Gastrednerin Anja Piel vom Geschäftsführenden Bundesvorstand des DGB ging auf die Krisen und Herausforderungen der letzten Jahre ein, auf Corona-Pandemie, auf Putins Angriffs-Krieg in der Ukraine, auf Energiekrise, hohe Inflation und heftige Veränderungen in der Arbeitswelt durch Dekarbonisierung, Digitalisierung und demografischen Wandel. „All das macht viele von uns zu Recht unsicher und führt zu existentiellen Sorgen.“ Am Tag der Arbeit setzen die Gewerkschaften nach ihren Worten „ein sichtbares Zeichen für eine gerechte und friedliche Zukunft, für einen Sozialstaat, der trägt und eine Daseinsvorsorge, die alle erreicht“.
Anja Piel meint, für mehr Wohlstand müsse die flächendeckende und bezahlbare Versorgung mit Dienstleistungen der Daseinsvorsorge wieder eine zentrale Aufgabe des Staates werden: „Deshalb kämpfen wir auch gegen Privatisierungen, z. B. bei Krankenhäusern, Kitas und Schulen. Beschäftigten in den privatisierten Bereichen erleben oft Lohndumping und eine Abwärtsspirale bei den Arbeitsbedingungen.“ Darüber hinaus gehöre zu einem starken Sozialstaat auch eine starke Rente, die den erreichten Wohlstand sichern müsse. Der DGB fordere eine „vernünftige Kindergrundsicherung.“
Auch den Standort in Salzgitter bezog Anja Piel mit ein: Ein Unternehmen, dass staatlich unterstützt wird, müsse sich verpflichten, seine Standorte hier zu erhalten, Arbeitsplätze zu garantieren und gute Arbeitsbedingungen zu sichern. „Und das Wichtigste, ohne Tarifverträge und ohne Mitbestimmung keine staatliche Hilfe. Ökologische Transformation, Standortsicherung und gute Arbeit gehören für uns untrennbar zusammen“, sagte sie mit Blick auf die Milliarden-Förderung für die Salzgitter AG. Diese unterstütze mit moderner Technik das langfristige Ziel die Schaffung einer kohlenstofffreien Wirtschaft im Rahmen der Energiewende. „Und gleichzeitig können damit die Zukunft des Stahlstandortes Deutschland und damit auch zahlreiche Arbeitsplätze in Salzgitter langfristig gesichert werden.“
Die jungen Metaller wie Jannik Pohl von der Salzgitter Flachstahl GmbH und Ozan Ayhan von Volkswagen widmeten sich der Solidarität. Diese sei das Band, „was uns als Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, als Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter und uns als Menschen, als Teil einer gemeinsamen Bewegung zusammenhält“. Ida Hänsel von der Jugend- und Auszubildendenvertretung bei MAN machte darauf aufmerksam, dass Gewerkschafter immer noch verfolgt werden, deshalb dürfe dieses Band der Solidarität auch über Grenzen hinweg nicht abbrechen: „In Belarus werden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die sich gewerkschaftlich organisieren oder freie Wahlen fordern immer noch wegen Hochverrat, Verleumdung oder Mitgliedschaft in einer extremistischen Organisation für bis 15 Jahre Haft verurteilt. Oft verschwinden unsere Kolleginnen und Kollegen in Weißrussland einfach von der Bildfläche, weil sie verschleppt werden“, berichtete Ida Hänsel. Für junge Menschen hierzulande sei das unvorstellbar. Sie nannte es „umso wichtiger, dass das diesjährige Mai-Motto „Ungebrochen solidarisch“ auch eine Botschaft an die Weltgemeinschaft ist.