„Das Magische Orchester“ ist schon das zweite Kinderbuch von Franziska Stülpe, das kürzlich erschienen ist. Die 44-Jährige ist in Solschen aufgewachsen. Eine behütete und freie Kindheit mit vielen Büchern, viel Zeit im Wald, mit Ausritten auf dem Pony über Stoppelfelder. All das habe sie sehr geprägt, sagt sie, und sicherlich zu ihrer „blühenden Fantasie“ beigetragen. „Das war ein wichtiger Teil meiner Kindheit ebenso wie die Kirche“, erzählt Stülpe. Seit sie 16 ist, singt sie in der St. Jakobi-Kantorei in Peine. Bis heute, auch wenn sie mittlerweile mit ihrer Familie im Landkreis Wolfenbüttel wohnt. „Es ist ein Stück Heimat, donnerstags zur Probe zur Kantorei zu fahren und in der Jakobi-Kirche die Auftritte zu haben“, so Stülpe.
Dort entstand auch die Idee zum „Magischen Orchester“. Ihrem Chorleiter zerbrach bei einer Probe zum Weihnachtsoratorium der Taktstock – beim Dirigieren. Der Dirigent erzählte dann kurz, wie er den Taktstock zu seinem ersten Konzert bekommen hatte, und dass er dieses Erinnerungsstück auf jeden Fall wieder kleben wollte. „Da habe ich mir das erste Mal diesen Taktstock genauer angeguckt und dachte: „Eigentlich sieht das aus wie ein Zauberstab. Und eigentlich ist es ja auch einer, denn damit kann man ja die Musik zaubern“, erinnert sich Stülpe, die selbst Gitarre und Geige spielt. „Das war die Initialzündung. Ich begann, mir über Musik und Magie Gedanken zu machen“. Das Thema Magie und Musik sei nicht neu, betont Stülpe: „Der Rattenfänger von Hameln, Orpheus, der Harfe spielt und die Tiere sammeln sich, die Zauberflöte von Mozart – es gibt immer wieder Geschichten, wo es um die Magie der Musik geht“.
Diese Magie greift sie in ihrer Geschichte auch auf. „Jeder Leser kann mitgehen und mitlernen. Man muss nicht musikbegeistert sein und kein Fachwissen haben“, sagt Franziska Stülpe. Denn auch der Hauptcharakter des Buches weiß am Anfang nichts über Musik und lernt alles im Laufe der Geschichte.
Stülpe hat schon als Kind „wild darauf los geschrieben“. Allerdings war sie nach eigenen Worten „ganz schlecht in Rechtschreibung“. Ihre Grundschullehrerin merkte, wie viel Fantasie in ihr steckte und ermutigte sie, ihre „schönen Geschichten“ trotzdem weiterzuschreiben.
Rechtschreibung ist mittlerweile kein Thema mehr. Aber auch wenn sie immer schon den Wunsch hatte Geschichten zu schreiben, waren Ausbildung, Beruf, Familie zunächst wichtiger. Sie studierte Deutsch, Mathe und Musik, arbeitet als Lehrerin.
Irgendwann war der „Drang zu groß“ und die Kinder so groß, dass sie etwas Zeit hatte. Stülpe besuchte Workshops „um das Handwerk zu lernen und sich weiterzuentwickeln.“ Aus einem Online-Kurs heraus entstand dann ihr erstes Buch: „Drachentaxi“ veröffentlichte sie vor drei Jahren im Selfpublishing. Und nach drei Jahren von der Idee bis zur Veröffentlichung erschien vor kurzem „Das Magische Orchester“ - diesmal mit Agent und Verlag kurz vor der Frankfurter Buchmesse, auf der es auch präsentiert wurde.
„Es hat ein wenig gedauert, bis ich das realisiert habe,“ erzählt die Autorin. „Bei mir kam die Freude fast ein bisschen verzögert, weil es so ein langer Weg bis dahin war. Auf einmal war das Buch dann da. Spätestens als ich auf der Buchmesse war und es dann gesehen habe – nicht nur ein Exemplar, sondern richtig viele von meinen Büchern im Regal, das hatte schon was“. Sie arbeitet schon an der nächsten Idee, die auch wieder mit Magie zusammenhängt, erzählt sie.
„Ein gutes Buch braucht Atmosphäre und Spannung, darf nicht zu gruselig werden, aber spannend soll es schon sein,“ erklärt Stülpe. „Es muss Charaktere haben, mit denen man mitfiebert“. Für die Pädagogin Stülpe ist es wichtig, dass sich Kinder mit den Hauptpersonen identifizieren können, „die vielleicht auch ihre Probleme haben. Kinder, die sich erst einmal einen Platz in der Welt erkämpfen müssen“. Dadurch, dass Joseba sein Instrument und seinen Platz im Kreis der Musikalischen Magier findet und schließlich merkt, was seine Bestimmung ist, wird er immer mutiger und selbstbewusster. „Er hat am Ende dann zu sich selbst gefunden. Und das ist ja das, was man jedem Kind wünscht“. Stülpe liegt es am Herzen durch ihre Charaktere zu zeigen, dass man „nicht perfekt sein muss und jeder so sein kann wie er ist, und es für jeden einen Platz in der Welt gibt“, sagt sie abschließend.