Sparkassen-Urgestein geht: Jetzt freut sich Jürgen Twardzik auf den Kochklub
Vom Azubi zum Vorstand: Nach 46 Jahren bei der Sparkasse hatte der 66-Jährige jetzt seinen letzten Arbeitstag.
Hier erinnert er sich an seinen ersten Tag als Lehrling und verrät seine Pläne für den Ruhestand

Jürgen Twardzik geht nach knapp drei Jahrzehnten als Sparkassen-Vorstand in den Ruhenstand.Foto: Julia Moras
Peine. Es war ein Arbeitsplatz mit Traumkulisse. Wenn Jürgen Twardzik zuletzt aus seinem Büro in der zweiten Etage aus dem Fenster schaute, dann sah der scheidende Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Hildesheim-Goslar-Peine wie die Nussknacker in der Weihnachtspyramide ihre Runden drehten auf dem arktplatz in Hildesheim.

An echten Hinguckern konnte sich der 66-Jährige auch in seinem Büro erfreuen, der Pop-Art-Goethe von Andy Warhol hing ebenso an der Wand wie ein Georg-Baselitz-Druck und ein Gemälde von Alke Lübs, das beim genauen Hinschauen einen Dirigenten bei der Arbeit zeigt. Für Twardzik ein Bild Symbol-Charakter. Erst im Zusammenspiel aller glänzt ein Orchester – und das gelte auch für seine Arbeit als „Dirigent“ der Sparkasse. Nach fast 30 Jahren im Vorstand und sogar 46 Jahren bei der Sparkasse hatte er nun seinen letzten Arbeitstag.

Vom Azubi zum Vorstandsvorsitzenden. Was Jürgen Twardzik gelungen ist, das dürfte heutzutage eine Rarität sein. An seinen ersten Tag als Auszubildender kann er sich noch gut erinnern. Mit rund 20 Lehrlingen sei er damals vom Vorstand begrüßt worden. „Zentral ist mir vor allem eines hängen geblieben: Er hat gesagt, wer quatscht, der fliegt. Das war die damalige klare Interpretation des Bankgeheimnisses“, erinnert er sich.

Dass ihn der Beruf des Bankkaufmanns interessierte, erklärt der 66-Jährige mit seinen schönen Erinnerungenan den Weltspartag. „Es gab einen Podest, da musste man zwei Stufen hoch, dann wurde die Sparbüchse geleert. Ich hatte immer ein Bestreben: Es musste jedes Jahr etwas mehr in der Büchse drin sein. Die Mitarbeiter der Sparkasse waren alle freundlich, es gab ein kleines Geschenk – das hat mir gefallen.“

Am meisten Freude an seiner Arbeit bereitete ihm der persönliche Kontakt. Zu Kunden, zu Kollegen. Er habe tolle Persönlichkeiten, tolle Unternehmer, tolle Talente, tolle Menschen kennengelernt. „Mit Menschen zu arbeiten, hat mir immer Spaß gemacht, das war auch im Sportverein so.“

Doch wer Verantwortung trägt, der kann nicht immer ­alle glücklich machen. Als seine schwerste Entscheidung bezeichnet Twardzik das Aus für die eigenständige ­Spar kasse Alfeld. Im Juli 1996 hatte er  dort den Vorstandsposten übernommen, fünf Monate später verkündete er auf der Mitarbeiterversammlung bereits die Fusion mit der ­Sparkasse Hildesheim. Es sei hohe Emotionalität und ­Enttäuschung zu spüren gewesen.

Es bliebt nicht die einzige Fusion in Twardziks Ära. Am 1. Januar 2017 wurde die Sparkasse Hildesheim-Goslar-Peine geboren. Bei dieser Fusion habe man sehr stark darauf geachtet, die Kulturen der verschiedenen Häuser zusammenzuführen und die Beschäftigten einzubeziehen, um eine neue, gemeinsame Kultur zu entwickeln. Twardzik ist überzeugt: Es ist gelungen. „Ich habe bei der Mitarbeiter-Zufriedenheit einen Top-Wert. Wir zählen zu den 15 Prozent der besten Sparkassen in Deutschland“, betont er.

Twardzik rechnet derzeit nicht damit, dass es weitere Fusionen gibt. „Wenn ich auf Nähe, regionale Verantwortung und feste Ansprechpartner setze, dann haben wir eine Größe erreicht, von der ich sage: Das ist auskömmlich, das ist vernünftig.“ Wer hört, mit wie viel Leidenschaft und Dankbarkeit der 66-Jährige über seine Arbeit spricht, über die richtige Mischung zwischen persönlicher Beratung und modernen Kommunikationsmitteln, über das Engagement der Bank für Kultur und Sport, der kann kaum glauben, dass er in den Ruhestand geht. Sein Haus sieht er gut aufgestellt für die Zukunft.

Das könnte auch auf das Gelände der Peiner Hauptstelle an der Celler Straße zutreffen. Hier vermietet die Bank auch zahlreiche Büros an die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE). „Wir sind am überlegen, wie wir den Ort aufwerten können, wie wir das Grundstück besser nutzen können. Dazu sind wir auch im Austausch mit der Stadt, hier noch einmal kreativ drüber nachzudenken.“ Ganz Konkretes gebe es noch nicht. „Aber wir wollen im Jahr 2026 irgendwann mal ein Ergebnis haben.“ Das wird Jürgen Twardzik dann vielleicht in der Zeitung nach der Gassi-Runde mit seiner italienischen Trüffelhündin Sunny lesen. Er freut sich über Zeit für seine Hobbys und die Familie. Er will mehr lesen, Ausstellungen besuchen oder seine Kochkünste verbessern. Alle 14 Tage trifft er sich mit seinem Männerkochverein. „Man hat mir gesagt, ich hätte noch Entwicklungspotenzial“, stellt er fest.

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