Zum Glück war dieses Szenario nur eine Übung, in der rund 20 ehrenamtliche Bevölkerungsschutzkräfte der Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) aus dem Regionalverband Harz-Heide den Ernstfall trainierten. Eine Rettungswagen-Besatzung der Johanniter aus Salzgitter war mit zwei Einsatzkräften zuerst am Unglücksort auf dem Gleisbett mitten auf einem Feld rund 400 Meter hinter dem Bahnhof Klein Mahner. Ein Schwerverletzter lag unter dem Zug. Auch der Zugführer auf seinem Führerstand war schwer verletzt. Weitere zwölf Menschen, die in dem Zug saßen, brauchten dringend medizinische Hilfe.
Weitere Johanniter-Einheiten folgten. Aus dem Ortsverband Salzgitter rückten der Gerätewagen mit Helfern und eine Sanitätsgruppe an. Der Ortsverband Braunschweig machte sich auf den Weg mit einer weiteren Sanitätsgruppe. Zusätzlich kamen auch Johanniter aus Uelzen. Während eine Teileinheit einen Behandlungsplatz hinter dem Bahnhofsgebäude aufbaut e, startete die Rettung und der Transport der Verletzten. Körperlich fordernd für die Rettungskräfte war der anstrengende Weg auf dem Gleisbett. Die Unglückstelle war nur zu Fuß zu erreichen.
Der Transport der Opfer zum Behandlungsplatz wurde so zum Kraftakt, der durch den Regen zusätzlich erschwert wurde. Doch nicht nur körperlich war die Übung eine harte Prüfung, auch eine zusätzliche psychische Belastung mussten die Helferinnen und Helfer aushalten: Um den Stresspegel analog zum Ernstfall zu simulieren, schallten auf dem Weg zur Einsatzstelle aus einer großen Sound-Box Schreie und Geräusche.
„Unser Ziel war es, die Einsatzkräfte auf nicht alltägliche Großschadenslagen vorzubereiten und das zuvor theoretisch vermittelte Wissen aus den vorangegangenen Ausbildungsdiensten nun in der Praxis anwenden zu können“, erklärte Holger Vree, der gemeinsam mit Sarah Pfaffenrath die Übung geplant und geleitet hat. Die Übung habe gezeigt, „dass wir im Rahmen der Führungsausbildung dranbleiben müssen. Beide Gruppenführer aus dem OV Salzgitter kommen frisch von der Akademie und nehmen sich vor, die Einsatztaktik noch zu verfeinern. „Im Großen und Ganzen sind wir aber sehr zufrieden über die Leistungen unsere Helferinnen und Helfer.“
Über 30 Stunden Vorbereitungszeit steckten in der Ausarbeitung. Die größte Herausforderung war die Suche nach einem passenden Übungsgelände und auch die Zusage von Statisten, ergänzte Sarah Pfaffenrath. Unterstützung, was die Darsteller und Beobachter anging, kam von der Freiwilligen Feuerwehr Beinum, der THW Jugend Salzgitter und der DLRG Lebenstedt. Privat fanden sich auch noch Freiwillige, die als Statisten mitmachten.
Regionalvorstand Dirk Gähle war auch bei der Übung als Beobachter mit dabei. Bei der Nachbesprechung war er voll des Lobes: „Es macht mich mächtig stolz, zu sehen, mit welcher Ruhe und Professionalität unsere Helferinnen und Helfer in dieser schwierigen Lage ihre Aufgaben abgearbeitet haben.“ Dankbar sind die Johanniter, dass die Dampflok 41 096 Gemeinschaft aus Klein-Mahner bei der Realisierung geholfen hat. Der Verein, der historische Züge instand setzt und betreibt, stellte auch das Schienengefährt für das Szenario und das Übungsgelände.