Gerüchten zufolge soll sich der Rheinmetall-Konzern für das Areal interessieren. In der jüngsten Sitzung des Kreistags hat Ratsherr Christian Meyer (Die Basis) die Frage an die Verwaltung gerichtet, wie es für den Fall, dass es so weit kommt, um die Sicherheit der Bürger und ihrer Stadt bestellt ist. Rheinmetall stellt unter anderem Rüstungsgüter her - in großem Umfang auch für die Ukraine im Krieg gegen Russland. Da ist die Sorge, dass ein möglicher Standort in Peine zum Ziel von Angriffen und damit zur Gefahr werden könnte, verständlich.
Es ist kein Geheimnis, dass Rheinmetall aufgrund der sich verändernden politischen Lage massiv in den Rüstungssektor expandiert. In Deutschland soll die Produktion von Munition und anderen Rüstungsgütern massiv ausgeweitet werden, beispielsweise in Unterlüß zwischen Celle und Uelzen mit neuen Fabriken für Artilleriegeschosse und Raketenmotoren. Das geht aus Unternehmens- und Presseberichten hervor.
Beim Landkreis sind keine diesbezüglichen Überlegungen bekannt, die Peine betreffen. Das hat auch einen guten Grund: Es gibt schlichtweg keine. „Wir haben den Standort Peine nicht im Blick und hatten das auch nie vor“, heißt es von Rheinmetall auf Anfrage. Es gibt also diesbezüglich keinen Grund zur Beunruhigung für die Peiner. Man könne sich nicht erklären, wie dieses Gerücht entstanden sei, sagt ein Sprecher, und ergänzt: „Wir haben zurzeit auch aus anderen Orten immer wieder Presseanfragen zu angeblich geplanten Ansiedlungen.“
Rheinmetall ist nach eigenen Angaben international erfolgreich und mit einem „innovativen Produkt- und Leistungsspektrum“ auf unterschiedlichen Märkten aktiv. Es arbeite für die Verteidigungsindustrie, treibe aber auch zukunftsweisende und industrielle Innovationen auf den zivilen Märkten voran. Im militärischen Bereich reicht das Portfolio von gepanzerten Fahrzeugen über Waffensysteme und Munition bis hin zu Flugabwehr und Elektronik. Bedient werden die Anforderungen von Heer, Marine, Luftwaffe und der inneren Sicherheit, ist auf der Homepage nachzulesen.
Im zivilen Bereich geht es im Wesentlichen um den Bereich der Mobilität. „Die Kernkompetenzen liegen bei Verbrennungsmotoren auf den Gebieten der Emissions-, Schadstoff- und Verbrauchsminderung sowie beim Kühlungs- und Thermomanagement und der Gewichts- und Reibungsreduktion. Dies gilt für Personenkraftwagen ebenso wie für leichte und schwere Nutzfahrzeuge. Hinzu kommen zunehmend Produkte für alternative Antriebsformen.
Und wie sieht es nun mit der Zukunft des PUT-Geländes tatsächlich aus? „Für potenzielle Investoren ist es noch uninteressant, solange kein Bodengutachten vorliegt. Das zu erstellen, ist jetzt der nächste Schritt“, sagt Geschäftsführer Ralf Beuse. Ohne das aufwendige Bodengutachten sei das Risiko für Interessenten nicht einschätzbar.
Einen Zeitplan für die Erstellung des Gutachtens gibt es bereits: Der Auftrag an ein Fachunternehmen ist bereits erteilt. In der zweiten Novemberhälfte sollen Bohrungen in die Erde durchgeführt werden. Die Bohrkerne werden dann in einem Labor auf mögliche Verunreinigungen oder Schäden untersucht. „Auf dieser Grundlage wird ein Gutachten erstellt“, erklärt Beuse. Mit dem Ergebnis ist ab Ende Dezember zu rechnen. Erst dann könne das weitere Vorgehen festgelegt werden. Dass sich aber ein Unternehmen wie Rheinmetall dort mit einer Produktionsstätte ansiedeln könne, hält Beuse für sehr unwahrscheinlich: „Die PUT ist dort historisch gewachsen und hatte Bestandsschutz. Heutzutage wäre eine Genehmigung dafür nach meiner Einschätzung nicht mehr zu bekommen.“
Das zum großen Teil überbaute Areal wurde seit mehr als 100 Jahren industriell genutzt. In den letzten Jahrzehnten sei dort zwar alles genau dokumentiert worden, aber für die gesamte Betriebszeit sei das natürlich nicht der Fall, sagte Beuse im März bei einem Rundgang durch den stillgelegten Betrieb.
Bei der PUT wurden Verbindungselemente und hochfest vorgespannte Stahlbauschrauben, sogenannte HV-Schrauben, gefertigt. Die Marke „Peiner Schraube“ ist weltweit bekannt. „HV-Garnituren“ aus Peine stecken zum Beispiel im Luxus-Hotel Burj al Arab in Dubai, im Chadstone-Shopping-Center in Melbourne oder auch in der Konstruktion des Baumwipfelpfades in Bad Harzburg.
In den besten Zeiten waren in dem Werk an die 2.000 Mitarbeiter beschäftigt. Schon 2018/2019 musste das erste Mal Insolvenz angemeldet werden. 2024 folgte ein zweites Insolvenzverfahren, das nicht abgewendet werden konnte.
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