Ganz viel Lob, aber auch kritische Worte
Die Fraktionen imLengeder Gemeinderat sind etwas überrascht vom Abschied der Bürgermeisterin

So fing es an: Vorgänger Hans-Hermann Baas übergibt 2016 den Schlüssel-Chip für das Rathaus an Bürgermeisterin Maren Kleinschmidt, damals noch Wegener.foto: ag
Lengede. Sie hat für eine Premiere gesorgt, war nach ihrem Wahlsieg 2016 die erste Bürgermeisterin der Gemeinde Lengede, doch nach ihrer zweiten Amtszeit ist im Oktober 2026 Schluss: Maren Kleinschmidt (ehemals Wegener) will sich beruflich neu orientieren und nicht mehr kandidieren. Die Redaktion der Peiner Allgemeinen Zeitung hat Stimmen gesammelt.

So kann sich die scheidende Bürgermeisterin zwar über viel Lob für ihre Arbeit freuen, beim Vorsitzenden der CDU-Fraktion im Gemeinderat sorgt die Entscheidung auch für Verwunderung. Michael Kramer wirft ihr sogar Wortbruch vor. Bei einer Haushaltssitzung im Lengeder Gemeinderat im Dezember 2024 hatte Michael Kramer die Bürgermeisterin mit Verweis auf den ungewöhnlichen Doppelhaushalt 2025/2026 ein wenig gereizt: Er hatte der Gemeinde-Chefin so tatsächlich das Versprechen entlockt, sie wolle Lengedes Bürgermeisterin bleiben. Nun kommt es doch anders. „Es ist schon traurig, dass man sich selbst auf dem Dorf nicht mehr auf das gegebene Wort von Politikern verlassen kann“, moniert Kramer.

Der CDU-Fraktionschef lobt die Bürgermeisterin mit SPD-Parteibuch aber auch für richtungsweisende Projekte. Zudem: „Sie hat es verstanden, bei Entscheidungen im Rat auch die Opposition frühzeitig mitzunehmen.“ Trotzdem: „Das Verhalten ist auch ein Vertrauensbruch gegenüber dem Gemeinderat und den Bürgern Lengedes“, meint Kramer. Er frage sich daher, ob die Arbeit in der oft gelobten „liebens- und lebenswerten Gemeinde Lengede“ nach dem Verlust der absoluten SPD-Mehrheit im Rat so unattraktiv geworden sei. Die CDU werde jedenfalls jetzt besonders kritisch die weitere Arbeit „einer Bürgermeisterin im Abschiedsmodus“ beobachten und intensive Vorbereitungen zur kommenden Kommunal- und Bürgermeisterwahl treffen.

Auch die SPD bereitet sich vor. Sie sucht einen eigenen Kandidaten oder eine Kandidatin: „Ich bin überzeugt, dass wir einen Kandidaten oder eine Kandidatin finden werden, die mit Kompetenz, Herz und einem klaren Blick für die Zukunft die erfolgreiche Arbeit der vergangenen Jahre fortführen wird“, betont Meik Vossbeck, der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Lengede und Mitglied im Gemeinderat.

„Nach der Urlaubszeit werden wir uns intensiv austauschen“, kündigt SPD-Fraktionschef Sven Anders an, der den Entschluss bedauert. „Wir hätten gerne mit ihr weitergemacht. Sie hatte gute Ideen, hat offen kommuniziert – und was sie gemacht hat, hat sie immer im Sinne der Gemeinde Lengede gemacht.“ Aushängeschilder ihrer Amtszeiten seien der Bau des Ärztehauses, die Entwicklung des Gewerbegebiets und die Einrichtung des Museums zum „Wunder von Lengede“ gewesen. Dass Maren Kleinschmidt keine dritte Amtszeit anstrebe, sei schade. Sven Anders: „Aber sie führt persönliche Gründe an, das respektieren wir.“

Auch das Vorsitzenden-Duo der Grünen-Fraktion, Raphaela Klotz und Sascha Ignorek, lobt die Bürgermeisterin: „Sie hat viel und hart gearbeitet, gut genetzwerkt. Wir brauchen Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, die sich so engagieren.“ Überrascht waren sie allerdings mit Verweis auf die Haushaltssitzung ebenfalls. „Aber das bewerten wir nicht, das ist eine komplett persönliche Entscheidung.“

Auch Karsten Knoke, der Vorsitzende der Fraktion „PB/Wir für Lengede“, wünscht der scheidenden Bürgermeisterin alles Gute für die Zukunft. „Sie ist verwaltungsstark, echt topfit in Kommunalrecht. Sie hat ihren Job schon gut gemacht“, bilanziert er, auch wenn seine Fraktion nicht mit allem einverstanden gewesen sei. Karsten Knoke kann sich gut vorstellen, dass es für Maren Kleinschmidt auf der Karriere-Leiter einen Schritt nach oben geht. Als Vizepräsidentin des Städte- und Gemeindebunds hat sich Lengedes Bürgermeisterin einen Namen gemacht.

In der Samtgemeinde Harsefeld, und jetzt auch in Lengede, wird derweil schon eifrig darüber spekuliert, ob Maren Kleinschmidt dort bei der Kommunalwahl 2026 als Bürgermeisterin kandidieren will. Die „Kreiszeitung - Wochenblatt aus Stade“ schreibt, dass sie aller Wahrscheinlichkeit nach schon an diesem Samstag offiziell als Bewerberin für das Spitzenamt im Rathaus vorgestellt wird. Vermutlich wollen SPD, Freie Wähler und Grüne sie ins Rennen schicken. Die Samtgemeinde wäre mit rund 23.000 Einwohnern etwas größer als die Gemeinde Lengede (rund 14.500 Einwohner) – als Hauptverwaltungsbeamtin könnte Maren Kleinschmidt aufgrund der Größe der Kommune in die Besoldungsgruppe 4 klettern. Sie selber hält sich zu einer Kandidatur bisher bedeckt.

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