Auslöser für den Disput waren Baumfällungen im Naherholungsgebiet Herzberg, die die Stadtverwaltung als dringend notwendige Verjüngungsmaßnahme ansah, Peiner Bürger und die Bio-AG allerdings als einen Kahlschlag. Daraufhin stellte die Bio-AG einen Antrag, den Herzberg als Naturwald auszuweisen, erzählt deren Vorsitzender Hans-Werner Kuklik. Damit wollten die Naturschützer erreichen, dass der Herzberg nur noch extensiv bewirtschaftet wird. Am Ende stand dann als Kompromiss die Erweiterung des HerzbergWaldes.
Anfang November soll das ambitionierte Projekt starten: Die Stadt hat eine ihrer Flächen für knapp 70 neue Großbäume hergegeben. Die Fläche, die nordöstlich des bestehenden Waldstücks in Richtung Autobahn liegt, war zuvor an einen Landwirt verpachtet. Der gemeinnützige Lions-Club Peine gibt Geld für das Projekt, das die Bio-AG geplant hat.
Auf rund einem Hektar Fläche will man den bestehenden Wald erweitern - mit Bäumen wie Rotbuche, Stieleiche, Winterlinde und Spitzahorn werden ausschließlich in Deutschland heimische Arten gepflanzt, die gleichzeitig aber auch trockenheitsresistenter sind und damit dem Klimawandel Rechnung tragen. „Dabei werden wir weniger, dafür aber bereits größere Bäume als in der Forstwirtschaft üblich pflanzen“, erklärt Kuklik. Buchen, Eichen und Co. haben dann bereits einen Stammumfang von zehn bis zwölf Zentimetern, sind also keine kleinen Stecklinge mehr.
Dadurch soll der Arbeitsaufwand geringer werden, auch in der Anwuchs-Pflege, die die städtischen Mitarbeiter schultern. Sie werden die jungen Bäume bewässern und auch beim Aushub der Pflanzlöcher helfen.
Als Geldgeber für das ambitionierte Projekt fungiert der Lions-Club Peine. „Das Umweltthema ist uns sehr wichtig. Wir nehmen 10.000 Euro in die Hand“, sagt Lions-Präsident Michael Krupka, der besonders die Zusammenarbeit der verschiedenen Partner hervorhob.
Neben Info- und Baumtafeln mit QR-Codes, einem Lehrpfad und einer Wildbienennisthilfe sollen in dem neuen Waldstück auch Fledermauskästen angebracht werden. „Gut 50 Prozent der Fledermäuse in Niedersachsen sind vom Aussterben bedroht“, erklärt Dr. Michael Wallis von der Bio-AG. Durch die zunehmende Trockenheit würden viele Bäume gefällt, die sonst Fledermäuse als Wohnquartiere nutzen.
Im vorderen Bereich der Fläche soll die Graslandschaft bestehen bleiben. „Wir haben hier sehr viele Insekten, deren Lebensraum wir erhalten möchten“, betont Hans-Werner Kuklik. Und ab 2027 will die Stadt noch einen Waldrand schaffen und Sträucher sowie Büsche pflanzen. „Wir sind froh und dankbar über das Engagement der Bio-AG, das den städtischen Haushalt entlastet. Wir sind in Peine nicht mit so viel Wald gesegnet“, so Bürgermeister Klaus Saemann (SPD).
■ Insgesamt kostet das Projekt rund 20.000 Euro, hinzu kommt die ehrenamtliche Arbeit der Pflanzhelfer, die am Samstag, 8. November, die Bäume in die Erde pflanzen. Auch Schüler werden sich an der Pflanzaktion beteiligen.