„Im Endeffekt sind wir die Verrückten, die den Unwettern hinterherfahren“, sagt er und lacht. „Wir dokumentieren sie – die Gewitterzellen, die Stürme, die Schäden. Aber am Ende geht es vor allem um die Jagd nach den besten Bildern.“
Während erfahrene Sturmjäger auf teures Equipment setzen, steckt Niko noch in den Anfängen. „Ich arbeite mit Wetterkarten und Modellen, sowohl national als auch international. Wenn Vorwarnungen herausgegeben werden, orientiere ich mich daran, fahre in die entsprechende Region – und beobachte, ob sich etwas entwickelt.“
Ein Moment beim großen Unwetter vor zwei Wochen im Landkreis Peine hat sich besonders eingebrannt: die Sichtung einer Windhose bei Abbensen. Es ist ein äußerst seltenes Wetter-Phänomen in Deutschland. „Ich war gerade auf dem Heimweg, als ich sie sah. Ich hatte keine Zeit, um sicher anzuhalten. Also habe ich mit der Dashcam einfach draufgehalten. Die Aufnahmen sind nicht hochwertig, aber besser, als wenn ich ohne Bilder nach Hause fahre.“ Übrigens: Windhose ist der deutsche Begriff für Tornado.
Er war auf der Landstraße Richtung Abbensen unterwegs, als er sie entdeckte: „Ich sah aus der Ferne, wie sie sich hinter den Häusern senkte, genau in dem Moment, in dem sie wohl Bodenkontakt bekam.“
Während viele Sturmjäger auch Schäden dokumentieren, etwa für Versicherungen, hat Nico das bislang noch nicht gemacht. „Die Unwetter, die ich bisher miterlebt habe, waren eher glimpflich. Und ganz ehrlich: Niemand wünscht sich, dass so etwas passiert.“
Niko verfolgt sein Hobby mit wachsender Leidenschaft und einem großen Traum: „Ich möchte in den nächsten Jahren unbedingt in die USA reisen. Texas, Kansas – zur Tornado-Saison. Dort entstehen die richtig heftigen Systeme.“ Besonders inspirierend findet er den YouTube-Kanal „Unwetterjäger“: „Die reisen jedes Jahr in die USA, um Tornados zu dokumentieren. Man lernt viel über die Struktur von Superzellen, Druckunterschiede, Luftmassen. Das ist wahnsinnig spannend.“
Den Klimawandel kann Niko nicht ausblenden: „Die Unwetter werden stärker, da bin ich mir sicher. Auch in Deutschland.“ Tornados, erklärt er, werden in Kategorien von F0 bis F5 eingeteilt. „Bei einem F5 können sogar Fundamente aus dem Boden gerissen werden. Die Windgeschwindigkeiten sind unvorstellbar. Das ist in den USA tatsächlich schon passiert.“
Sein Interesse für Unwetter begann früh – konkret mit dem Pfingststurm 2014, der über Nordrhein-Westfalen hinweg zog. „Der hat schwere Schäden angerichtet, auch bei uns. Seitdem war das Interesse da.“ Heute beschäftigt er sich auch wissenschaftlich mit der Entstehung von Wirbelstürmen. „In den USA sind sie da deutlich weiter. Es geht um Druckverhältnisse, Luftschichtungen, Temperaturunterschiede – das ist einfach faszinierend.“