„In diesem Jahr wollen wir uns die Veränderungen in der Vogelwelt durch die Klimakrise anschauen“, sagt Josefine Beims von der NABU-Regionalgeschäftsstelle Südost-Niedersachsen in Salzgitter. Eine Gewinnerin des wärmeren Winterwetters könnte beispielsweise die Türkentaube sein. Bei ihr ergeben die Sichtungen seit Jahren eine leicht steigende Tendenz. Eventuell erzeugt eine stärkere Bindung an Siedlungen und die damit häufigere Zählung die leicht positive Tendenz – trotz des allgemein eher rückläufigen Bestands. „In Südost-Niedersachsen konnte die Türkentaube bei der Zählung in 2022 einen Zuwachs von 41 Prozent verzeichnen. Es wird sich zeigen, ob der Trend bei dieser Zählung anhält“, so Josefine Beims.
Sorgen macht den Ornithologen der Feldsperling. Die Spatzenart steht auf der Vorwarnliste der Roten Liste, auch in Niedersachsen, und wird bei der „Stunde der Gartenvögel“ immer seltener gezählt. Er steht in Konkurrenz zum kräftigeren Haussperling, darum ist er häufiger im ländlichen Siedlungsraum anzutreffen. Dort ist der Feldsperling durch die intensive Landnutzung bedroht, weil er kaum noch Nahrung wie Samen und Insekten sowie Nistplätze findet. Im vergangenen Jahr belegte der Feldsperling in Südost-Niedersachsen Platz neun, während der Haussperling, gefolgt von Star und Amsel, den ersten Platz belegte.
Dank der vielen Teilnehmenden an der NABU-Aktion ist es möglich, Trends für den Siedlungsraum abzulesen und wissenschaftlich auszuwerten. Im vergangenen Jahr waren es bundesweit 67.000 Menschen, die aus mehr als 44.000 Gärten über 1,5 Millionen Vögel gemeldet haben. Davon kamen 965 Teilnehmende aus Südost-Niedersachsen, die in 654 Gärten über 25.000 Vögel gezählt haben. „Wer teilnimmt, profitiert auch selbst, denn Studien haben gezeigt: Wer Vögel beobachtet, beeinflusst sein psychisches Wohlbefinden positiv und lebt gesünder“, betont Josefine Beims. „Und natürlich lernt man viel über Vögel und die Natur vor der eigenen Haustür.“