Die Wälder in Deutschland leiden weiter unter hohem Klimastress: Vier von fünf Bäumen haben sichtbare Schäden in ihren Kronen, wie eine kürzlich vorgelegte Erhebung des Bundesagrarministeriums für 2022 ergab. Angesichts häufigerer Zeiten mit Trockenheit und Hitze sind bei etwa jedem dritten Baum die Kronen sogar schon stark gelichtet. Insgesamt gab es demnach keine deutlichen Verbesserungen des Waldzustands, aber auch keine deutliche Verschlechterung im Vergleich zu 2021. Umweltschützer, Waldeigentümer und die Regierung drängen auf einen Umbau zu widerstandsfähigeren Forsten.
Bundesagrarminister Cem Özdemir sagte: „Der Wald ist ein Patient, der unsere Hilfe braucht.“ Das wertvolle Ökosystem leide unter den Folgen der Klimakrise. Die „beunruhigenden Ergebnisse“ der Erhebung zeigten weiteren Handlungsbedarf, damit die Wälder künftig Trockenheit und höheren Temperaturen trotzen könnten. „Das heißt: Mischwald statt Monokulturen“, erläuterte der Grünen-Politiker. Als Unterstützung für einen solchen Umbau stellt das Ministerium für die Zeit von 2022 bis 2026 insgesamt 900 Millionen Euro aus einem Förderprogramm bereit.
Generell seien Schäden der Bäume „weiterhin auf einem sehr hohen Niveau“, heißt in der neuen Waldzustandserhebung. „Deutliche“ Schäden hatten im vergangenen Jahr über alle Arten hinweg nach wie vor 35 Prozent – bei ihnen war verglichen mit gesunden Bäumen schon mehr als ein Viertel der Krone kahl. Zur „Warnstufe“ mit einer schwachen Kronenverlichtung von 11 bis 25 Prozent gehörten erneut 44 Prozent der Bäume. Volle Kronen hatten weiterhin 21 Prozent. Wie dicht Laub oder Nadeln sind, gilt als ein Indikator für den Gesundheitszustand.
Zu sehen sind jetzt die Folgen eines vielerorts trockenen und heißen Sommers 2022, wie das Ministerium erläuterte. Regenreiche Monate zu Jahresbeginn und im Herbst hätten das Wasserdefizit der Böden nicht ausgleichen können. Die Erhebung wird laut Ministerium seit 1984 jährlich von den Ländern über ein Netz von Stichproben vorgenommen. Dabei wird der Zustand der Kronen taxiert und vier „Schadstufen“ zugeordnet. Das bundeseigene Thünen-Institut rechnet die Länderdaten zu einem deutschlandweiten Ergebnis hoch. Wald bedeckt rund ein Drittel der Fläche Deutschlands.