Laut Tennet benötigen Industrie, Wirtschaft, der Verkehrssektor und Privathaushalte immer größere Mengen an Strom, der aus erneuerbaren Ressourcen gewonnen wird. Dafür würden Windparks und andere Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energie gebaut. Profitieren könne man davon aber nur, wenn starke und optimierte Netze den Strom ohne Unterbrechungen transportieren. Zu diesem Netzausbau gehört die Ostfalen-Achse und somit auch der Abschnitt zwischen Mehrum und Liedingen. Ausgelegt sein sollen die Leitungen für 380 Kilovolt (kV). Gedacht ist das Vorhaben auch als wichtiger Baustein, um produzierte Windenergie vom Norden in den Süden Deutschlands zu transportieren.
Es gibt unterschiedliche mögliche Varianten für den Verlauf zwischen Mehrum und Liedingen. Diese ähneln sich allerdings und stellen zudem keinen endgültigen Verlauf dar. Klar ist, dass die Stromtrasse sich in unmittelbarer Nähe der Ortschaften Solschen, Adenstedt und Groß Lafferde befinden würde. Nur etwas weiter entfernt wären Equord, Stedum-Bekum, Gadenstedt, Oberg, Münstedt und Klein Lafferde, gegebenenfalls – je nach Verlauf – auch Schwicheldt und Groß Bülten. Mehrum und Liedingen wären so oder so in der Nähe, da sich dort die Umspannwerke befinden.
Als zuständige Genehmigungsbehörde habe der Regionalverband Großraum Braunschweig (RGB) die sogenannte Raumverträglichkeitsprüfung begleitet, erklärt Katrin van Herck, Referentin für Bürgerbeteiligung und Projektkommunikation bei Tennet. Dabei sei eine weiter nördlich verlaufenden Strecke aus Gründen der Raum- und Umweltverträglichkeit ausgeschlossen worden. Gemeint ist damit, dass es im Norden mehr „Raumwiderstände” wie Siedlungs- und Naturschutzgebiete gibt. Alle geplanten Korridore für den Leitungsverlauf sind einen Kilometer breit. „Natürlich ist die Leitung mit ihren Masten aber keinen Kilometer breit“, sagt Van Herck. Man wolle damit nur genug Spielraum für die Umsetzung lassen.
Tennet peilt für den ersten Abschnitt - das sogenannte Teilprojekt A - einen Baustart in 2029 an. Ab 2031 soll dieser die Umspannwerke Mehrum und Liedingen verbinden. Der zweite Abschnitt (Teilprojekt B) hingegen soll deutlich früher fertig sein: „Voraussichtlich im Spätsommer des kommenden Jahres“, erklärt Van Herck. Bei dem Abschnitt handelt es sich um die Industrieleitung Salzgitter zwischen den Umspannwerken Liedingen und Bleckenstedt (Süd), deren Bau bereits im vollen Gange ist. Die Unterteilung der Abschnitte in Buchstaben oder Zahlen allein gibt also keine Auskunft über die Reihenfolge, in der sie gebaut werden. Vielmehr sind sie ein Hinweis auf die geografische Lage.
Zu sehen ist von der geplanten Höchstspannungsleitung zwischen Mehrum und Liedingen noch nichts. „Derzeit sind wir mit der Kartierung und Trassenplanung beschäftigt“, so die Referentin. Unter anderem würden dafür Fachleute das entsprechende Gebiet in Augenschein nehmen sowie Flora und Fauna kartieren.
Es gibt derzeit mehrere Höchstspannungs-Leitungen, die im entsprechenden Gebiet verlaufen. Durch diese können aber nur 220 Kilovolt Spannung fließen, statt 380 wie bei der geplanten neuen Leitung. Nach Inbetriebnahme der Ostfalen-Achse sollen die Bestandsleitungen zwischen Mehrum und Hallendorf (Salzgitter) sowie zwischen Gleidingen und Wahle abgebaut werden. Die Leitung zwischen Gleidingen und Hallendorf hingegen soll vorerst für eine Nachnutzung erhalten bleiben.
Die Raumverträglichkeitsprüfung mit der landesplanerischen Feststellung des RGB ist seit Ende Februar abgeschlossen. Ziel des nun folgenden Planungsfeststellungsverfahrens ist es, den exakten Leitungsverlauf zu ermitteln. Dafür wird der erste Trassenverlauf, eine sogenannte Grobtrassierung, erarbeitet. Dazu gehören auch rechtliche, technische und naturschutzfachliche Vorgaben.
Um die Öffentlichkeit über den aktuellen Stand und die nächsten Schritte im Verfahren zu informieren, lädt Tennet zu einem Informationstag ein. Dieser findet statt am Donnerstag, 21. August, im Dorfgemeinschaftshaus Münstedt (Alte Schulstraße 2). Es soll Infostationen und die Möglichkeit geben, mit dem Planungsteam ins Gespräch zu kommen. Vorbeikommen kann man zwischen 11 und 19 Uhr, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.