„Die kürzeste Definition von Religion ist Unterbrechung.“ Das ist ein großartiger Satz und Ansatz des vor einiger Zeit verstorbenen Theologen Johann Baptist Metz. Unterbrechung des Alltags, des Hamsterrads, in dem wir manchmal zu schnell werden und über unsere eigenen Füße stolpern, Unterbrechung des Leistungsdrucks und des Wachstumswahnes. Jede große Religion hat einen Tag der Unterbrechung in der Woche. Nun leben wir in einer zunehmend säkularen Gesellschaft. Ich finde, auch dieser Gesellschaft tut eine regelmäßige Unterbrechung gut. Kein „twentyfourseven“, wie die ganz Umtriebigen gerne nach außen kehren, denen ständige Erreichbarkeit und Konsum genauso wichtig ist wie immermögliche Gelegenheit, Party zu machen. Ich weiß, dass ich mich bei einigen jetzt in die Nesseln setze, stehe aber dazu. Ich finde, ein stiller Tag wie der Karfreitag ist nicht nur ein wichtiger christlicher Feiertag, die Stille könnte allen gut tun in einer Welt, die laut und hektisch, grell und leider auch grausam ist. Vielleicht ist das Problem, dass wir Stille und Nachdenken nur schwer aushalten.Und dann ein Osterspaziergang, das ist doch auch etwas Schönes. Selbst, wenn Strom und Bäche in diesem Jahr nicht wirklich vom Eise befreit werden mussten. Vielleicht nicht nur spazieren gehen, sondern schlendern, bummeln. Die Langsamkeit zelebrieren. Sollte sich dann noch das Glück eines sonnigen Ostersonntags einstellen, darf man mit Goethe erleichtert seufzen: „Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein!“ Matthias Brodowy