Ich wurde 27 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges geboren. Habe durch Schule, Bücher, Berichte und später in meinem Geschichtsstudium von den unfassbaren Verbrechen erfahren, von der Shoah, der Banalität des Bösen und den vielen Millionen Toten. Es übersteigt alles Denkbare. Ich habe durch meine Großväter von den Schrecken des Krieges ganz persönliche Berichte erhalten. Sie wurden jung eingezogen, einer eigentlich noch ein Kind. Missbraucht von einem Diktator im Größenwahn und einer menschenverachtenden Ideologie, die am Ende alles in Zerstörung hinterlassen hat. Vier Jahre nach Ende dieser Schrecken bauen Menschen ein Land auf einem Satz auf – das Fundament all dessen, was dieses neue Deutschland auszeichnen soll. Positiv formuliert. Eindeutig formuliert. Und ohne jede Einschränkung. „Die Würde des Menschen ist unantastbar!“ Manchmal, so befürchte ich, ist uns die Genialität dieses vermeintlich simplen Satzes gar nicht bewusst. Nur gilt es selbstverständlich, den Satz mit Leben zu füllen. Und dieses Grundgesetz zu feiern!
Matthias Brodowy