Jacqueline S. und Eric K. stehen vor dem riesigen Trümmerhaufen in Blumenhagen und können es nicht wirklich fassen, was ihnen passiert ist. Sie haben alles verloren, was sie hatten, konnten nur ihr Leben retten. „Wir hatten beide nur Jogginghosen, T-Shirts und Schlappen an, mehr ist uns nicht geblieben“, sagt Eric K. Handy, Personalausweis, Führerschein, alles ist weg. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass das gesamte Haus niederbrennt“, so der 31-Jährige.
Eric K. war derjenige, der am vergangenen Freitag zuerst Brandgeruch in der Nase hatte. „Es hat angekokelt gerochen, wie verbranntes Plastik. Es war ein Chemiegeruch”, sagt er. Wenig später entdeckte er Rauch, der hinter seinem Fernseher hervorkroch - er dachte an einen Kabelbrand, konnte aber nichts finden. Auch auf der Treppe konnte er kein Feuer entdecken. Erst als der Blumenhagener vor dem Haus stand, hörte er Knistern aus der Garage und kleine Explosionen. Sofort alarmierte er seine Tante, die Hauseigentümerin. Deren Mann versuchte noch den Garagenbrand zu löschen.
Um 21.40 Uhr ging der Notruf bei der Feuerwehr ein, die auch schnell am Brandort eintrafen. „Bis zu diesem Zeitpunkt dachte ich noch, dass der Garagenbrand schnell gelöscht werden kann“, so Eric K. weiter. Dann überschlugen sich die Ereignisse. „Nach zehn bis 15 Minuten griff das Feuer auf das Haus über“, sagt der 31-Jährige.
„Gern würde ich nachsehen, ob ich noch irgendetwas in den Trümmern finde”, erklärt die Lebensgefährtin Jacqueline S.. Aber das Gelände darf niemand betreten. Erst müssen die Brandermittler der Polizei nach Spuren suchen. Im Moment ist es auch für sie nicht möglich, den Brandort zu betreten. „Das Haus muss erst gesichert werden, das wird noch ein bisschen dauern“, betont Polizeisprecher Matthias Pintak.
Erst vor drei Wochen hat Jacqueline S. ihre Wertgegenstände aus ihrem alten Wohnort Köln nach Blumenhagen geholt. Darunter eine Kiste mit den gesamten Personaldokumenten ihrer Großeltern und jede Menge Erinnerungsstücke, an denen sie sehr gehangen hat. „Mein Opa hatte seit dem Zweiten Weltkrieg einen Löffel. Von dem habe ich seit 20 Jahren gegessen“, sagt Jacqueline S. mit Tränen in den Augen. Ob sie ihn jemals wiederfindet, ist nicht sicher.
Sie hält es kaum aus, den Trümmerhaufen vor Augen zu haben, wischt sich immer wieder die Tränen aus dem Gesicht.
Das Pärchen fühlt sich absolut hilflos, sie wissen nicht, wie es weitergehen soll. Auch, weil sie keine Hausratversicherung haben. Im Moment sind sie in der kleinen Wohnung von Eric K.s Mutter in Duttenstedt untergekommen. Das ist aber keine Dauerlösung. Dringend sucht das Paar deshalb eine eigene Wohnung. „Wir brauchen einfach wieder ein neues Zuhause“, sagt Jacqueline S. verzweifelt.
Denn das Paar möchte gern zur Ruhe kommen. Doch jetzt stehen ihnen erst einmal viele Behördengänge bevor, um alle Papiere wiederzubekommen. „Wir haben nichts mehr. Keinen Führerschein, keinen Personalausweis, keine Bankkarte, kein Handy”, so Eric K. Mit all diesen Dingen sind beide ziemlich überfordert, denn den Schock über den Verlust ihres Zuhause haben sie längst nicht verwunden. Sie hoffen, dass wenigstens ihre Post in ihren Briefkasten weiter eingeworfen wird, der an der Hofeinfahrt des abgebrannten Fachwerkhauses hängt. „Solange wir nicht wissen, wo wir landen, können wir keinen Nachsendeauftrag stellen”, sagt Jacqueline S verzweifelt.
Auf der Spendenplattform Gofundme ist für die Eigentümerfamilie mittlerweile eine Summe in Höhe von 74.912 Euro eingegangen. (Stand Mittwochnachmittag). Für Jacqueline S. und ihren Lebenspartner Eric K. sind bislang 3.372 Euro (Stand Mittwochnachmittag) gespendet worden.
■ https://www.gofundme.com/f/jackys-zuhause-ist-niedergebrannt.de – für das Paar,■ https://www.gofundme.com/f/familie-verliert-nach-Grossbrand-alles – für die Familie.Der große finanzielle Unterschied bei den Spenden liegt villeicht daran, dass am Anfang des Aufrufs ein Missverständnis aufgekommen war, denn in den Anfangsmeldungen wurde das Mieter-Pärchen aus dem Haus nicht genannt. Wer dem Paar helfen möchte, kann weiter spenden.