Siedlecka sieht bei der Umsetzung des Handyverbotes großes Konfliktpotenzial. „Die Lehrkräfte werden sich sehr anstrengen müssen, wenn die jüngeren Schüler ihre Handys abgeben sollen“, meint sie. Zudem sieht sie Möglichkeiten, das Verbot zu umgehen. „Die Kids werden sich da was einfallen lassen, zum Beispiel, indem man ein Zweithandy mitnimmt und das in den Pausen nutzt.“
Die Nachricht über das Handyverbot sei mit gemischten Gefühlen bei der Schülerschaft aufgenommen worden. „Das ist altersabhängig. Bei den älteren Schülern gibt es schon Verständnis dafür“, sagt sie. Gerade sie sollen aber gar nicht davon betroffen sein: Denn die Oberstufe - Klasse 11 und 12 - soll von dem Handyverbot ausgenommen werden.
„Diese Schülerinnen und Schüler sind in einem Alter, in dem sie die Verantwortung dafür übernehmen können“, betont Malte Holthusen, Leiter des Ilseder Gymnasiums. Bei den jüngeren Jahrgängen sehe dies anders aus. „Insbesondere in den fünften und sechsten Klassen sehen wir eine sehr intensive Handynutzung“, gibt Holthusen die Beobachtung der Lehrkräfte wieder. „Gerade die Kleinsten laufen permanent mit dem Handy vor dem Gesicht herum.“ Erst ab Klasse 8/9 nehme dies wieder ab.
Was Kreisschülersprecherin Maja Siedlecka am meisten an dem Handyverbot stört, ist, dass die Schüler bei der Entscheidung nicht beteiligt worden seien. „Das ist der Kürze der Zeit geschuldet“, erklärt Schulleiter Malte Holthusen. „Wir werden aber im Laufe der Entwicklung über das Handyverbot mit den Schülern sprechen.“ Dies soll nach den Sommerferien der Fall sein - dann sollen auch die Eltern über die konkrete Umsetzung des Handyverbots informiert werden.
Angesichts von Studien, die den negativen Einfluss der Smartphone-Nutzung auf junge Menschen belegten, habe man aber eine Entscheidung treffen müssen - und zwar zügig. „Das Handyverbot ist nicht neu“, sagt der Schulleiter. Es habe bereits vor etwa anderthalb Jahren ein solches an der Schule gegeben, dies sei aber gelockert worden. Das Ergebnis: „Es war nicht erfolgreich“, so Holthusen.
Nun hat sich das Gymnasium unter Beteiligung aller Gremien - mit Ausnahme der Schülervertretung - für das Handyverbot entschieden. Auch der Schulelternrat für die Hauptschule sowie die Realschule habe sich dafür ausgesprochen, teilt dessen Vorsitzende Nina Bonnecke mit. Grundsätzlich positiv steht dem Verbot auch der Vorstand des Schulelternrats des Gymnasiums Groß Ilsede gegenüber, sagt der Vorsitzende André Kruppa.
Beraten wird nun noch, wie das Handyverbot umgesetzt wird. Zunächst sollen die Smartphones ausgeschaltet in den Schultaschen bleiben - soweit nichts Neues für die Schüler - bis feststeht, ob für die Klassenräume Handysafes oder Handytaschen angeschafft werden.
In den Safes können die Smartphones einfach vor Unterrichtsbeginn eingeschlossen und nach Unterrichtsende wieder ausgeteilt werden. „Die Frage ist, was ist, wenn die Schüler die letzte Schulstunde im Fachraum sind oder wenn einer eher gehen muss“, schildert malte Holthusen die Bedenken. Für sinnvoller hält er ein anderes Modell: die Handytaschen.
Bei den sogenannten Smartphone-Lockern wird das Handy in eine abschließbare Smartphone Tasche mit speziellem Innenfutter gesteckt, das sämtliche Telefonsignale blockiert. Die Tasche kann mit einem Chip durch eine Lehrkraft wieder entriegelt werden. Bei dieser Methode könnte jede Schülerinnen und jeder Schüler sein Handy bei sich behalten, aber in der Schulzeit nicht nutzen.
„Welches das bessere Modell ist, müssen wir gründlich durchdenken“, sagt der Schulleiter angesichts der Kosten, die so ein System mit sich bringt. Fest steht für ihn indessen: „Wir mussten eine Regelung zum Wohle der Kinder treffen, auch wenn sie vielleicht nicht damit einverstanden sind.“
Dass die Handynutzung gerade bei den jüngeren Schülern stark zugenommen hat, hat auch Kreisschülersprecherin Maja Siedlecka beobachtet. Sie sieht aber nicht nur den Reiz des Smartphones dahinter, sondern noch einen anderen Grund. „Die Schule und der Schulhof sind einfach unattraktiv als Aufenthaltsort“, sagt sie. „Es gibt viel zu wenig Sitzmöglichkeiten, kaum Schulhof und der Fußballplatz ist auch weg“, kritisiert sie. Dort stünden nun Schulcontainer aus Mangel an Klassenräumen.
Eine Ausnahme gibt es bei der Grundschule Groß Ilsede. „Theoretisch haben wir ein Handyverbot, praktisch nicht“, sagt Schulleiterin Claudia Taylor. Da das Problem mit Smartphones nur vereinzelt bei Schülern auftrete, werde direkt mit den Eltern darüber gesprochen, dass Handys an der Schule nicht erwünscht sind. „Was wir haben, sind vereinzelt Smartwatches, da drücken wir dann ein Auge zu, wenn sie in der Schule nichts aufnehmen und ausgestellt sind“, so Taylor.
Einen klaren Kurs bei der Handynutzung in der Schule würde sich die Schulleiterin vom Kultusministerium wünschen. Denn mit dem Handyverbot geht das Ilseder Schulzentrum einen eigenen Weg. Das Land Niedersachsen hat - anders als etwa Bremen und Hessen - bislang kein generelles Handyverbot an Schulen ausgesprochen.