E-Ladesäulen: Kabeldiebe
schlagen in Vöhrum zu
Mehrere Fälle auch an anderen Stellen in der Region - Hoher Schaden, geringe Beute

Von den E-Ladesäulen, die am Vöhrumer Penny-Markt stehen, wurden die Kabel gestohlen.Foto: Ralf Büchler
Vöhrum. Es sieht skurril aus: Zwei Kabelstümpfe ragen aus den Ladestationen für E-Autos. Der Grund: Diebe haben die Leitungen gekappt und mitgenommen. Denn aus dem Kupfer, welches sich in den Kabelsträngen befindet, lässt sich auf dem Schwarzmarkt Geld machen. An vielen Orten in der Region sind solche Diebstähle bereits vorgekommen. Auch die beiden Ladesäulen am Penny-Markt in Vöhrum an der Herrenfeldstraße sind betroffen.

Wann genau dort die Kabel gekappt wurden, ist nicht ganz klar. Es muss allerdings Ende Juni gewesen sein, denn bekannt ist der Vorfall dem Energieversorger EnBW, der die Säulen in Vöhrum betreibt, seit dem 29. Juni, wie Unternehmenssprecherin Helen Schneider auf Nachfrage mitteilt. Der Vorfall sei auch zur Anzeige gebracht worden, wie Peines Polizeisprecher Malte Jansen bestätigt.

„Eine zeitnahe Reparatur haben wir bereits in Auftrag gegeben“, sagt Schneider. In der Regel betrage die Reparaturzeit eine bis zwei Wochen. „Da diese Stationen nur mit einer erneuten Eichrechtsprüfung wieder in Betrieb genommen werden können, benötigen wir derzeit noch die Unterstützung der Hersteller der Ladestationen“, erläutert die Sprecherin. Sobald die Ladepunkte wieder zur Verfügung stehen, würden sie in der entsprechenden App von EnBW als „verfügbar“ angezeigt.

Wie hoch der in Vöhrum entstandene Schaden ist, könne sie nicht genau beziffern, sagt Schneider. „Grundsätzlich sind die Kosten immer abhängig von den jeweiligen Gegebenheiten beziehungsweise dem konkreten Schaden vor Ort.“ Laut Schätzungen von EnBW kostet die Instandsetzung nach einem Kabeldiebstahl etwa 5.000 bis 8.000 Euro pro Kabel. „Hier fallen die Materialkosten für neue Kabel ins Gewicht, sowie die Arbeitszeit für die Beseitigung des Schadens und die erforderliche Eichrechtsprüfung der Ladesäulen, die für die Inbetriebnahme zwingend vorgeschrieben ist“, erklärt Scheider.

In der Schätzung enthalten sei zudem ein Umsatzverlust für den Zeitraum, in dem die Ladesäulen nicht genutzt werden können. „Den reinen Materialwert eines Ladekabels würden wir eher gering einschätzen“, sagt die Sprecherin. Nach Angaben des Energieversorgers Enercity dürfte der Wert bei nicht mehr als 50 Euro liegen - also weit unter dem verursachten Schaden.

Im Vergleich zum Vorjahr verzeichne EnBW einen Anstieg von Kabeldiebstählen an Ladepunkten des Unternehmens. Schwerpunkte seien Niedersachsen und Nordrhein-West­falen, vereinzelte Fälle habe es 2024 auch in Sachsen, Thüringen und Rheinland-Pfalz gegeben.

EnBW prüfe für jeden Standort, wie die Sicherheit erhöht und damit Kabeldiebstähle verhindert werden können. Dafür schöpfe man unterschiedliche Möglichkeiten aus, sagt Schneider. „So setzten wir, wo möglich, auf abschreckende Maßnahmen wie Beleuchtung oder Videoüberwachung.“ Diebstähle würden grundsätzlich bei der Polizei angezeigt. Zudem entwickle man die Sicherheitsstandards bei der Ladeinfrastruktur laufend weiter.

Zahlreiche E-Ladesäulen stehen auch in Stederdorf auf dem Parkplatz des Schokoladenhauses von Rausch. Vorfälle wie jüngst in Vöhrum habe es dort noch keine gegeben, sagt Unternehmenssprecher Miguel Karrasch. „Im Ladepark selbst, aber auch auf dem gesamten Gelände, sind diverse Sicherheitsmaßnehmen installiert worden, die eben solche Zwischenfälle verhindern beziehungsweise eine zügige und erfolgreiche Strafverfolgung ermöglichen.“

Zu einem Diebstahl wie dem in Vöhrum ist es jüngst auf dem Parkplatz des Rewe-Markts an der Fortunastraße in Sievershausen gekommen. Ende Juni kappten Unbekannte nachts insgesamt sechs Kabel von drei E-Ladesäulen. Drei weitere Stationen auf dem Rewe-Parkplatz wurden zunächst nicht angerührt.

Das änderte sich aber wenige Tage später: Am ersten Wochenende im Juli geschah das Gleiche an den übrigen drei Ladesäulen neben dem Supermarkt. Jetzt sind alle sechs Stationen außer Betrieb und mit Flatterband abgesperrt. In der Nacht zu Sonntag, 6. Juli, wurde gegen 2.45 Uhr der Diebstahl bemerkt. Auch diesmal trennten die Täter die Stränge fein säuberlich knapp unterhalb der Anschlüsse zur Säule ab.

Anfang Juli waren Kabeldiebe auch in Sarstedt in Peines Nachbar-Landkreis Hildesheim unterwegs. Dort haben die Energieversorgung Hildesheim (EVI) fünf und EnBW jüngst acht neue E-Ladesäulen in Betrieb genommen. Schon kurz darauf wurden von drei der neuen Säulen über Nacht Kabel gestohlen, ebenso von einer weiteren Station auf einem Nachbargrundstück.

Als möglichen Grund für den Anstieg von Kabeldiebstählen nennt das Landeskriminalamt den stetig steigenden Preis für den Rohstoff Kupfer. Mittlerweile arbeiten Energieversorger bereits an Strategien, die Diebe abzuschrecken. Der Ladesäulenhersteller Chargepoint etwa versucht, Anlagen zu entwickeln, die alarmgesichert sind und über schnittfeste Kabel verfügen.

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