Dabei begann ihr Weg in Deutschland mit Hoffnung und harter Arbeit. Niyibizi floh 2022 vor politischer Verfolgung aus Burundi. Ihre Route führte sie über Serbien nach Kroatien, wo sie für einen einzigen Tag registriert wurde und ohne es zu wissen, in ein anderes Asylverfahren rutschte. Denn laut der sogenannten Dublin-Verordnung ist Kroatien nun für ihr Verfahren zuständig. Deutschland darf sie jederzeit abschieben.
An diesem Dienstag ist Tetine Niyibizi noch einmal im „Fuhseblick“. Kolleginnen und Bewohner haben eine kleine Abschiedsfeier organisiert. Die Stimmung: leise, liebevoll, traurig. Auf einer Tafel steht „Wir werden dich vermissen“, darunter ein Bild mit Fingerabdrücken der Bewohner. Ein stiller Hinweis auf die Fingerabdrücke, die sie in Kroatien abgeben musste und die ihr nun zum Verhängnis werden könnten.
Pflegedienstleiterin Bianca Franzke-Müller spricht leise: „Sie hat ihren Job gut gemacht.“ Eine Bewohnerin ringt mit den Tränen, andere haben Kuchen gebacken. Niemand versteht, warum eine Frau, die so gut ins Team passt, das Land verlassen muss. Die Szenen sind bewegend. Und zugleich ein Sinnbild dafür, wie Integration scheitern kann. Nicht an den Menschen, sondern an Gesetzen.
Auch der NDR ist vor Ort, dreht einen TV-Beitrag über Niyibizis Geschichte, die sinnbildlich steht für viele gut integrierte Menschen ohne sicheren Aufenthalt. Wenig später unten im Garten, neben der gleichgültig fließenden Fuhse, versuchen alle noch einmal gute Miene aufzulegen. Aber wie, wenn eine so geschätzte Kollegin fehlt?
Am vergangenen Freitag stellte Tetine Niyibizi einen Härtefallantrag beim niedersächsischen Innenministerium. Doch die Chancen stehen schlecht. Ihr Anwalt Ulrich Lerche, Spezialist für Ausländerrecht, sieht kaum Aussicht auf Erfolg. „Dublin-Fälle sind grundsätzlich von der Härtefallregelung ausgenommen“, sagt er.
Niyibizi lebt seit einiger Zeit mit gepackter Tasche, sie isst kaum noch und schläft schlecht. „Ich habe Angst, nach Burundi zurückzukehren“, sagt sie leise.
Doch noch ist nicht alles verloren. Eine Kirchengemeinde im Landkreis Peine prüft dem Vernehmen nach derzeit die Möglichkeit eines Kirchenasyls.
Es wäre ein letzter Ausweg für Tetine Niyibizi, um Zeit zu gewinnen.