im Mobiliätskompasses aufgenommen. Deutschlandweit wurden 79.804 Teilnehmer zu ihrer Meinung dazu befragt - 41.708 sprachen sich dafür aus (52,7 Prozent). In Niedersachsen stimmten 16.108 von 29.830 Befragten für eine Beschränkung der Geschwindigkeit - dies sind 54,3 Prozent der Teilnehmer.

In den letzten Jahren verzeichnet auch der ADAC eine Zustimmung unter seinen Mitgliedern zu der Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen. Viele Jahre sei dies anders gewesen. Mittlerweile stimmen 55 Prozent der ADAC-Mitglieder dafür und 40 Prozent sprechen sich dagegen aus. Sehr emotional sei dieses Thema, für die Befürworter als auch für die Gegner, hat der ADAC festgestellt. Der ADAC positioniert sich deshalb nicht für ein klares Pro oder Contra. „Wir informieren stattdessen sachlich über Auswirkungen sowohl in Bezug auf die Verkehrssicherheit als auch auf den Klimaschutz“, sagt Sarah Kaiser, Referentin Unternehmenskommunikation vom ADAC Niedersachsen/Sachsen-Anhalt.

Der ADAC plädiert deshalb auch für eine Temposteuerung über Wechselverkehrszeichen. Neun Verkehrszentralen der Autobahn GmbH in ganz Deutschland versuchen bereits, den Verkehr auf dem Autobahnnetz zu steuern. Dies geschieht auch auf dem Abschnitt der A 2 im Kreis Peine, hier ist die Verkehrszentrale Nordwest mit Sitz in Hannover zuständig. Sie ist zuständig für insgesamt 1.587 Autobahnkilometer. Hier werden sogenannte Streckenbeeinflussungsanlagen geregelt, die über LED-Wechselverkehrszeichen automatisch Geschwindigkeitsbeschränkungen oder Gefahrwarnungen anzeigen.

Dies geschieht unter anderem, wenn festgestellt wird, dass die Verkehrsdichte zu hoch ist. Diese Anlagen sollen den Verkehrsfluss beeinflussen und Staus minimieren. Sie tragen dazu bei, die Häufigkeit und Schwere von Unfällen zu reduzieren, indem sie über digitale Anzeigen vor Gefahrensituationen wie Stau, Nebel oder Glatteis warnen. Vielleicht ist die Steuerung des Verkehrs durch solche Anlagen die Lösung, um Befürworter und Gegner des Tempolimits zusammenbringen.

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