Pferde- und Weidetierhalter kennen das Problem seit Jahren. Denn: Das Kraut gilt als extrem giftig. Vor allem Pferde könnten durch die im Jakobskreuzkraut enthaltenen Pyrrolizidinalkaloide schwerste Leberschäden erleiden – mit teils tödlichem Verlauf.
Das Landvolk Niedersachsen unterstützt deshalb die von der Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer in Deutschland (VFD) gestartete „Jakobskreuzkraut-Challenge 2025“. Ziel ist es, durch Aufklärung das Ausbreiten der Giftpflanze zu verringern und zugleich Druck auf die Politik auszuüben, Maßnahmen zur Eindämmung zu ergreifen.
Besonders an Straßenrändern, Böschungen, extensiv genutzten Grünflächen und auf Pferdeweiden zeigt sich in den Sommermonaten ein auffälliges gelbes Blütenbild, hinter dem sich eine unsichtbare Gefahr verbirgt. „Gerade in Heu oder Silage wird das Jakobskreuzkraut von Pferden nicht mehr erkannt – die bitteren Stoffe sind dann kaum noch wahrnehmbar. Doch schon geringe Mengen über einen längeren Zeitraum können zu chronischen Lebervergiftungen führen“, warnt Landvolk-Vizepräsident Frank Kohlenberg. Vor allem Rinder, Schafen, Ziege und Pferde seien betroffen.
Ähnlich lautet die Beurteilung des Landvolk-Kreisverbands Gifhorn-Wolfsburg vor Ort. Geschäftsführer Klaus-Dieter Böse: „Es spitzt sich zu, auch in der Region. Wir müssen alles tun, um das im Zaum zu halten.“
Wenngleich er schon Zweifel hat, ob das gelingen kann. Das Kraut habe schon immer existiert. Durch veränderte Rahmenbedingungen habe sich auch die Landwirtschaft verändert, etwa im Bereich der Grünlandflächen und der Verringerung in der Tierhaltung. Ein Wandel, der wiederum das Vorkommen und Ausbreiten des Gewächses regelrecht befeuert habe, so Böse.
Weidetierhalter und Pferdebesitzer sind daher schon länger in Sorge. Manch einer ist bereits desillusioniert. So wie Nicole Sievers vom Gestüt Birkenheide in Gifhorn. Sie habe Bedenken, dass solch eine Aktion „verpufft“. Das Thema sei sicher wichtig und groß. Dass es aber wirksam angegangen werde, glaube sie nicht. „Das ist ein Kampf gegen Windmühlen. Es wird sich nichts ändern“, sagt sie. Wie mühsam es ist, gegen das Jakobskreuzkraut anzugehen, weiß Markus Braunisch vom Moorhof Isenbüttel seit Jahren. Ein Patentrezept gebe es nicht gegen das Kraut. Mühsam steche er das Gewächs auf seinen Wiesen aus. Wohlwissend, dass das nur ein kleines Puzzleteil im Kampf gegen die Ausbreitung ist. „Die Straßenränder sind ein Problem“, weiß er. Einmal mit dem Häcksler drüber zu gehen, sei kontraproduktiv. Die Ausbreitung der Samen verhindere sich damit nicht. Die Pflanze müsse als Ganzes ausgestochen werden.Mit dem Thema habe er sich schon mehrfach intensiv beschäftigt, Fachvorträge gehört. Denn: Das Kraut sei eine potenzielle Gefahr für ziemlich alle Tiere. Eine Gefahr, die schleichend daherkomme und schlimmstenfalls einen qualvollen Tod herbeiführe, weil es nach und nach die Leber schädige. Was ihm weiter große Sorgen macht: „Auch Menschen können betroffen sein.“ Etwa über Honig, sagt er.
Dass nun der Aufruf von Landvolk und Reiterverband erfolgt, befürwortet Braunisch. „Jeder kann vor der Haustür die Pflanze pflücken. Man sollte aber Handschuhe dabei anziehen.“ Er selbst fährt entferntes Jakobskreuzkraut zur Kompostierung, wo es bei entsprechenden Temperaturen unschädlich gemacht werde. So übermächtig der Kampf gegen die Pflanze auch wirke: „Wenn alle sammeln, dann kann man das schaffen.“
Das Landvolk ruft alle Betriebe auf, ihre Weide- und Mähflächen regelmäßig zu kontrollieren, rechtzeitig Jakobskreuzkraut auszureißen und sicher zu entsorgen. Auch gelte es, die Gemeinden auf ihre Verkehrssicherungspflichten hinzuweisen: Denn häufig sei das Grün entlang der Straßen ein Einfallstor für die Pflanze, die sich dann auf angrenzende Futterflächen ausbreitet. Martina Gerndt ergänzt: „Es reicht nicht, wenn nur die Pferdehalter aktiv werden. Die Kommunen, die Landwirtschaft, die Öffentlichkeit – alle sind gefragt.“