Reisebüro-Chef Benzer sucht muslimische Ruhestätte
Gebürtiger Türke hat in Peine eine neue Heimat gefunden
und möchte hier nun auch beerdigt werden

Der erfolgreiche Unternehmer Osman Benzer ist 1972 nach Peine gekommen.Foto: Bettina Reese.
Peine. Der Unternehmer Osman Benzer ist seit über 40 Jahren in Deutschland. Dem gläubigen Muslim gehören zwei Reisebüros in Peine und Ilsede. 1972 ist er aus dem Südosten der Türkei nach Peine gekommen. Hier fühlt er sich zu Hause, hier lebt seine Familie, Peine ist seine Heimat. In seinem Leben hat er viel erreicht, doch einen großen Wunsch hat er noch: Osman Benzer möchte auf einem muslimischen Friedhof in Peine beigesetzt werden. Doch ganz so einfach ist das nicht.

„In Peine hat meine Karriere begonnen, in Peine soll sie enden“, sagt Osman Benzer. Als sein Vater Sükrü vor zweieinhalb gestorben ist, war klar, dass er in seinem türkischen Heimatort Aktoprak im Südosten der Türkei beigesetzt wird. Dies war sein ausdrücklicher Wunsch, den die Familie respektierte.

Sein Vater war im Mai 1964 nach Deutschland gekommen, hat bei den Stahlwerken angefangen zu arbeiten. 1968 holte er seine Frau, seinen jüngsten Sohn und seine Tochter nach. Seinen ältesten Sohn Osman wollte die Familie nicht aus der türkischen Grundschule nehmen. Vier Jahre verbrachte er im Sommer bei den Großeltern väterlicherseits auf dem Dorf, im Winter ging es in die Stadt, zu den Großeltern mütterlicherseits.

Nach seiner Grundschulzeit wurde der 12-jährige Osman von seinen Eltern nach Deutschland geholt. Der gute Schüler hatte in der Türkei die sechste Klasse absolviert, kam hier in die dritte Klasse, da dort ein Junge übersetzten konnte. Es gab in der Schule Probleme, er fand keinen Anschluss, beendete seine Schulkarriere mit 16 Jahren ohne Abschluss. Als Arbeiter fing er in einem Gartenbauunternehmen an.

Fußball wurde seine große Leidenschaft, er spielte beim MTV Peine, später bei TSV Arminia Vöhrum. Sein Trainer verschaffte ihm einen neuen Job, der sein Leben veränderte. Dort ermutigte ihn ein Student, wieder zur Schule zu gehen. Osman Benzer holte mit Anfang 20 seinen qualifizierten Hauptschulabschluss nach, es ging beruflich aufwärts.

1988 suchte ein Bekannter einen Nachfolger für ein Lebensmittelgeschäft, das er übernahm. Das Geschäft lief gut, er mietete einen größeren Laden in der Querstraße. Dort verkaufte er erst Geschenkartikel, später dann auch Reisen in die Türkei.

Das war der Grundstein für sein erstes eigenes und erfolgreiches Reisebüro in Peine. Ein zweites Reisebüro öffnete er einige Jahre später in Ilsede. „Ich danke Allah, dass ich so viele Jahre in Peine verbringen durfte“, sagt der gläubige Muslim.

Seine gesamte Familie ist hier in Peine. Deshalb möchte Benzer, dass seine Nachkommen irgendwann die Möglichkeit haben, an religiösen Feiertagen sein Grab in Peine zu besuchen. „Bisher sind nur in Braunschweig, Hannover oder Salzgitter muslimische Bereiche auf Friedhöfen zu finden“, sagt Benzer. Dort möchte er aber nicht bestattet sein.

„Auch Verstorbene muslimischen Glaubens können auf den bestehenden Friedhöfen beigesetzt werden, sofern die satzungsrechtlichen Voraussetzungen erfüllt sind“, sagt Nina Böker, stellvertretende Pressesprecherin der Stadt. Darüber hinaus steht die Verwaltung im regelmäßigen Kontakt mit Vertretern der muslimischen Gemeinden. Es besteht aus den muslimischen Gemeinden der Wunsch, ein separates Gräberfeld oder einen eigenen Friedhof zu betreiben. Um dieses Ansinnen zu unterstützen, leistet die Verwaltung Hilfestellung zur Klärung der dafür nötigen Fragestellungen.

„Leider haben die zahlreichen Gespräche und Bemühungen auf beiden Seiten insbesondere aufgrund der Schwierigkeiten in der Standortsuche noch zu keinem Ergebnis geführt“, sagt Böker. Ein separates Gräberfeld für Bestattungen nach muslimischem Glauben auf den drei städtischen Friedhöfen, wie in anderen Städten, ist nicht vorhanden.

Türkes Tosum, von 2013 bis 2023 im Vorstand der Takva Moschee, war bei den Gesprächen mit Vertretern der Stadt dabei. „Seit rund sieben Jahren haben Vertreter der drei Moschee-Gemeinden in Peine immer wieder Gespräche geführt, nie wurde eine Lösung gefunden“, sagt er.

Auch die Kirchengemeinde habe man kontaktiert - auch da gab es nur Absagen. Die erste Generation derjenigen, die zum Arbeiten aus der Türkei nach Deutschland gekommen sind, würde meist in ihrer Heimat beigesetzt. „Aus der zweiten und dritten Generation kommt immer häufiger der Wunsch, in Peine beigesetzt zu werden“, sagt Türkes Tosum.

Die Vertreter der drei Moschee-Gemeinden seien offen für Lösungen. Von der Stadt seien wenig Vorschläge gekommen. „Man habe geprüft, aber keinen Platz gefunden, hieß es“, so Tosum weiter. Enttäuschend ist für ihn, dass es nirgendwo eine Möglichkeit geben soll. „Es muss ja nicht in der Peiner Kernstadt sein“, sagt Tosum.

„Ich würde es schön finden, wenn ein Grundstück gekauft werden könnte. Ich möchte nur eine Ruhestätte in meiner Heimat. Unser Landkreis ist groß genug, vielleicht gibt es da eine Möglichkeit“, sagt Unternehmer Benzer.

Bleibt zu hoffen, dass vor ihm noch lange gesunde und erfolgreiche Jahr liegen und er es erlebt, dass ein würdiger Ort für muslimische Bestattungen in seiner Heimatstadt Peine gefunden wird - und sein sehnlicher Wunsch damit in Erfüllung geht. Es muss ja keine Ewigkeit dauern, bis ein Ort für die Ewigkeit gefunden wird.

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