Der Grund für die archäologische Begleitung liegt fast 100 Jahre zurück. Die Gemeinde hatte den Verdacht, die Arbeiter könnten auf Teile des frühmittelalterlichen Gräberfeldes zwischen den beiden Ortschaften stoßen. Dort waren in den 1920er Jahren auf der exponierten Bergkuppe des Mühlenbergs im Kreidesteinbruch westlich der Straße immer wieder Skelette zu Tage gekommen, von denen aber letztlich nur vier ausgegraben wurden – das war 1927.
Einige wenige der typischen Beigaben wie Perlen, Eisenmesser, zwei Lanzenspitzen und zwei Gewandspangen (Fibeln), die dort gefunden wurden, sind heute im Braunschweigischen Landesmuseum in Wolfenbüttel magaziniert. Eine kreuzförmige Fibel mit kleinen Glaseinlagen wurde sogar symbolhaft in das Woltwiescher Ortswappen aufgenommen.
Wichtig für die Datierung war ein Silberdenar des Frankenkaisers Ludwigs des Frommen, Sohn Karls des Großen, der von 813 bis 840 regierte. Es ist die Zeit, in der im Stammesgebiet der Sachsen nach der fränkischen Eroberung neben weiteren, grundlegenden Neuerungen, das Christentum eingeführt wurden. So genannte karolingische Reihengräberfelder wie das von Woltwiesche zeugen davon. Davor war bei den Sachsen fast ausschließlich die Brandbestattung üblich.
Außer Woltwiesche ist im Peiner Land bis dato nur noch ein weiteres frühmittelalterliches Gräberfeld auf dem Windmühlenberg bei Clauen bekannt. Der Grund für den schlechten Forschungsstand ist die Vergänglichkeit dieser Gräber. Nur auf den kalkigen und tonigen Böden des Südkreises können sie überhaupt nach elf bis zwölf Jahrhunderten noch erhalten sein.
Da östlich der Straße zwischen Woltwiesche und Barbecke bisher keine Gräber bekannt waren, war die Erwartung, etwas zu finden, eher gering. Doch zeichneten sich im Bereich der Bergkuppe auf Höhe des Mühlenhofs in 80 Zentimetern Tiefe doch noch einige Grabgruben ab. Es handelt sich um einen kleinen östlichen Fortsatz des ehemals wohl sehr großen Friedhofs, von dem bisher nur die 1927 untersuchten Gräber kartiert worden waren, und zwar in gut 100 Metern Entfernung.
Im Bereich des nun errichteten Radwegs wurden neun Gräber vollständig erfasst, von denen l sechs von einem Stromleitungsgraben in der Mitte durchschnitten waren. Ein zehntes, kleines Grab scheint ganz durch den Leitungsgraben zerstört worden zu sein. Bodenverfärbungen am Rande deuten auf weitere zwei bis drei Gräber hin, die aber nicht ausgegraben worden sind, weil sie nicht durch den Radwegbau gefährdet waren. Die Skelette waren für ihr Alter in relativ guter Erhaltung, allerdings zum Teil durch Tierbauten gestört.
Bei zwei Gräbern von Kleinkindern oder Säuglingen war allerdings fast nur noch der Schädel vorhanden. Hinzu kommen zwei weitere Kinder, zwei Jugendliche drei Erwachsene, darunter offenbar zwei Männer und eine Frau. Die Skelette weisen einige Besonderheiten auf, die später noch durch anthropologische Untersuchungen genauer erforscht werden sollen. So wies der Schädel eines der Kleinkinder offensichtlich die Spur eines chirurgischen Eingriffes auf. Solche waren in vor- und frühgeschichtlicher Zeit nicht unbekannt, sind aber selten nachgewiesen.
Die gefundenen Beigaben beziehungsweise Trachtbestandteile beschränken sich auf Perlen, Eisenmesser, zwei Gürtelschnallen aus Edelmetall sowie eine bronzene Bartzange. Weitere Stücke waren zu stark korrodiert. Auf der Sohle eines der Gräber konnten Textilreste eines Leichentuchs nachgewiesen werden, das in 1,40 m Tiefe direkt auf dem abgearbeitenen Kreidefels ausgebreitet war.
Die Gräber waren überwiegend nach christlichem Ritus ost-westlich orientiert, mit Kopf im Westen und Blick nach Osten. Zwei Gräber sowie das vermutlich ganz durch den Leitungsgraben zerstörte kleine Grab lagen dagegen nord-südlich mit Kopf im Süden und Blick nach Norden. Diese stellen eventuell einen älteren Belegungshorizont dar, was sich auch durch eine Überschneidung zeigt.
Genauere Datierungen als grob in das das 8. bis 9. Jahrhundert sind durch C14-Untersuchungen der Knochen zu erwarten. Die Skelettreste sind in Anbetracht der heutigen naturwissenschaftlichen Möglichkeiten eine Quelle für weitergehende Erkenntnisse, durch die sich Alter und Geschlecht, eventuell auch Krankheiten, Lebensumstände und Herkunft erschließen lassen könnten. Für Hilfe und Unterstützung bedankt sich Grabungsleiter Thomas Budde insbesondere bei Jens Heuer aus Lengede sowie Levi Lewandowski von den Hansen-Werken e. V..