Bewegung in der Innenstadt: Tedi zieht ins Obergeschoss der City-Galerie
Einkaufscenter-Verwalter Redevco hat außerdem Mietinteressenten für ehemalige Depot-Fläche

Im Obergeschoss der Peiner City-Galerie soll im ersten Quartal 2026 der Discounter Tedi einziehen.Foto: Mirja Polreich
Peine. „Zu vermieten“-Plakate sind in der City-Galerie in Peine allgegenwärtig: Seit dem Auszug des Spielwarengeschäfts Knollis im Obergeschoss und der Depot-Filiale stehen große Verkaufsflächen leer. Doch nun scheinen Nachmieter gefunden zu sein.

„Tatsächlich konnten wir für die zuletzt freien Flächen im ersten Obergeschoss Tedi als neuen Mieter gewinnen“, teilt Tobias Moser vom Immobilienunternehmen Redevco mit, das die City-Galerie an der Glockenstraße verwaltet. Der Bezug der Flächen sei für das erste Quartal 2026 geplant.

„Tedi ist eine sehr gute Abrundung für das Angebot in der City-Galerie für die Menschen in Peine“, so Moser „Wir freuen uns über den Beginn der Zusammenarbeit und erwarten uns eine Erhöhung der Frequenz zum Vorteil aller Anrainer.“

Auch für die ehemaligen Flächen von Depot im Erdgeschoss befinde sich das Unternehmen aktuell in konkreten Verhandlungen mit einem Mietinteressenten. Um wen es sich dabei handelt, will Redevco jedoch nicht bekannt geben.

Ob es sich bei der Tedi-Eröffnung in der City-Galerie um einen Umzug der Filiale an der Breiten Straße in der Peiner Fußgängerzone handelt, ist derzeit noch unklar. „Mir ist darüber nichts bekannt”, sagt Romina Handrich, Geschäftsführerin der Tedi-Filiale an der Breiten Straße. Gerüchteweise sei sie aber von Kunden darauf angesprochen worden. Eine weitere Tedi-Filiale findet sich am Friedrich-Ebert-Platz in Peine.

Sollte es sich um einen Umzug handeln, könnte in der Innenstadt ein weiterer Leerstand entstehen. In der Fußgängerzone sind bereits viele Schaufenster verwaist. Zuletzt war bekannt geworden, dass das Peek & Cloppenburg Outlet an der Breiten Straße zum Ende des Jahres schließt. Dann läuft nach fünf Jahren der Mietvertrag für den Pop-up-Store aus.

Nur wenige Meter weiter findet sich das Modegeschäft Cecil, das ebenfalls schließt. Hier will Chef Hans Joachim Hammer aus Altersgründen kürzer treten und sich auf das Stammgeschäft, das Modehaus Decker in Groß Ilsede konzentrieren, das seine Tochter Jasmin Hammer übernehmen wird. Ende Februar 2026 läuft für das Damenmodegeschäft an der Breiten Straße der Mietvertrag aus.

„Es ist furchtbar“, sagt Michaela Schade, Serviceleiterin im Café Mitte in der Fußgängerzone, zu dieser Entwicklung. „Wir sind darauf angewiesen, dass die Leute in die Stadt kommen, hier shoppen und dann zu uns kommen.“ Mit der Zunahme an Leerständen sorgt sie sich auch um ausbleibende Kundschaft, auch wenn der Cafébetrieb an diesem Dienstagvormittag brummt. „Und wenn die Volksbank ‚Am Markt‘ für den Neubau schließt, bleiben auch Kunden weg“, fürchtet sie.

Ein unaufhaltbarer Online-Handel sei ein Grund, der zum Verwaisen der Innenstädte führe, aber auch Personalkosten spielten eine Rolle. „Es ist eine Entwicklung der Zeit“, bedauert Schade. Was sie sich für die Innenstadt wünschen würde: „ein breit gefächertes Angebot und ein italienisches Restaurant“.

Dass sich im Einzelhandel ein Wechsel vollzieht, sehen auch Doris Gochmann (80) aus Vöhrum und Silke Gochmann (51) aus Schmedenstedt, die mit Einkaufstüten in der Hand durch die Peiner Fußgängerzone bummeln. „Das Stadtbild leidet schon durch die vielen Leerstände“, sagt Silke Gochmann. Während sie und ihre Mutter stationär, aber auch online shoppen, würden ihre Kinder fast ausschließlich im Internet einkaufen, schildert sie. „Zara oder H & M gibt es hier nicht. H & M würde ich mir schon wünschen“, sagt sie.

Den Zahlen von Peine Marketing zufolge liegt die Leerstandsquote in der Fuhsestadt mit zwölf Prozent im Bundesdurchschnitt. „Die Innenstadt in Peine ist permanent in Bewegung. Meist ist eine Mietnachfolge schnell gefunden“, erklärt deren Geschäftsführerin Anja Barlen-Herbig und verweist auf das Zentren-Management und das Engagement der Eigentümer und Makler.

Pop-up-Stores und Pop-up-Galerien: Das Stadtmarketing und die Wirtschaftsförderung seien bemüht, leer stehende Immobilien sichtbar zu machen und Nutzungsideen umzusetzen. Das Ziel: Die Peiner Innenstadt langfristig zu revitalisieren. Dabei setzen die Marketingleute auf neue Formate wie Testläden für Start-ups, temporäre Gastronomie und Eventformate sowie Coworking-Angebote und Beratungsbüros.

Ein Problem bei drohenden Leerständen ist, dass das Stadtmarketing oft erst kurzfristig davon erfährt, sagt Barlen-Herbig. „Da bleibt dann nicht viel Zeit, um eine Lösung zu finden.“ Eine Wiedervermietung sei oft auch deshalb schwierig, weil die Läden zu klein sind. „Größere Ketten suchen ab 1.500 Quadratmeter aufwärts, das haben wir nicht im Angebot.“ Und auch die Miethöhen spielten eine Rolle – hohe Mieten seien gerade für junge Startups kaum zu stemmen. „Deshalb wollen wir im Jahr 2026 auch einen geförderten Wettbewerb starten“, kündigt sie an.

Mit dem Wettbewerb sollen Start-ups und innovative Formate finanzielle Starthilfe bekommen. Dafür hat Peine Marketing im Förderprogramm „Zukunftsräume“ ein Projekt beantragt, das auf drei Jahre angelegt ist. „Genau in diesem Bereich wollen wir – die Wirtschaftsförderung und Peine Marketing – ansetzen. Wir brauchen in der Innenstadt von Peine besondere Formate - alles, was man nicht im Online-Handel kaufen kann, stärkt die Innenstadt.“

Konkrete Namen darf Barlen-Herbig zwar nicht nennen, es gebe aber expansionswillige Unternehmen in Deutschland, die an Städten in der Größenordnung Peines interessiert seien und die das Stadtmarketing versuche, vom hiesigen Standort zu überzeugen.

Letztlich entscheide aber der Kunde, welche Sortimente in Peine angeboten würden, betont Jan Philip Colberg, Gildemeister der Peiner Kaufmannsgilde. „Manche Läden schließen nicht, weil sie keine guten Produkte haben, sondern weil zu wenige Menschen vor Ort kaufen. Meckern hilft nicht – handeln schon. Kommen Sie in die Stadt, kaufen Sie in Peine ein, genießen Sie unsere Gastronomie und tragen Sie dazu bei, dass unsere Innenstadt lebendig bleibt.“

Druckansicht