„Tourlaub“: Schmedenstedter reist mit den „Toten Hosen“ durch Europa
146 Konzerte, 14 Länder: Jacques-Marcel Lüddecke widmet einen
Großteil seines Lebens der Leidenschaft für die Punk-Kultband

Frontmann Campino und „Die Toten Hosen“ haben einen Edelfan im Landkreis Peine. Der Schmedenstedter Jacques-Marcel Lüddecke hat schon 146 Konzerte der Band besucht.Foto: Jens Büttner/dpa
Schmedenstedt. Cocktails am Strand schlürfen, im azurblauen Wasser planschen und unter Palmen dösen – das wäre für viele ein Traumurlaub. Der Traumurlaub von Jacques-Marcel Lüddecke sah anders aus: Tanzen, pogen, mitsingen! Der Schmedenstedter hat innerhalb von zweieinhalb Wochen alle sieben Konzerte der Punk-Kultband „Die Toten Hosen“ auf der Europa-Tour besucht. „Es war wie eine Klassenfahrt mit Freunden“, schwärmt der 33-Jährige, der zu den absoluten Edelfans der deutschen Punkrocker zählt. Seine Bilanz ist alles andere als „tote Hose“. 146 Konzerte, 3 Kontinente, 14 Länder und 66 Städte hat er schon erlebt.

„Tourlaub“ hat Jacques-Marcel Lüddecke sein jüngstes Abenteuer genannt. Und nach der Rückkehr vom Abschlusskonzert aus Brüssel stellte er schmunzelnd fest, dass er am ersten Tag zu Hause erstmal richtig ausschlafen musste. Aber Urlaub vom Urlaub brauche er nicht. „So schlimm war es nicht, wir hatten ja auch Blöcke dabei, wo es keine Konzerte gab. In der Provinz Zeeland hatten wir uns zum Beispiel auch ein Haus gemietet.“

Wenn der Schmedenstedter von „wir“ spricht, dann meint er Freunde aus ganz Deutschland mit denen er zu „Hosen“-Konzerten tourt. „Vorne links“ heißt die Gruppe in Anspielung an ihren Standort vor der Bühne. „Es gibt deutlich mehr Verrückte als mich. Da sind Leute dabei, die die ‚Hosen‘ schon seit den 1980er-Jahren verfolgen“, erzählt er. Enge Freundschaften seien entstanden. Der Austausch über verschiedene Altersklassen hinweg sei spannend.

Dass Lüddecke schon als Kind textsicher „Hier kommt Alex“ mitgrölte, lag auch an seinen Eltern. Sie hörten „Die Toten Hosen“ und brachten ihren Sohn auf den Geschmack. „2004 zu Weihnachten habe ich mein erstes eigenes Album bekommen. Ich war zwölf Jahre alt, daran erinnere ich mich noch genau.“ „Zurück zum Glück“ hieß das Stück, mit dem die Eltern Jacques-Marcel Lüddecke glücklich machten.

Für ihn sind „Die Toten Hosen“ aus Düsseldorf mehr als eine Band, die Punkrock macht. „Ich finde auch ihre politische Haltung super wichtig“, betont er. Der frühere Schmedenstedter Fußball-Obmann schwärmt zudem von der Energie der „Toten Hosen“ auf Konzerten. „Wie sie live Gas geben, das ist schon sehr stark. Ich habe noch keine Show gesehen, wo die Jungs nicht 100 Prozent gegeben haben.“ Besonders freut er sich, wenn die Band sein Lieblingslied spielt: In „All die ganzen Jahre“ geht es um Freundschaften.

Erstmals live sah und hörte er Frontmann Campino und Co 2008 auf der „Machmallauter-Tour“ in Hannover. „Mit meiner Mutter.“ Später feierte er sogar seinen 18. Geburtstag auf einem Hosen-Konzert in Dresden. „Ab 2015 ist es dann richtig eskaliert“, stellt Jacques-Marcel Lüddecke schmunzelnd fest. Er reiste der Band zweimal nach Argentinien nach, besuchte Konzerte in China und Hongkong.

Die jetzige Europa-Tour führte den Schmedenstedter nach Kopenhagen, Stockholm, Warschau, London, Paris, Amsterdam und Brüssel. Zwei Konzerte stachen für ihn heraus: „Paris fand ich stimmungsmäßig am besten und von der Set-List her.“ London sei besonders gewesen, weil viele befreundete Künstler der „Toten Hosen“ auftraten. Charlie Harper zum Beispiel. „Wie der mit 81 Jahren und bei dem Lebensstil, den er so pflegte, noch auf der Bühne agierte, war beeindruckend. Der ist noch richtig fit“, lobt Lüddecke.

London habe ihn auch als Stadt begeistert. „Ich liebe die Pub-Kultur und das britische Flair.“ Ein Schmuckstück sei aber auch Kopenhagen gewesen. „Schöne Altstadt, schöne Architektur, nah am Wasser – das Gesamtpaket war toll.“

Mit Bus, Bahn, Auto und Flugzeug reiste der Schmedenstedter Edelfan zu den Tour-Orten – und erlebte dabei auch Kurioses. Den gebuchten Flug von Stockholm nach Warschau verpasste er. Überbucht. „Ich wurde ausgelost.“ Das war besonders schade, weil die Band im gleichen Flieger gesessen hätte.

In Paris bremste ein drohender Streik die Zug-Fahrt nach Amsterdam aus. Die Fans charterten kurzerhand selbst einen Reisebus für 60 Leute. „Anderthalb Stunden nach der Show wurden wir vor dem Klub eingesammelt.“ Die Stimmung im Bus sei fantastisch gewesen.

Auch zum Sonderkonzert im legendären Ratinger Hof in der Düsseldorfer Heimat der „Toten Hosen“ reiste Jacques-Marcel Lüddecke mit Freunden an. Rein kamen sie zwar nicht, doch die Band entschied sich kurzerhand, das Konzert per Lautsprecher nach draußen zu übertragen. Bei einem Campino-Lob durfte sich auch der Schmedenstedter Edelfan angesprochen fühlen: „Ihr da draußen wart bei der Europatour dabei, habt uns den Rücken gestärkt“, rief der Frontmann den Anhängern zu.

Nicht nur in seinem Beruf als technischer Einkäufer muss Jacques-Marcel Lüddecke gut planen. Es gibt auch ein spannendes Leben neben den „Toten Hosen“ - rund 50 Konzerte von verschiedenen Bands versucht der Schmedenstedter pro Jahr zu erleben. Das „größte kleinste Punk-Festival“ zählt dazu. Die „Rock’n’Roll-Butterfahrt“ auf Helgoland ist gesetzt. Er ist Vereinsmitglied, schwärmt von der Atmosphäre. Und die nächste Hosen-Tour steht auch schon bevor: 2026 spielt die Band 23 Konzerte auf ihrer „Trink aus - Wir müssen gehen“-Tour. „Ich gehe davon aus, dass ich alle Konzerte nächstes Jahr besuchen werde“, betont der Edelfan.



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