Mit Glanz für Glorie: Reinigungs-Geselle
Erik Gaus ist Deutscher Vizemeister
Die bundesweit zehn Besten ihres Faches traten im Heide-Park Soltau beim Putzen gegeneinander an

Erik Gaus aus Handorf wird Vizesieger bei der Deutschen Meisterschaft der Gebäudereiniger im Heide-Park in Soltau.Fotos: BIV/Philipp Steiger
Peine. Das hatte schon erhöhten Schwierigkeitsfaktor, was die zehn besten Reinigungsfachleute Deutschlands da im Freizeitpark bei Soltau zu säubern hatten. Fenster, Böden, Fliesen, das kann jeder von ihnen längst im Schlaf. Aber die Hardware eines Freizeitparks?„Manche von uns hatten auch bereits Erfahrung mit der maschinellen Reinigung eines Schwimmbads. Aber die Führungsschienen einer Katapult-Achterbahn: Das war schon sehr außergewöhnlich“, sagt Erik Gaus, Reinigungsexperte aus Handorf in dritter Generation, der erst kürzlich in Hannover mit Putzkenntnissen im und außen am Theater am Aegi niedersächsischer Landesmeister geworden war.

Teilnahmeberechtigt waren Gesellinnen und Gesellen, die ihre Prüfung mit mindestens „gut“ abgeschlossen, zum Zeitpunkt der Prüfung das 27. Lebensjahr noch nicht überschritten und sich zuvor in jeweiligen Länderwettbewerben als Erste durchgesetzt hatten.

Die zehnköpfige Jury, Fachleute des Innungsverbands, war unerbittlich. Auch in Soltau. Mit Argusaugen folgten sie jedem einzelnen Bewerber um die Krone als Deutschlands bester Reinigungsfachmann. Bewerteten Problemanalyse, Plan und Fertigkeiten.

Putzmittel, Hochdruckreiniger, Bürsten, Lappen, Schwämme und Hebebühne: Was nötig war, um an den drei Prüfungsstationen mit möglichst viel Glanz um Glorie zu kämpfen, wurde vom Veranstalter, dem Bundesinnungsverband Gebäudedienstleister, gestellt.

„Die Bedingungen sollten für uns alle gleich sein, das wäre ja sonst unfair gewesen“, erzählt Gaus, immer noch ganz aufgeregt. Einen ganzen Tag lang wurde von morgens bis abends auf Hochglanz gebracht, was der Erlebnispark zu bieten hat.

„Das war Schweiß und Spaß in einem“, sagt der Handorfer, der so viel Rummel um seine Person eigentlich gar nicht so mag. „Wir Gebäudereiniger sind ja wie die Schiedsrichter im Fußball, bestenfalls sind wir quasi unsichtbar.“

Am Ende des Wettbewerbs ließ Gaus zehn Mitbewerber hinter sich und musste sich nur knapp Lea-Marie Kosakow aus Sachsen geschlagen geben. Seine Vizemeister-Urkunde erhielt Gaus im Anschluss von Niedersachsens Wirtschaftsminister Grant Henrik Tonne (SPD).

Der gratulierte „im Namen von acht Millionen Niedersachsen und Niedersächsinnen“ und lobte die „höchste Qualität”, die die Teilnehmer abgeliefert hätten. Mit Vizemeister-Urkunde und einer Siegerprämie in Höhe von 1.500 Euro stellte sich Gaus im Anschluss den Fotografen.

Seinen echten Meisterbrief wird Gaus, wenn alles nach Plan verläuft, im kommenden Jahr in Händen halten. Aktuell befindet er sich regelmäßig in Blockveranstaltungen auf Fortbildung zum Meister seines Faches. „Der Wettbewerb in Soltau war da willkommene Abwechslung zum Pauken“, sagt der frisch gekürte Vize.

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