Marc Schoke ist der Hauptmann vom Bürger-Jäger-Corps, er weiß, warum es die Schützen-Jacken seiner Korporation nicht einfach von der Stange gibt. „Die schwarze Hose unserer Uniform ist das geringste Problem. Aber der Kragen an der grauen Jacke ist das entscheidende“, sagt er. Mit grünem Filz ist er geschmückt, dieses Material ordert Harting in Webereien, wo es eingefärbt wird. Seine Mitarbeiterinnen nähen den grünen Stoff dann auf die Jacken und bestücken sie auch mit goldenen Knöpfen, auf denen die für die Bürger-Jäger-Uniform typischen Eichenblätter zu sehen sind.
Wenn die Korporierten beim Peiner Freischießen akkerat durch die Stadt marschieren, dann ist da quasi ein gesammeltes Vermögen auf den Beinen. Eine neue Jacke bei den Bürger-Jägern kostet in Normalgröße rund 325 Euro, wenn es die Übergroße sein muss, kommen noch ein paar Euro dazu. Doch so viel muss man nicht ausgeben, um mitzumarschieren, betont Schoke.
Er verweist auf die Kleider-Kammer, die auch seine Korporation betreibt. Klaus Tammen kümmert sich beim BJC darum. Hier werden Jacken verwahrt, die nach Austritten oder dem Tod abgegeben werden. Die Kleider-Kammer ist goldwert. „Einen ganz kleinen Restbestand haben wir noch“, weiß Schoke. Wer besonders groß oder besonders klein ist, der könnte allerdings Probleme bekommen. Dann muss oft eine neue her. „Und so eine maßgeschneiderte Variante ist auch deutlich angenehmer“, sagt der BJC-Hauptmann.
Vier Wochen Vorlauf benötigen Harting und sein Team für eine Maß-Jacke allerdings. „Wenn es mal ganz besonders drückt, kriegen wir das auch mal in drei Wochen hin“, sagt er. Hauptmann Schoke hat wie die meisten Korperierten zwei Jacken – eine zum Marschieren und eine für die Abendveranstaltungen. In die Reinigung gegeben hat er die Jacke bisher noch nicht – dafür ist sie ihm zu heilig. „Dann müssten alle Orden ab und auf einmal läuft sie noch ein“, sagt er mit einem Schmunzeln.
Besonders und besonders auffällig ist auch die Uniform der Junggesellen vom Corps der Bürgersöhne. Sie tragen unter anderem einen schwarzen Gehrock und einen schwarzen Zylinder. Beides gibt es in der Regel auch nicht beim normalen Herren-Ausstatter. CdB-Hauptmann Domenik Viol war daher ebenfalls froh, als er bei seinem Eintritt im Jahr 2015 erstmal auf die Kleider-Kammer der Junggesellen zugreifen konnte. „Die weiße Hose und das weiße Hemd kauft man sich selber, aber Zylinder und Gehröcke haben wir auch in der Kleider-Kammer“, erläutert der 27-Jährige.
Seinen ersten Gehrock habe ihm ein Freund seines Vaters vermittelt. Sein erster Zylinder sei ihm allerdings etwas zu klein gewesen, räumt Viol schmunzelnd ein. „Daher war ich froh, dass ich ihn nur ein Jahr tragen musste, da ich dann schon ins Collegium gekommen bin.“ Als Hauptmann darf Viol einen Zweispitz-Hut tragen.
Für einen neu geschneiderten Gehrock müssen die Junggesellen rund 500 Euro investieren. Das gönnen sich einige vor allem dann, wenn sie merken, dass sie im CdB angekommen sind und länger bleiben werden. Denn dann sitzt alles akkerat.
Doch auch in der Kleider-Kammer werden Neulinge oder Etablierte fündig. „Wir freuen uns immer, wenn wir etwas angeboten bekommen.“ Noch habe es nie einen Junggesellen gegeben, der leer ausging. Je nach Zustand des Gehrocks werden die gebrauchten Varianten mit 50 bis über 100 Euro angeboten. Viol lobt in diesem Zusammenhang auch das Engagement von Reimund Höver. „Er hat gefühlt in ganz Deutschland Zylinder aufgekauft, davon profitieren wir noch immer“, sagt der CdB-Hauptmann.
Beim Peiner Freischießen sind die Junggesellen zunächst in weißer Hose unterwegs, tauschen das Beinkleid aber auch mal in eine andere Farbe. „Gefrühstückt wird nur in schwarzer Hose“, verrät Viol eine Besonderheit.
Eine Besonderheit mit seinem Geschäft ist auch der Kaufmann und Maß-Konfektionsexperte Burkhard Harting. „Wir arbeiten in einer Marktnische“, sagt er. Jeder Schützenverein, jede Blaskapelle, jeder Spielmannszug habe seine eigenen Farben und Formen bei der Uniform. „Das ist schwierig zu bedienen aus der Masse heraus“, sagt Harting. Nach der Corona-Krise mit einem völligen Stillstand sei das Geschäft wieder sehr lebhaft. Festgestellt hat er aber, dass es weniger Nachwuchs in vielen Schützenvereinen gibt. Doch: „Peine ist da ganz antizyklisch, da haben wir auch relativ junges Publikum.“
Dass besondere Schulterklappen getragen werden können und der richtige Hut im Schrank ist – dafür sorgt aber auch ein Peiner Experte. Bei Merkel in Groß Ilsede gibt es nicht nur Pokale, Schützenketten und Orden, hier kann auch Schützenkleidung bestellt werden.