Doch kaum jemand bekommt wirklich mit, welche gigantischen Bauteile dort im Boden verschwinden. Während die Arbeiten auf Hochtouren laufen, steht der Verkehr teilweise Kopf, und unter der Erde warten weitere Herausforderungen. Diese sieben Dinge zeigen, warum Peines größtes Rohrprojekt gerade jetzt alle Blicke verdient.
Trotz sinkender Temperaturen und einsetzendem Winterwetter laufen die Arbeiten am Schützenplatz weiter planmäßig. „Wir erwarten zum jetzigen Zeitpunkt keine Verzögerungen“, bestätigt Stadtentwässerungs-Sprecherin Petra Kawaletz.
Die Vollsperrung der Richard-Langeheine-Straße bleibt jedoch wie angekündigt bis zum 5. Dezember bestehen. Der übergeordnete Gesamtzeitplan des Projekts hatte sich indes bereits um rund vier Wochen verlängert. Allerdings ist das keine wetterbedingte Verzögerung, sondern wegen unerwarteter Baugrundprobleme.
Das mysteriöse neue „Fünfeck“, das viele Passanten jetzt beobachten konnten, ist ein zentrales Element des neuen Hochwasserschutzes: ein Regenwasser-Verteilerbauwerk.
„Es handelt sich um ein zentrales Element unserer Maßnahme zur Verbesserung des Hochwasserschutzes und der Leistungsfähigkeit des städtischen Kanalnetzes“, so Kawaletz.
Das tonnenschwere Bauteil verteilt künftig Regenwasser schneller und gezielter in den neuen Kanalsträngen. Dies ist ein entscheidender Schritt, um Überflutungen am Schützenplatz zu verhindern.
Die aktuelle Sperrung belastet die Innenstadt spürbar: Morgens staut sich der Verkehr vom Schützenplatz teils bis zur B444 und der Autobahnabfahrt der A2 zurück.
Auch der öffentliche Nahverkehr ist betroffen: Die Buslinien 509, 514, 515, 522, 524 und 525 müssen derzeit Umleitungen fahren. Mehrere Haltestellen im Stadtkern entfallen, darunter Marktstraße, Bodenstedtstraße und Rosenhagen.
Die Empfehlung der Behörden: „Umfahren Sie die Innenstadt großräumig, um das Nadelöhr nicht weiter zu belasten.“
Unter dem Schützenplatz entsteht derzeit einer der wichtigsten neuen Regenwasserwege der Stadt. Verlegt werden Stahlbetonrohre mit 80 Zentimetern Durchmesser. Die sind groß genug, dass Menschen darin gebückt laufen könnten.
Meilensteine der groß angelegten Baustelle wie die Anbindung an den Hauptsammler, der Einbau des massiven Stülpschachtes und die Vorarbeiten für ein Dükerbauwerk sind bereits weit fortgeschritten. Doch die Baustelle ist technisch hoch anspruchsvoll: Die Infrastruktur unter dem Platz ist dicht, verwinkelt und teilweise veraltet.
Die Baumaßnahmen sind eine direkte Antwort auf die Überflutungen der vergangenen Jahre. Besonders der Starkregen im Juli dieses Jahres legte den Schützenplatz teilweise unter Wasser. Und das nur Tage vor dem Peiner Freischießen.
Der damalige Regenwasserkanal in der Richard-Langeheine-Straße war schlicht überlastet. Eine Erweiterung war technisch nicht möglich, deshalb musste ein komplett neuer Sammler gebaut werden. Die Kosten für das Gesamtprojekt belaufen sich dabei auf 800.000 Euro.
Während der Arbeiten stießen die Bautrupps auf massive Schotterpacklagen, die tiefer lagen als erwartet. Das sind mehrere, sehr harte Schichten aus grobem Schotter, die früher oft unter Straßen oder Plätzen eingebaut wurden, um den Boden zu stabilisieren. Zusätzlich drückte Schichtenwasser in die Baugruben, was die Arbeiten massiv erschwerte und umfangreiche Abdichtungsarbeiten notwendig machte.
„Wir mussten die Statik und die Abdichtung des Bauwerks anpassen, um langfristige Stabilität und Sicherheit zu gewährleisten“, erklärt Kawaletz. Die Folge: Das Gesamtprojekt verschob sich Mitte November um einen Monat auf Ende Januar 2026.
Der Schützenplatz ist einer der wichtigsten Veranstaltungsorte der Fuhsestadt. Entsprechend wirkt die Baustelle tief in den Alltag hinein. Teile des Geländes bleiben bis 2026 gesperrt, und um das historische Kopfsteinpflaster zu schützen, wurden großflächig Gummimatten ausgelegt.
Langfristig soll das Projekt aber eine deutliche Entlastung bringen: weniger Überflutungen, mehr Sicherheit bei Starkregen, ein modernes Kanalsystem und ein infrastrukturell besser geschützter Innenstadtbereich. Für Anwohner, Pendler und Besucher bedeutet das: Die Einschränkungen sind da, aber sie sollen sich dauerhaft auszahlen.