Rund 60 Gäste aus Politik und Wirtschaft trafen sich, um sich darüber zu informieren, wie das Unternehmen in engem Schulterschluss mit der Gemeinde Lengede durch die Krisen der vergangenen Jahre gekommen ist. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges haben auch vor Achat5, das international unterwegs ist, nicht Halt gemacht haben.
Das Unternehmen hat sich vor rund einem Jahr direkt neben dem bestehenden ersten Firmensitz deutlich vergrößert. Möglich war das im engen Schulterschluss mit der Gemeinde Lengede. Sie hat nicht nur das passende Grundstück angeboten, sondern es auch gleich bebaut. Achat5 ist Mieter des Objekts und konnte maßgeblichen Einfluss auf die Ausgestaltung des Gebäudes nehmen.
Dieses Modell hatte sich schon in der Vergangenheit bewährt: Auch beim ersten Firmensitz, den Achat5 weiterhin nutzt, gab es ein solches Arrangement. „Schon damals in den 1990er Jahren wurde ich von der Gemeinde Lengede mit offenen Armen empfangen und toll unterstützt“, blickt Schaffhausen zurück. Beide Immobilien sind so angelegt, dass sie bei einem Nutzerwechsel problemlos anderen Ansprüchen angepasst werden können.
„Wenn ein Unternehmen selber baut, wird Liquidität geschluckt, die dann an anderer Stelle fehlt. Zudem geht ein solches Bauvorhaben immer mit einem großen Risiko einher“, sagt Gründer und Geschäftsführer Jürgen Schaffhausen. Zweiter Geschäftsführer ist Nick Heronim.
Zweite Teilnehmerin der Gesprächsrunde war die Bürgermeisterin der Gemeinde Lengede, Maren Kleinschmidt. „Achat5 genießt weithin Vertrauen und einen hohen Bekanntheitsgrad. Das färbt auch auf die Gemeinde ab. Das war ein wichtiger Grund, warum wir das Unternehmen gern bei uns halten wollten“, sagte die Bürgermeisterin. Natürlich profitiert die Gemeinde auch anders durch solche Ansiedlungen, etwa durch die Gewerbesteuereinnahmen und attraktive Arbeitsplätze.
Das „Lengeder Modell“ hat seine Wurzeln schon in den 1970er Jahren, als die Schachtanlage geschlossen wurde und die Gemeinde auf dem Gelände Ansiedlungen, zunächst hauptsächlich von kleineren Handwerksbetrieben, gefördert hat. Zwischenzeitlich hat die Gemeinde bereits mehrere Hallen errichtet und vermietet.
„Das bedeutet natürlich zunächst große Investitionen, anschließend aber auch langjährige Mieteinnahmen, die fest in den Haushalt einkalkuliert werden können“, rechnet die Bürgermeisterin vor.Allerdings habe es durchaus auch schon Negativ-Erfahrungen gegeben, etwa dass Start-Ups in die Insolvenz gegangen seien oder es aus anderen Gründen Mietausfälle gegeben habe.
„Lässt sich das Modell auch auf andere Kommunen übertragen?“, fragte Moderatorin Stallmann. „Grundsätzlich ja, zumindest weitgehend. Aber die meisten Städte und Gemeinden werden aktuell nicht dazu in der Lage sein“, macht Kleinschmidt mit Blick auf die sehr angespannten kommunalen Haushalte deutlich. Zudem müsse man laufende Instandhaltungen und Modernisierungen einplanen.
Der dritte Talk-Partner war Christian Grell. Er ist bei der Sparkasse Hildesheim-Goslar-Peine für die Immobilien-Projektentwicklungen zuständig. „Zunächst einmal gratuliere ich Herrn Schaffhausen zu seinem unternehmerischen Erfolg und Frau Kleinschmidt für ihr unternehmerisches Denken par excellence“, sagte er. Dass eine Kommune einen eigenen Bestand an Gewerbeimmobilien hält und vermietet, sei etwas Besonderes.
„Kommunen sollten ein Interesse daran haben, Lösungen zu finden, um Unternehmen vor Ort zu halten“, betonte er. Abwanderungen geschähen in der Regel nicht aus Überzeugung, sondern aus der Not heraus. Doch was jetzt so einfach klinge, gehe für die Gemeinde natürlich auch mit Risiken einher. Dafür brauche man viel Mut.
Wirtschaftsförderung sei viel mehr, als die finanzielle Unterstützung, waren sich alle Gesprächspartner einig. „Es ist gut, in allen Fragen nur einen Ansprechpartner zu haben“, sagte Schaffhausen. Kleinschmidt wies darauf hin, dass die Gemeinde einen guten Überblick habe und in vielen Fragen die richtigen Kontakte vermitteln könne. Als Beispiel nannte sie die Wito. „Wenn es für ein Unternehmen tatsächlich einmal schwierig wird, sollte die Hausbank unbedingt eine der ersten Anlaufstellen sein“, betonte Grell.
„Netzwerken ist gerade in so herausfordernden Zeiten, wie wir sie heute erleben, wichtiger denn je. Ich hoffe, wir konnten heute Denkanstöße für neue Prozesse geben“, resümierte Stallmann am Ende des Gesprächs.
Der PAZ-Wirtschaftstalk wird in Kooperation mit der Sparkasse Hildesheim-Goslar-Peine durchgeführt und richtet sich an Entscheiderinnen und Entscheider aus Wirtschaft, Handel, Verwaltung und Politik. Im Anschluss an die Gesprächsrunde konnten sich die Gäste bei einem Imbiss stärken und sich bei einem Rundgang durch die Geschäftsräume näher über Achat5 informieren, und auch im aktuellen Magazin „Wirtschaftsspiegel“ spielt das Unternehmen eine zentrale Rolle. Übrigens: Alle Folgen des PAZ-Wirtschaftstalks wurden aufgezeichnet und können online unter paz-online.de/ws-talk angeschaut werden.